Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
Vom Netzwerk:
junge Mann am Fuß der Treppe streckte die Hände aus. Gwen gab ihm das Buch. Er drehte sich um, um es der Frau neben sich zu zeigen. Andere traten zu ihnen, aber die meisten blieben sitzen und klammerten sich an die Gläser mit der dunklen Flüssigkeit in ihren Händen.
    “Hört mir zu”, sagte Gwen. “Egal, was Sammael euch heute Nacht erzählt hat, ihr müsst nicht sterben. Die Männer da draußen sind nur hier, weil Sammael vorhatte, sie umzubringen. Jim ist da draußen bei ihnen. Er hat sie gewarnt, weil er wusste, dass Sammael etwas Falsches tat. Angela hat ihr Leben gegeben, weil sie wusste, dass er etwas Falsches tat.”
    “Angela hat uns hintergangen!”, brüllte Sammael. “Dorian Black hat uns ebenso hintergangen! Sie hätten all unsere Arbeit zunichte gemacht … und uns der Erlösung durch den Herrn beraubt!”
    “Er will, dass
ihr
für seine Fehler bezahlt!”, sagte Gwen. “Was haltet ihr da in den Händen? Ist es Gift? Ist er ein heidnischer Gott, der verlangt, dass ihr eure Loyalität zu ihm beweist, indem ihr euch umbringt?”
    Fünfzig Köpfe neigten sich, als Männer und Frauen, Menschen und
Strigoi
, zu den Gläsern in ihren Händen hinabsahen. Der junge Mann, der Micahs Buch gehalten hatte, drehte sich zu den Menschen hinter ihm um.
    “Sie hat recht”, sagte er. “Ich kann sehen, was Sammael getan hat. Micah hat nie gesagt …”
    “Sie werden euch umbringen!”, kreischte Sammael. “Die Dämonen werden in diesen Raum eindringen, und ihr werdet alle unter Qualen sterben!”
    “Nein”, sagte Dorian.
    Seine Stimme war stark und sicher und erregte die Aufmerksamkeit jeder Person im Raum. Er schleifte Sammael auf die Bühne und stand gerade und aufrecht da, so verschieden von Sammael wie ein Prinz von einem Bettler.
    “Einige von euch haben mich gekannt”, sagte er. Er formte jedes Wort, als müsse er sich gerade erst wieder an die Sprache gewöhnen. “Ich habe einst für Pax gearbeitet. Ich habe geglaubt, was ihr geglaubt habt. Für Pax habe ich anderen Leid zugefügt. Ich habe geglaubt, dass der Zweck die Mittel heiligt.” Er neigte den Kopf. “Ich hatte unrecht. Ich habe Micahs Worte gehört. Er war ein Mann des Friedens, für den Gewalt nie eine Lösung war.” Er ließ Sammael abrupt los. “Ich habe in meinem Leben schreckliche Dinge getan. Aber ich glaube, es gibt noch eine Chance.” Er sah Gwen an. “Ich glaube, es gibt noch Hoffnung. Für uns alle.”
    “Es gibt eine Hoffnung!”, kreischte Sammael. “Er ist verdammt! Ihr alle seid verdammt!” Er hechtete an den Bühnenrand und stieg mit einem Revolver in der Hand wieder auf. Damit zielte er auf Gwen und drückte ab.
    Gwen spürte, wie die Kugel gerade durch ihren Oberarm schoss, fast so schmerzlos wie ein Bienenstich. Dorian zögerte eine halbe Sekunde lang, dann sprang er zu ihr hinunter und warf sich zwischen sie und Sammael.
    Es folgten keine weiteren Kugeln. Die Personen, die der Bühne am nächsten waren, sprangen darauf und stürzten sich als eine Masse auf Sammael. Sie entrissen ihm die Waffe. Andere umzingelten die Handlanger, die gerade erst angefangen hatten, sich von Dorians Behandlung zu erholen.
    Gwen taumelte und presste eine Hand auf die Wunde. Dorian fing sie auf.
    “Es geht mir gut”, sagte sie mit etwas lallender Stimme. “Es geht mir gut, Dorian.”
    Er wiegte ihren Kopf in seiner Handfläche und zog ihr Gesicht gegen seine Schulter. Sie konnte das Toben seines Herzens hören und seinen rauen Atem spüren. Sie fühlte seine Angst um sie wie einen Knoten in ihrem Hals.
    “Gwen”, murmelte er, “Gwen.”
    Sie hob ihren Kopf. “Es ist noch nicht vorbei”, sagte sie. Sie küsste ihn auf die Wange und kehrte auf die Bühne zurück. Sammael stand zwischen zweien seiner Fänger. Sein Gesicht hatte jede Farbe verloren.
    “Ihr seid alle verdammt”, sagte er mit brechender Stimme. “Meine Kinder. Meine armen Kinder.”
    Gwen stützte ihren verletzten Arm mit der anderen Hand und sah zu Sammael. “Du hast sie verloren, Sammael”, sagte sie. “Bald wird jeder bei Pax wissen, was Micah wirklich gelehrt hat und wie du seine Worte verändert hast. Sogar deine Soldaten werden die Wahrheit bald begreifen.”
    Tränen rannen Sammaels Wangen hinab. “Die Welt wird untergehen”, flüsterte er.
    “Noch nicht”, sagte Gwen. “Nicht, solange es mutige und anständige Menschen und
Strigoi
gibt, die für das Wohl von allen anderen arbeiten.” Sie sah Dorian an. “Nicht, solange wir weiterhin gegen die

Weitere Kostenlose Bücher