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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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und
Bündnisfähigkeit legte, als dem damaligen König recht war. Leider mußte ich
feststellen, daß dieser General mittlerweile zu alt und auch zu krank geworden
war, um noch mit einer dermaßen schwierigen Aufgabe betraut werden zu können.
    Die zweite Person war
jemand, den Ihr gut kennt: Baladesar Divon.«
    Â»Baladesar!«
    Naenn vermerkte das
Aufleuchten in Rodraegs Augen. »Herr Divon lehnte die Aufgabe
bedauerlicherweise aus familiären Gründen ab.«
    Â»Das kann ich mir gut
vorstellen. Da ist er eisern. Wie geht es ihm denn?«
    Â»Habt Ihr denn keinen
regelmäßigen Kontakt?«
    Rodraeg kratzte sich
das Kinn. »Naja – wie das nun einmal so ist: Ich arbeite als Schreiber, da
kommt man privat nicht viel zum Schreiben. Das finde ich ja großartig.
Baladesar war auf Eurer Liste.«
    Â»Ja. Wegen seiner
politischen Aktivitäten.«
    Â»Ich weiß. Sein
Ehrgeiz, der Königin und ihrem Beraterstab noch so etwas wie einen vom Volk
gewählten Senat zuzuordnen. Eine Idee, die anfangs verrückt klang, aber im
Laufe der Jahre immer mehr an Hand und Fuß gewann. Aber er würde nicht mehr
losziehen, um die Welt zu retten, das stimmt. Er hat eine wunderbare Frau, zwei
wunderbare Töchter und ein wunderbares Haus.«
    Â»Ich war dort. Die
Architekur ist sonnenfeldisch.«
    Â»Wir stammen von dort.«
    Â»Jedenfalls war er der
einzige auf meiner Liste, der mein Gesuch ablehnte.«
    Â»Der General nicht?«
    Â»Nein.« Sie senkte
beschämt den Kopf. »Ich habe ihm gar nicht alles erzählt, als ich seinen
Zustand sah. Es hätte keinen Sinn gehabt. Nun ja. Um die Sache etwas kürzer zu
machen: Die dritte Person auf meiner Liste war ein junger Bergführer aus dem
Targuzwall. Er wurde mir von einem der Mitglieder des Kreises ausdrücklich ans
Herz gelegt. Leider stellte sich heraus, daß dieser Bergführer weitaus mehr an
mir interessiert war als an dem, was ich ihm erzählte. So kann man natürlich
nicht arbeiten.«
    Rodraeg straffte sich
unwillkürlich. »Natürlich nicht.«
    Â»Bei Person Nummer Vier
hatte ich ebenfalls kein gutes Gefühl. Sie war eine Frau, eine Verfasserin von
Elendsviertelberichten aus der Hafenstadt Chlayst. Sehr klug, sehr energisch,
sehr organisationsbegabt und wortgewandt – leider aber vollkommen
königinnentreu. Sie schiebt alle Probleme des Kontinents den vergangenen
Königen in die Schuhe und hält unsere jetzige Königin für von den Göttern
gesandt. Sogar den geplanten Feldzug gegen die Affenmenschen befürwortete sie!
Da hat es doch gar keinen Sinn … mit ihr eine Gruppe zu gründen, die unter
Umständen auch einmal gegen Gebote der Königin verstoßen muß, um Ergebnisse zu
erzielen.«
    Â»Hm. Schade. Und da
wäre auch mit Kompromissen nichts zu machen gewesen?«
    Â»Die Frau, von der ich
spreche, wirkt ziemlich kompromißlos. Das kann eine gute Eigenschaft sein, in
unserem Falle hilft sie uns allerdings nicht weiter. Was haltet Ihr eigentlich
von dem Affenmenschenfeldzug?«
    Rodraeg lachte auf.
»Oha. Wenn ich jetzt mit tiefer Stimme antworte: ›Dieses Affengeschmeiß muß
weg!‹, dann ist unsere Unterredung blitzschnell beendet, stimmt’s?«
    Zum ersten Mal zeigte
sich auch auf Naenns Zügen die Andeutung eines Lächelns, das nicht nur
Höflichkeit war. »Gut möglich.«
    Â»Dann laßt mich
wahrheitsgemäß antworten: Ich erlaube mir in dieser Angelegenheit kein Urteil.
Ich weiß, daß menschliche Siedler in den Grenzgebieten der Felsenwüste immer
wieder von marodierenden Affenmenschenhorden überfallen werden. Ich weiß aber
auch, daß es menschliche Räuberbanden gibt, die in die Gebiete der
Affenmenschen vordringen, um dort vermeintlich leichte Beute zu machen. Wenn
ich auf eine Landkarte schaue, sehe ich, daß das Gebiet der Affenmenschen
ungeheuer groß ist, und ich kann mir vorstellen, daß die Königin dies als
störend empfindet. Wenn es also ein Konflikt ist, der lediglich um Land oder um
Ruhm geführt wird oder um Rechthaberei oder darum, welcher Regent in seiner
Zeit die schlagkräftigste Armee aufstellen konnte, dann habe ich keinerlei
Sympathie für diesen Feldzug. Vielleicht geht es aber auch um mehr, um etwas,
das meinen Kleinstadtaugen verborgen bleibt, und deshalb erlaube ich mir kein
Urteil.«
    Das
Schmetterlingsmädchen ließ seine Worte auf

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