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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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  Ort, zu einer anderen Zeit die Illusion von Erinnerungen hervorrufen würden.  Von Wissen. Faßte zu. Veränderte.  Bevor sie wieder entglitten in die Täuschung, die sie die Wirklichkeit nannten.
     
    *
     
    Die Welt war ein wirbelndes Durcheinander aus Dunkelheit und Lärm. Charity hatte auf Infrarot umgeschaltet, noch bevor sie selbst wußte, was sie tat. Das Lastschiff flog, sich mehrfach überschlagend, in geringer Höhe über eine Ebene dahin, die rasch näher kam. Sie konnte die Kapsel gerade noch aufrichten, als sie auch schon den Boden berührten. Staub und Dreck stoben nach allen Seiten auseinander, und eine Düne stoppte die leere Hülle bereits nach wenigen Metern. »Jemand verletzt?« fragte Charity in die Dunkelheit hinein. Die Notbeleuchtung vertrieb die schwarze Finsternis und zauberte ein paar dunkle Ränder unter die Augen ihrer Begleiter. »Du bist eine lausige Pilotin«, sagte Skudder scherzhaft. »Hast das Ding hier auch ruiniert?« »Das war die Notabschaltung«, antwortete sie. »Ich glaube, die Hülle ist intakt. Die Triebwerke sind es nicht, und Treibstoff haben wir auch nicht mehr viel.« »Prima«, kommentierte Skudder fröhlich. »Wir hatten ziemlich viel Schwung«, sagte Charity achselzuckend. »Dafür war es eine weiche Landung.« »Nur gut, daß da keine Mauer war«, stöhnte Harris und befreite sich von den Gurten. Die KEEP COOL lag mit Schlagseite im Staub. »Gibt es irgend etwas zu sehen?« fragte Skudder. Charity musterte die Bildschirme. »Wir befinden uns in einer Art Höhle, so wie es aussieht. Zwanzig Kilometer hoch, dreißig breit. Die eine Wand liegt einen halben Kilometer hinter uns.« Sie justierte die Kamera. »Da ist auch der Transmitter.« Sie runzelte die Stirn. »Was ist?« »Sie haben ihn schon wieder abgeschaltet«, erklärte sie. Niemand gab einen Kommentar ab. Verdammt knapp, sagte sie sich und bekam eine Gänsehaut »Dieser Transmitter ist noch größer als der am Pol«, bemerkte Skudder nachdenklich und tippte mit dem Finger auf das Entfernungsgitter, das der Computer in das restlichtverstärkte Bild hineingelegt hatte. »Sieh dich mal um«, versetzte Charity. »Das ganze Zeug aus Grube II ist hier unten. Um die Schaufelbagger hindurchzubekommen, mußten sie schon einen großen Ring bauen. Ich vermute, er hat dafür auch sehr viel weniger Reichweite und verbraucht trotzdem viel Energie.« »Ich empfange ein Funksignal«, rief Dubois von ihrem Pult aus. »Moroni?« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist eine unserer Frequenzen«, sagte sie. »Ein schwaches Bereitschaftssignal von einem kleinen Funkgerät.« Sie sahen sich an. »Eine Falle?« argwöhnte Skudder. »Könnte auch Hartmann sein«, sagte Charity. »Sollen wir antworten?« Sie überlegte kurz. »Vorerst nicht. Irgend jemand da draußen will dringend mit uns sprechen. Mit ein wenig Glück können wir nachsehen, wer es ist, bevor wir uns in ein Gespräch verwickeln lassen.« »Aus welcher Entfernung kommt das Signal?« fragte Skudder. »Etwa fünf Kilometer«, sagte Dubois. »Da ist eine Schleusenanlage. Kein Spaziergang bei diesen Lichtverhältnissen und dem Boden.« »Ist auch nicht das erste Mal«, antwortete Charity. In diesem Moment leuchteten überall um sie herum Scheinwerferbatterien auf, und gleichmäßig weißes Licht verscheuchte die Dunkelheit. Sie hielten den Atem an und warteten auf den Angriff, aber nichts geschah. »Suchen wir unsere Sachen zusammen und verschwinden wir«, sagte Charity hastig. »Ich möchte nicht mehr hier sein, wenn die Moroni nachsehen kommen, was sie für ihre Gleiter eingetauscht haben.« Draußen konnten sie erkennen, wie knapp das Lastschiff den Komplex aus Wartungshallen und Kraftwerken verfehlt hatte. Eines der auf Trägerbeinen montierten Transportbänder war einfach durchgebrochen. Direkt hinter ihnen erhob sich die gewaltige Masse eines Schaufelbaggers, den sie nur um ein paar Dutzend Meter verfehlt haben konnten. Vor ihnen erstreckte sich ein gut ausgeleuchtetes Plateau, und dahinter erhob sich eine glatte Wand. Hier und da standen winzige Lichter, die sich bei näherer Betrachtung als gewaltige Scheinwerfer entpuppten, zu atemberaubender Winzigkeit geschrumpft nur aufgrund der gewaltigen Entfernung. Zwischen den kleinen Inseln der Helligkeit, die Abraumhalden markierten, zeichneten sich die schattenhaften Silhouetten weiterer Schaufelbagger ab. Transportbänder zogen sich wie schimmernde Bahnen aus Mondlicht weit hinein in die

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