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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Dunkelheit und verloren sich zwischen einigen gewaltigen Felssäulen, die anscheinend die gewaltige Last des Deckengewölbes trugen. »Sie müssen diese Kavernen mit Wasserstoffbomben gesprengt haben«, sagte Charity. »Das müssen Gigatonnen gewesen sein.« Die anderen schwiegen. Harris ließ sich einfach aus der Schleuse fallen und kam auf dem Boden auf. Staub stieg hoch. »Ich fühle mich leicht wie eine Feder«, sagte er von unten her. »Stimmt was nicht mit meiner Luftversorgung.« »Ihre Luft ist okay«, sagte Charity. »Wartet mal einen Moment.« Sie ging in die Knie und sprang auf die Hülle der KEEP COOL. Dann kletterte sie eine schrägstehende Verstrebung hinauf, bis sie etwa sieben Meter Höhe über dem Boden erreicht hatte. Dort nahm sie ihre Lampe aus dem Gürtel und hielt sie am ausgestreckten Arm ins Leere. Skudder, der inzwischen mit dem Würfel auf dem Rücken den Boden erreicht hatte, warf Harris einen verwirrten Blick zu. Über ihnen ließ Charity die Lampe los, den Blick auf den Zeitgeber an ihrem Handgelenk gerichtet. Die Lampe hing einen Sekundenbruchteil scheinbar reglos, dann setzte sie sich in Bewegung. »Eins … zwei … drei … vier … fünf«, zählte sie langsam, während die Lampe erst langsam, dann immer rascher zu Boden sank. »Sechs«, sagte sie, als die kleine Staubwolke in Zeitlupe vom Boden aufstieg. »Und?« fragte Skudder. »Halt den Mund«, antwortete sie. »Ich konnte noch nie gut rechnen.« Sie richtete sich auf und sprang von der Strebe. Skudder beobachtete ihren Fall und hielt unwillkürlich den Atem an. Ihre Stiefel sanken tief in den Boden ein, und sie ächzte kurz, aber der Fall schien ihr nicht geschadet zu haben. »Und?« fragte er noch einmal, während sie die Lampe wieder aus dem Dreck heraussuchte. »Die Schwerebeschleunigung beträgt hier nur ein Viertel des Wertes an der Mondoberfläche«, sagte sie. »Das heißt, wir sind ziemlich tief unten.« »Wie tief?« fragte Skudder und sah besorgt zu der unsichtbaren Decke der Blase auf. »Drei Viertel des Mondradius tief«, antwortete Harris. Charity nickte in ihrem Helm. »Bei etwa dreitausendvierhundert Kilometern Durchmesser sind das etwa eintausenddreihundert Kilometer. Der Mittelpunkt des Mondes liegt keine vierhundert Kilometer unter uns.« »Prima«, sagte Harris fröhlich. »Das bedeutet, daß wir keine Probleme haben werden, uns mit unserer Bombe abzuschleppen.« »Von wegen«, sagte Charity. »Wir haben ein Problem. Bei dieser Schwerkraft werden wir nicht gehen, sondern hüpfen wie die Frösche. Es wird Stunden dauern, bis wir die Schleuse erreichen, wenn wir nicht in diesem verdammten Staub steckenbleiben.« »Und?« fragte Harris ahnungslos. »Wir brauchen ein Fahrzeug«, sagte sie entschlossen. »Und da wir keins haben, werden wir eines stehlen.« »Und von wem?« Skudder breitete die Hände aus. »Ich habe hier unten nichts gesehen, keinen Traktor, keinen Lastwagen, keinen Gleiter, nichts.« »Dann mach die Augen auf«, sagte Charity. »Ich sehe nichts«, meinte er ungehalten. »Prima«, versetzte sie fröhlich. »Es ist also zumindest unauffällig.« »Was?« Sie deutete mit dem Daumen über die Schulter. »O nein«, sagte Harris. »O doch«, versetzte sie grimmig, drehte sich um und legte den Kopf in den Nacken, um zum Cockpit des Schaufelbaggers hinaufzublicken. »Ich wollte schon lange mal wieder einen Wagen mit einem starken Motor fahren. Mit Getriebe und einer richtigen Gangschaltung.«  Skudder blickte hilfesuchend zu Harris und Dubois. »Lassen Sie ihr ihren Willen«, riet ihm Dubois weise. Es dauerte eine Viertelstunde, die Bombe aus dem Lastschiff herauszubugsieren. Harris und Skudder konnten den zentnerschweren Behälter ohne Probleme halten, aber der Transport erwies sich als so umständlich, wie Charity es befürchtet hatte. Mühsam arbeiteten sie sich an den Schaufelbagger heran. Nach hundert Metern hatten sie die beiden Frauen eingeholt. »Stimmt was nicht?« fragte Skudder keuchend. Charity leuchtete mit ihrer Lampe zwischen die Bergbaumaschinen, die vor dem Schaufelbagger aufgestapelt waren. »Sieh mal«, sagte sie. Der Moroni hielt sich nur aufgrund der niedrigen Schwerkraft auf seinen dürren Beinen. Der Chitin-Panzer war nicht glänzend schwarz, sondern hatte eine stumpfe, graubraune Farbe angenommen, und war hier und da mit helleren Flecken gesprenkelt. Die Zangen hatten sich kraftlos geöffnet, und die Facettenaugen schimmerten farblos.

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