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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Flüssigkeit war zwischen seinen Kieferzangen zu einer zähen Masse vertrocknet, dort, wo ein einfaches Atemgerät vor seinem Mund und an seinen Flanken befestigt war. »Er ist tot«, sagte Harris nach einiger Zeit. Charity nickte stumm. Sie ließ den Lichtstrahl ihrer Lampe wandern. Dubois tat es ihr nach, und schließlich schalteten auch Skudder und Harris ihre Lampen ein. »Sieht nicht so aus, als hätten wir von den Moroni noch viel zu befürchten«, sagte Harris schließlich. Zwischen den Tagebaumaschinen standen, lagen, kauerten und hockten Hunderte von Ameisen, die meisten mit Atemgeräten, aber keine mit einem vollständigen Schutzanzug, und keine von ihnen war weniger als einige Wochen tot. »Sie haben sie ohne Druckanzug ins Vakuum hinausgeschickt«, sagte Charity fassungslos. »Hier unten ist das schon schlimm genug, aber sie müssen auch oben in Grube II gewesen sein.« »Die Sonnenstrahlung hat sie umgebracht«, vermutete Harris. »Das ist Wahnsinn.« »Der Shait hat sie in den Tagebauanlagen verheizt«, sagte Charity. Der Lichtkegel ihrer Lampe wanderte weiter, erfaßte immer mehr der toten Moroni. Sie hatte gedacht, nach der Invasion und dem Krieg auf der Erde könnte sie nichts mehr beeindrucken, aber der Anblick der toten Ameisen erschütterte sie bis in den hintersten Winkel ihres Verstandes. Zum ersten Mal begriff sie, was die Jared den Herrschern Morons gegenüber empfinden mußten. »Es können nicht mehr viele übrig sein«, sagte Dubois nachdenklich. »Sie werden es nicht riskiert haben, eine Königin hier hinaufzubringen. Nicht, nachdem der Sprung stattgefunden hat.« »Was zum Teufel haben die hier unten bloß gemacht?« fragte Skudder beklommen. »Uranbergbau hätten sie auch an der Oberfläche haben können.« »Keine Ahnung«, sagte Charity. Harris drehte sich um. »Diese Idioten«, sagte er fassungslos. Seine zitternde, sich überschlagende Stimme zeigte, daß er am Rand eines Nervenzusammenbruchs stand. »Diese lupenreinen Vollidioten.« Charity warf Skudder einen verwirrten Blick zu. »Was ist los?« »Sehen Sie nur.« Harris’ Stimme schwankte vor aufrichtiger Empörung. »Diese von allen guten Geistern verlassenen insektoiden Narren. Diese algenfressenden Nachtwächter. Sie haben die ganze Grube hier herunter geschafft, Bagger, Bänder, Beleuchtung, Kraftwerke und Kabeltürme, einfach alles. Die ganze verdammte Grube …« »Na und …« begann Skudder. » … einschließlich der beschissenen Verbotsschilder.« Harris begann hysterisch zu lachen, und der Lichtkegel seines Handscheinwerfers begann zu tanzen, aber Charity konnte trotzdem noch den Text des Schildes erkennen, das sauber und akkurat an einer der Trägersäulen vor ihnen angebracht war. »Unbefugten ist das Betreten der Anlage untersagt«, las sie laut und begann ebenfalls zu lachen. Nahezu vom ersten Tag hatte sie gewußt, daß die Moroni in technischer Hinsicht Dummköpfe waren, fähig nachzuahmen, aber unfähig, die einfachsten Zusammenhänge zu begreifen. Jetzt, Monate später, kurz vor dem vermutlichen Ende eines Krieges, der die ganze Welt vernichtet hatte, begriff Charity wirklich, was dieser Satz bedeutete. Sie starrte auf das rotgelbe Schild und lachte Tränen, und hinter ihr fiel Skudder auf die Knie und hielt sich den Bauch. Später einmal sollte sie begreifen, wie nahe sie alle in diesem Moment daran waren, den Verstand zu verlieren, aber für solche Gedanken hatte sie keine Zeit, während drei Lichtkegel immer wieder über das nutzlose Schild tanzten. »Okay, wir haben unseren Spaß gehabt«, sagte Charity dann endlich. »Schluß jetzt.« Es wird Zeit, diesem Spuk ein Ende zu machen.  Die anderen sahen ihr Gesicht, geisterhaft bleich im Schein der Helmbeleuchtung. Der Anblick ernüchterte sie schlagartig. Sie deutete auf eine der aufragenden Raupenketten. »Da vorne ist eine Leiter. Wir werden dich dort vorne absetzen, 370/98.« »Es hat wohl wenig Sinn .. .« begann der Würfel maulend. »Hat es nicht«, schnitt ihm Charity das Wort ab. Sie ließen auch die Bombe auf einer Plattform am Fuß der Steigleiter zurück und kletterten die zwanzig Meter bis zum Cockpit des Schaufelbaggers hinauf. Keiner von ihnen verlor ein Wort, bis sie die Zugangsluke geöffnet und die Steuerzentrale betreten hatten. Charity ließ den Scheinwerfer über die Pulte und Bildschirme wandern. Das Baggercockpit erinnerte an die Zentrale eines Öltankers. »Keine Toten«, sagte sie schließlich

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