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Die dunkle Seite

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Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Scharfschütze lächelte in sich hinein. Sie hätten ihm die Füße küssen sollen. Er hatte sie hierhergeführt.
    Andächtig ließen sie die funkelnden Steine durch die Finger rinnen und fragten sich, ob sie in Zukunft Millionäre oder Milliardäre sein würden.
    »Millionäre.«
    »Milliardäre!«
    »Sagst du! Ich hab keinen Schimmer, was das wert ist.«
    »Warte mal. Ein Einkaräter bringt so zwischen fünf‐ und fünfzehntausend Mark. Das hieße ...«
    »Quatsch! Woher willst du das wissen, Schafskopf? Viel mehr!«
    »Ja, bis zu vierzigtausend.«
    »Das hieße ...«
    »Nein, nicht ganz so viel. Die sind im Laden ...«
    »Was? Jeder der Klunker da reicht, um Ivana Trump zu kaufen!«

    »Bah. Wer will denn die?«
    »Dann Sharon Stone.«
    »Schon besser. Aber ernsthaft, nehmen wir mal ganz bescheiden an, jedes der Steinchen brächte nur zehntausend ...«
    »Komm, wir zählen sie!«
    »Dazu haben wir keine Zeit. Aber ich würde übern Daumen peilen, das sind ... pro Schatulle tausend Steine.«
    »Drei Schatullen, dreitausend Steine. Mal zehntausend.«
    »Äh ...«
    »... ein Stein zehntausend ... mal drei...«
    »Drei Millionen?«
    »Dreißig, du Schwachkopf!«
    »Verdammt, das stimmt. Dreißig Millionen! Dreißig Millionen!!!«
    »Durch drei!«
    »Durch drei.«
    Sie starrten einander an und versuchten sich auszumalen, was man mit dreißig Millionen alles anstellen konnte.
    Beziehungsweise mit zehn.
    Für jeden.
    Das Haus in Frankreich, dachte der Scharfschütze. Ein Boot. Mehr fiel ihm nicht ein, aber es würde ein Haus sein, um das ihn die Ölprinzen beneideten. Ein Schmuckstück oberhalb der Küste, so daß er nachts auf die Stadt herabsehen konnte. Und seine Ruhe wollte er haben. Keine abgerissenen Puppenköpfe. Vielleicht ein privater Flieger zum Fallschirmspringen. Eine eigene Tauchbasis! Die als erstes. Aber nie mehr kämpfen müssen. Nie wieder!
    Wieviel Seelenfrieden konnte man für eine Schatulle Diamanten kaufen?
    Die Zunge des Technikers entdeckte einen Dattelrest zwischen den Zähnen. Er schob ihn von rechts nach links und spuckte ihn aus.
    Plötzlich sah er sehr nachdenklich aus.
    »Das ist ja alles schön und gut«, sagte er. »Aber wohin nun mit dem Zeug?«

    Der Fahrer starrte ihn mit betroffener Miene an.
    »Wie meinst du das?«
    »Er hat recht«, sagte der Scharfschütze. »Wohin damit? Das ist die entscheidende Frage. Wir können nichts davon mitnehmen, ohne aufzufallen. Die Zeiten sind nicht danach. Die Alliierten machen kurzen Prozeß mit Plünderern, und wir gehören nicht den regulä‐
    ren Verbänden an.«
    »Wieso Plünderer ?« Der Fahrer schnappte nach Luft. »Die hier sind ja wohl mausetot, oder wie? Die brauchen das Zeug nicht mehr.«
    »Es gehört uns nicht.«
    »Jetzt fang nicht so an. Sollen wirʹs liegenlassen? Seid ihr noch ganz gescheit?«
    »Beruhige dich. Wir könnenʹs nicht mitnehmen. Wir kämen über keine Grenze. Willst du, daß sie dich durchsuchen und Diamanten in deinen Gürteltaschen finden?«
    »Aber wenn wir sie hierlassen, fallen sie irgendeinem Arschloch in die Hände!«
    »Wir lassen sie nicht hier.« Der Scharfschütze dachte einen Augenblick nach. Dann erhob er sich. »Südlich unserer Route liegt ein zerklüftetes Gebiet. Gar nicht weit. Jede Menge Felsspalten. Uninteressant für die Iraker ebenso wie für die Kuwaitis. Die Alliierten wirst du da erst recht nicht sehen. Ein paar Skorpione hausen in der Gegend, sonst nichts.«
    »Du willst es verstecken!« rief der Fahrer.
    »Ja.«
    »Na, ich weiß nicht. Ich würde in der Wüste nichts mehr wiederfinden. Ein, zwei Sandstürme, und ...«
    »Die Felsen sind geschützt. Wir müssen uns halt ein wenig in Geduld fassen. Laßt den Krieg zu Ende gehen, Saddam zu Kreuze kriechen ...«
    »Wird er nicht.«
    »Egal. Er wird nicht winseln, aber er wird verlieren. Ich schätze, zwei, drei Jahre, und wir haben hier die erforderliche Ruhe. Wir können ganz regulär wieder einreisen und die Steinchen holen.«
    »Ja. Für nichts und wieder nichts«, sagte der Techniker und starrte auf die Rauchsäulen am Horizont. Plötzlich wirkte er deprimiert.
    Der Scharfschütze grinste freudlos.
    »Für soviel prachtvolles Gefunkele finden wir ein Plätzchen an der Sonne, auch wenn Saddam die ganze Welt anzündet. Im übrigen ist ja nicht raus, ob das Feuer tatsächlich die Auswirkungen haben wird, die neuerdings jeder herbeiphantasiert.«
    »Aber die schönen Steinchen!« jammerte der Fahrer, der ihnen mit verständnislosem Blick zugehört

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