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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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hatte. »Können wir nicht wenigstens eine Handvoll mitnehmen?«
    »Nein. Kommt, hängen wir nicht rum. Hier können wir nichts mehr tun.«
    Sie packten die Schatullen auf die Ladefläche des Jeep und überlegten, ob es nicht doch noch etwas einzusacken gab, da sie schon mal hier waren. Der Scharfschütze ging zurück zu dem Rolls, und dabei stieß er unbeabsichtigt mit dem Fuß gegen einen Körper, den es nicht ganz so schlimm erwischt hatte.
    Eine Frau.
    Sie hing mit den Beinen noch in dem Fahrzeug, der Oberkörper lag mit ausgebreiteten Armen im Sand. Um den Hals trug sie ein Collier.
    Diesmal konnte der Scharfschütze nicht widerstehen. Er ging in die Hocke und griff nach dem Schmuck. Seine Finger berührten den Hals der Frau.
    Er stutzte.
    Der Leichnam war noch warm.
    Mit einem Satz war er auf den Beinen und rannte zurück zum Jeep.
    »Laß den Motor an! Wir müssen weg hier.«
    »Was ist los? Warum so eilig?«
    Der Scharfschütze sprang auf die Ladefläche und boxte den Fahrer zwischen die Schulterblätter.
    »Mach schon! Ich weiß nicht, wann das hier passiert ist, aber es ist nicht so lange her, wie ich dachte.«
    »Vergiß es. Keiner der Wagen hat gebrannt oder geraucht, als wir kamen ...«
    »Mag sein, daß ich spinne. Trotzdem. Ich will nicht hier sein, wenn die zurückkommen.«
    »Okay. Wohin?«
    »Da entlang!« Der Scharfschütze wies in eine Richtung, die sich von ihrer Route in spitzem Winkel entfernte. Am Horizont war tatsächlich etwas auszumachen, das wie ein kleines Gebirge anmutete.
    »Wie lange werden wir brauchen?«
    »Nicht lange.«
    Der Motor heulte auf. Sie ließen den zertrümmerten Konvoi hinter sich und hielten mit erhöhter Geschwindigkeit auf die Hügel zu. Ein paarmal schoß der Jeep über den Kamm einer Düne und schwebte einen Augenblick lang in der Luft, und der Fahrer lachte auf. Er machte seine Sache gut. Sie waren ein gutes Team.
    Ein reiches Team.
    Stinkreich!
    Der Scharfschütze suchte nervös den Himmel ab. Vielleicht hatte er sich geirrt, und die Wärme des Körpers rührte von der Sonne her.
    »Fahr schneller«, rief er nach vorne.
    »Alles, was du willst«, grinste der Fahrer, und sie flogen ihrem Ziel entgegen.
    Es dauerte dennoch eine knappe Viertelstunde, bis sie die ersten Ausläufer der Felsen erreicht hatten. Die Ritzen zwischen den Steinen waren mit graugrünen Flechten bewachsen. Sie parkten den Jeep im Schatten eines Überhangs, stiegen aus und trugen die Schatullen ins Innere des Felsgebiets, jeder eine, obschon auch einer alle drei hätte nehmen können. Es war ein symbolischer Akt des Teilens, da sie den Reichtum hierlassen mußten. Der Scharfschütze ging ihnen voraus, seine Schatulle unter den Arm geklemmt, das Maschinengewehr im Anschlag.
    »Hier sieht alles gleich aus«, sagte der Fahrer nach einer Weile entmutigt.
    Der Scharfschütze blieb stehen.
    »Du mußt Augen haben, um zu sehen. Schau mal nach rechts.«
    »Wo?«
    »Noch mehr. Siehst du die vier Felsnadeln?«
    »Ja.«
    »Sehen aus wie Papa, Mama und zwei Kinder«, bemerkte der Techniker.
    »Auf jeden Fall ein Ort, den man wiederfindet.«
    Der Techniker setzte seine Schatulle ab, peilte die Lage und schrieb etwas in den kleinen Block, den er mit sich führte.
    »Wir werden trotzdem suchen müssen«, sagte er. »Aber wir werdenʹs wiederfinden.«
    Sie gingen weiter bis zu der Formation. Unterhalb der rechten größeren Felsnadel entdeckte der Fahrer eine Reihe dornig bewachsener Spalten, die tief in den Felsen einschnitten. Eine davon erwies sich als geräumig genug, die Schatullen aufzunehmen.
    Sie standen davor und fühlten ihre Herzen schwerer werden.
    »Kopf hoch. Wir kommen ja zurück«, sagte der Techniker schließ lich.
    Der Fahrer nickte.
    »Hoffentlich«, flüsterte er.
    Zügig packten sie die Schatullen in den Felsspalt, schoben Geröll und Sand nach und zogen die zurückgebogenen Sträucher wieder davor.
    Die Beute war verschwunden. Nichts deutete mehr darauf hin, daß an diesem Ort dreißig Millionen lagerten.
    »Na schön«, sagte der Scharfschütze. »Wir haben unsere Altersvorsorge eingezahlt. Gehen wir.«
    Er drehte sich um, ohne einen weiteren Blick an das sorgsam getarnte Versteck zu verschwenden, schulterte das Maschinengewehr und stapfte den Weg zurück.
    Der Fahrer folgte ihm.
    Der Techniker ließ sie gehen und rieb sich nachdenklich das Kinn.
    Seine Augen wanderten zum Himmel.
    Etwas ließ ihn erschauern, ohne daß er wußte, was es war.
    Dreißig Millionen ...
    Plötzlich fühlte er

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