Die dunkle Treppe
wieder verstecken.
Sie konnte es nicht. Auf allen vieren, Zentimeter für Zentimeter, näherte sie sich schwer atmend der Sauna, und als sie diese endlich erreicht hatte, schlug sie mit ihrer unverwundeten Hand gegen das Glas. Sie versuchte zu schreien, aber alles, was sie nach langem Bemühen zustande brachte, war ein kaum hörbares, mäusehaftes Quieken.
»Lass sie in Ruhe! Du Scheißkerl! Lass sie in Ruhe!«
48
Bronny sah Celias schöne, weinende Augen. Sie schlug gegen das Glas, aber nichts war zu hören. Hamish war sowieso zu sehr damit beschäftigt, sich einen runterzuholen.
»Pst!«, bedeutete sie Celia mit Mund und Augen, und Celia hörte kurz auf, gegen die Scheibe zu schlagen.
Hamish war gleich so weit, wie er bereits mehrfach angekündigt hatte: »Gleich! Gleich!«
Bronny formte mit dem Mund das Wort »Polizei«, aber gleich danach wurde ihr klar, dass Celia unmöglich die Polizei rufen konnte. Celia hatte nicht nur keinen Schimmer, wohin sie gehen musste, sie war auch zu schwach zum Aufstehen.
»Gleich! Gleich!«
Bronny kam zu dem Schluss, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: Entweder würde Hamish nur sie töten, oder er würde sie und Celia töten.
Mit aller Kraft schaffte sie es, sich aus Hamishs Griff zu befreien, zur Tür zu laufen, den Schlüssel aus dem Schloss zu ziehen und ihn unter der Tür durchzuschieben. Jetzt war sie mit Hamish eingeschlossen.
Celia war in Sicherheit.
»Scheiße!«, schrie Hamish. »Was soll das?«
Er versuchte die Tür zu öffnen, aber er schaffte es nicht. Doch als er mit der Faust gegen das Glas hämmerte, bebte es, als ob es jeden Moment zerbrechen könnte.
Bronny packte ihn, ehe das Glas splitterte. Er drehte sich um, stieß sie zurück auf die Bank und fing an, sie mit beiden Händen zu würgen.
Als sie nach Luft schnappte, schaute sie ihm direkt in die Augen. In diesem Moment kam ihr eine Idee. Sie streckte ihre rechte Hand aus und packte eines der glühenden Kohlenstücke. Sofort brannte es sich in ihre Handfläche ein, und eine unsägliche Schmerzwelle schoss durch ihren Körper. Doch ihr Hass war größer als der Schmerz. Sie drückte das, was sie in ihrer verschmorten Hand hielt, kräftig gegen Hamishs nackten Unterleib. Die Kohle zischte, als sie sich in seinen Penis fraß.
Sofort ließ Hamish ihren Hals los und schrie gellend auf. Er war unfähig zu jeder weiteren Bewegung – wie eine Ratte, die auf eine Starkstromleitung getreten ist.
»Warte doch noch!«, krächzte Bronny. »Ich bin gleich so weit. Gleich!«
Sie drückte fester, und sein Penis verschmolz mit seinen Hoden zu einer unförmigen Masse. Der Geruch von brennendem Fleisch verbreitete sich im Raum. Hamish schrie wie am Spieß.
Sein Schwanz fiel in sich zusammen wie ein geplatztes Würstchen auf dem Grill.
»NEEIIIN!«, schrie er.
»Doch«, sagte sie. »Doch! Doch!«
Mit einem jähen Ruck löste sie ihre verschmorte Haut von seiner, schleuderte das Kohlestück mit einer raschen Bewegung von sich und steckte ihre Hand in den Wassereimer.
Hamish brach zusammen und wälzte sich schreiend am Boden. Nach einer Weile arbeitete er sich zur Glastür vor und traktierte sie schreiend mit Tritten und Schlägen. Bronwyn hatte keine Kraft mehr, ihn aufzuhalten.
Im Glas zeigte sich ein Riss.
Bronny musste sich eingestehen, dass sie ihm körperlich nicht gewachsen war. Ihr Blick fiel auf die Metallbüchse neben ihrem rechten Fuß, mit der er sie bewusstlos geschlagen hatte. Diesmal schaute sie genauer hin – es war Rattengift.
Ein weiterer Riss zeichnete sich in der Glastür ab. Nur noch ein einziger Schlag, und er konnte sie und Celia umbringen.
Bronny drehte den Deckel ab und senkte die Büchse mit dem flüssigen Gift über das Kohlenbecken. Sie brüllte, so laut sie konnte: »Noch eine Bewegung, und ich lasse los!«
Hamish drehte sich um und schaute sie an. Es dauerte einen Moment, bis er verstand. Dann zeichnete sich ungläubiges Verstehen in seinem Blick ab.
»Das tust du nicht«, sagte er.
Sie sah, dass Celia mit kaum noch geöffneten Augen draußen am Boden lag. Dann schaute sie Hamish an, der sie herausfordernd anstarrte. Er glaubte ihr nicht.
»Das traust du dich nicht.«
Bronny senkte die Giftbüchse, und ein Tropfen des Gifts landete neben den Kohlen.
Sie lächelte, denn nur eine Stunde zuvor hätte Hamish recht gehabt: Ihre Angst wäre zu groß gewesen. Immer hatte sie Angst gehabt. Angst vor Untersuchungsergebnissen. Angst vor Achterbahnen und Höhenangst. Angst davor,
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