Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
zuckersüß. Ansonsten war er dünn, blass und irgendwie nerdig, mit einem Haarschnitt, den jeder Nicht-Engel mit einem »Wie kann eine Mutter so was tun!« quittiert hätte. Ein Anfänger mit einem Haufen Theorien im Kopf, dachte ich, aber wenn er mit meinem Kumpel Sam herumhing, standen ihm ein paar harte Lektionen in praktischer Theologie bevor.
    »Wer ist denn dein kleiner Freund, Sammy?« Ich wusste, der Junge war einer von uns – wir erkennen einander –, aber einen Körper zu tragen, schien er eindeutig nicht gewohnt. »Amateur oder hospitierender Profi?«
    Junior setzte sofort das auf, was ich im Stillen das Intelligenter-Hund-Gesicht nenne: Ich weiß nicht, was du da redest, aber ich werde garantiert so tun, als wüsste ich’s . Es beeindruckte mich auch nicht viel mehr als sein nervöses Grinsen.
    »Rate mal.« Sam reckte den Hals. »Hey, Slowpoke Rodriguez«, rief er Chico dem Barmann zu, »wie kommt’s, dass du umsonst meinen Schwanz lutschen, mir aber nicht mal für Geld einen Drink machen willst?«
    »Klappe, Riley, du langweilst mich«, sagte Chico, legte aber sein Barhandtuch weg und drehte sich zum Gläserschrank um.
    »Sammy-Boy, du bist ja noch charmanter als sonst«, bemerkte ich. »Also, wer ist das hier? Ich nehme mal an, ein Trainee.«
    »Was soll er denn sonst sein, B? Riecht er nicht drei Meilen gegen den Wind nach dem Haus?« So bezeichnet Sam das, was die meisten Leute »Himmel« nennen würden – meist in der Formulierung »droben im Haus.« Was so viel heißt wie: Wir hier schuften in den Plantagen.
    »Echt?« Monica Naber am Nachbartisch erhob sich mit solcher Grazie, als hätte sie nicht schon seit Sonnenuntergang Tequila Slams getrunken. »Habt ihr das gehört, Leute? Wir haben einen Frischling!«
    »Oh, yeah!«, kam es von Jung Elvis. Er war jetzt zwei Jahre der Neue gewesen und offensichtlich hocherfreut. »Nehmt den Newbie richtig in die Mangel.«
    »Halt den Rand«, sagte Walter Sanders, ohne von seinem Glas aufzublicken. »Nur weil du so ein dämlicher Neuling warst, müssen nicht alle so sein.«
    Sams Jüngelchen zappelte auf dem Stuhl neben mir. »Ich bin nicht ganz neu …«
    »Ach?« Jetzt sah Sanders auf. Er hat etwas sehr Intensives und starrte das Bürschchen jetzt an, als wollte er es sezieren. »Wo hast du Schutzengeldienst gemacht? Wie lange?«
    »Schutzengeldienst? Aber … ich …« Der Junge blinzelte. »Ich war im Archiv …«
    » Archiv? « Sanders machte ein Gesicht, als hätte er vergammelte Milch getrunken. »Du warst Aktenschwengel? Und jetzt bist du Verteidiger? Glückwunsch – das ist ja ein ganz schöner Sprung.«
    Wie auf ein Stichwort knallte Chico die Registrierkasse zu, wobei diese laut »Ding!« machte. »Daddy«, sagte Sam mit piepsiger Kinderstimme, »unsere Lehrerin hat gesagt, immer wenn ein Glöckchen klingelt, bekommt ein Engel seine Flügel.«
    »Seid nicht so gemein«, sagte Monica Naber. »Der Junge kann doch nichts dafür.«
    Junior schien dankbar für den Beistand, doch es gab da ein paar Dinge, die er nicht wusste. Das Problem ist: Monicas Logik kann gnädig sein, sie kann aber auch gnadenlos sein. Frauen, selbst weibliche Engel, sind manchmal viel kaltherziger als Männer.
    Das allgemeine Interesse legte sich, und die meisten Gäste wandten sich wieder ihren Privatunterhaltungen oder ihren einsamen Grübeleien zu. Sam ging sich seinen Drink holen. Ich musterte das neue Jüngelchen, das jetzt nicht mehr grinste, als ob alles ganz super wäre. »Also, wie bist du hier gelandet?«, fragte ich. »Wer hat für dich Strippen gezogen?«
    »Wie bitte? Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Hör mal, du weißt doch, was wir machen, oder?«
    »Als Anwälte? Klar.« Er nickte emphatisch. »Ich freue mich sehr drauf …«
    »Halt den Mund und versuch mir zu folgen. Wie bist du aus dem Stand zu einem Job gekommen, den die meisten von uns erst nach Jahren kriegen?«
    Er schaute wie ein Kitz im Scheinwerferkegel. »Ich … ich weiß nicht. Sie haben mir einfach gesagt …«
    »Ach ja? Und wer fördert deine Karriere? Jemand muss es tun. Denk mal scharf nach.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Sam kam mit zwei Getränken zurück, einem Schnapsglas, gefüllt mit verschiedenen Sorten Cocktail-Bitter plus einem großzügigen Spritzer Tabasco, und einem Root Beer zum Runterspülen. Sam ist jetzt schon ein paar Jahre trocken. Was ihn aber nicht dran hindert, Stammgast im Compasses zu sein. »Heult er schon, B?«
    »Nein, aber ich arbeite dran. Wo

Weitere Kostenlose Bücher