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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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PROLOG

    Ich trat gerade aus dem Lift in die dreiundvierzigste Etage des Hochhauses Page Mill Square Nr. 5, da ging plötzlich der Alarm los, dieses albtraumhafte Sofort-Gebäude-Räumen-Gejaule, das sich wie die Schreie gefolterter Roboter anhört, und mir war klar, mit dem unauffälligen Vorgehen hatte es sich erledigt.
    Sagte ich schon, dass ich unter Stress dazu neige, in alte Gewohnheiten zurückzufallen? Und von Monstern gejagt zu werden, erzeugt nun mal Stress, ganz zu schweigen davon, wie es ist, wenn man zum Sündenbock für den größten Schlamassel zwischen Himmel und Hölle seit vielen tausend Jahren gemacht wird. Also war ich in dem Moment entsprechend drauf – ich war nervös und brauchte dringend ein paar Antworten. Und wenn ich so drauf bin, habe ich nun mal die Tendenz, vorwärts zu walzen, bis irgendwas passiert.
    Es beruhigte mich auch nicht gerade, dass ein bulliger Wachmann mit adrenalingeweiteten Augen aus dem Treppenhaus auftauchte und mir seine Dienstpistole vors Gesicht hielt. Er brüllte: »Auf den Boden!« Aber statt die Pistole auf mich gerichtet zu lassen, wedelte er damit, um mir zu zeigen, wo ich hinsollte, und ich wusste, ich hatte ihn praktisch schon.
    »Aber … aber soll ich Ihnen nicht erst mal meinen Angestelltenausweis zeigen oder so was?« Ich tat mein Bestes, wie einverwirrter, harmloser Bürohengst zu klingen. »B-b-bitte nicht schießen!«
    »Runter auf den Boden! Da!« Wieder zeigte er mit der Pistole auf den diskret-luxuriösen Teppichboden. Das Alarmgejaule übertönte ihn beinah, und ich machte zunächst mal nur ein hilfloses Gesicht.
    »Was? Ich verstehe Sie nicht. Nicht schießen …!«
    »Runter, verdammt!« Er packte mit der freien Hand meinen Arm. Ich lehnte mich zurück, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und zog dann ruckartig an seinem Handgelenk, sodass er auf mich zu taumelte und dabei verzweifelt mit der Waffenhand fuchtelte, um sich wieder zu fangen. Das nützte aber nicht viel, weil ich ihm meinen Unterarm mit solcher Wucht ins Gesicht donnerte, dass sein Kopf in den Nacken flog und er zu Boden plumpste wie ein Sack Wäsche. Und sein Nasenbein war nun wohl auch nicht mehr intakt.
    Ich wusste nicht, ob Valds Wachleute Typen in einem normalen Arbeitsverhältnis waren oder Soldaten der Gegenseite und hatte auch keine Zeit, diesen hier auf Extrabrustwarzen oder so was abzusuchen. (Wobei, ehrlich gesagt, außer in ein paar Retro-Zirkeln Extrabrustwarzen als Zeichen der Höllengefolgschaft ziemlich out sind.) Also ließ ich ihn lebend, aber bewusstlos am Boden liegen und warf seine Pistole und sein Walkie-Talkie in einen Abfalleimer, für den Fall, dass er früher zu sich kommen würde, als ich erwartete.
    Jetzt war alles vermurkst, und mir war klar, dass ich besser verschwinden sollte, bevor es noch Tote gab, aber ich habe nun mal besagtes Problem – wenn ich erregt bin, walze ich einfach mit gesenktem Kopf drauflos. Wie ein Rhinozeros mit Hornjucken, um die elegante Formulierung meines früheren Vorgesetzten zu zitieren. Jedenfalls befand ich, dass ich im Zweifel erst mal austesten konnte, wo das Ganze hinführte.
    Ich wusste, ich hatte höchstens sieben, acht Minuten, bis dasgesamte Gebäude von bewaffneten Leuten wimmeln würde, die ihre Waffen nur zu gern gegen mich einsetzen würden, also rannte ich die Treppe hinauf in den 44. Stock, wo ich ein, zwei Sekunden innehielt, um den Blick durch das Panoramafenster am Ende des Flurs auf die pseudomittelalterlichen Türme der Stanford University zu würdigen. Das Direktionsbüro nahm offensichtlich die ganze Etage ein, also marschierte ich durch die einzige Tür und fand mich der gelassensten Frau gegenüber, die ich je vor meiner Revolvermündung gehabt hatte. Außerdem sah sie auch noch gut aus – schlank, eurasisch, klein, mit dunklem Haar und extrem kalten Augen. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie bereits den stummen Alarm gedrückt hatte.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie im Ton einer gelangweilten Kraftverkehrsamtsangestellten. Sie blickte nicht mal auf den Lauf des .38er Revolvers, obwohl er praktisch vor ihrer Nase schwebte.
    »Und was wünschen Sie?«
    »Ich will Ihren Boss sprechen«, erklärte ich. »Soll ich einfach
    reingehen?«
    Man muss ihr zugutehalten, dass sie gar nicht erst anfing zu diskutieren oder mir zu drohen, sondern sich direkt über den Schreibtisch auf mich stürzte, fauchend und krallend wie ein Ozelot auf Meth, und alles daransetzte, mir mit ihren Big-Apple-roten Fingernägeln

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