Die Edda - Die Edda
Gold,
nach des Vaters Rat.
10
So viel Fechter
führte kein Kiel,
daß wir davor
geflohn wären,
ob auch unsre Schar
viel schwächer war,
daß ihrer elf
einer bestand.
11
Uns blieb immer
die Oberhand,
wenn’s auf Schlachtschilde
zu schlagen galt;
einen nur weiß ich
ebenso kühn:
König Sigurd
im Saal Gjukis.
12
Viele Fechter
die Flotte trug,
kühn und beherzt,
mit dem König selbst:
Börk und Brynjolf,
Bölwerk, Haki,
Egil und Erling,
Aslaks Söhne.
13
Von den Männern mir
am meisten galten
Hrok, mein Bruder,
Half, der König,
Styr der Starke,
die Stein beide,
entschloßnen Geists,
Gunnlöds Söhne.
14
Hring und Halfdan,
Helden beide,
rechtschaffne Degen,
Dag der Schmucke,
Starki und Steingrim,
Stuf und Gauti;
eine schönre Schar
schaust du nimmer.
15
Wikinge waren
Wal auch und Hauk,
beide verwegen,
dem Gebieter wert.
Keine können
beim König hier
höher gelten
als Halfs Recken.
16
Diesen Degen
dünkte ich nicht
ein mindrer Sohn
meiner Sippe;
schärfsten Helden
hießen sie mich,
immer einander
Ehre gönnend.
17
Wemund das Banner,
der wackre, trug,
Björn und Bersi,
dem Gebieter vor;
trefflich stellte
die tapfre Schar
sein Leben lang
der Lenker auf.
18
Lange genoß
sein Leben nicht
als der Taten Lohn
der Landrecke:
Auf See ging er
zwölf Sommer alt;
dreißigjährig
der Degen fiel.
19
So manche Nacht
muß ich darum
lange wachen,
wenig schlafen,
seit mein Bruder
brennen mußte
lebend im Feuer
mit den Freunden sein.
20
Der trübste Tag
traf mich, soweit
Menschen wissen,
meines Lebens;
Wonne winkte
nie wieder uns,
die dem Fürsten einst
gefolgt waren.
21
Lindern würd es
das Leid mir ganz,
könnt ich rächen
den Verrat an Half,
könnte ich Asmund
für den Königsmord
durchbohren die Brust
mit blankem Schwert.
22
Rache heisch ich
für den reichen Herrn,
da man den Fürsten
im Frieden trog.
Manchen Mord hat
und Mannestod
zum Unheil uns
Asmund gewirkt.
23
Klar wird’s zeigen
und kund sich tun,
kommen mit Swein
zum Kampfe wir,
wer auf der Walstatt
sich wackrer zeigt,
Hakis Helden
oder Hamunds Sohn.
24
So künd ich’s denn
der klugen Maid:
Werben wollt ich
wohl um Brünhild,
wenn ich’s wüßte,
ob gewillt sie sei,
Hrok zu minnen,
Hamunds Erben.
25
Kluge Helden
könnt ich erhoffen,
wird sie mein Weib,
wackre Degen:
Noch keine Maid
konnt ich finden,
so hochbegabt
wie Hakis Tochter.
26
Noch sieht mich hier
in Hakis Reich
jeder Bube
als Bastard an;
weiter innen
alle sitzen
am Hallentisch
als Halfs Recken.«
60. Hildibrands Sterbelied
H ier haben wir die deutsche Hildebrandsage in der ganz anderen Form, die ihr der Norden gegeben hat. Aus dem tragischen Kampf zwischen Vater und Sohn ist hier ein Bruderkampf geworden. Hildibrand und Asmund sind Söhne einer Mutter. Als Vorkämpfer zweier Heere treffen sie zum erstenmal zusammen; Hildibrand muß sich zum Waffengang stellen, obwohl er den Gegner als seinen Bruder erkennt. Beide führen wunderbare Schwerter; aber Hildibrands Klinge zerbricht. Tödlich getroffen enthüllt er dem Sieger ihre Verwandtschaft. Im vierten Gesätz ist merkwürdigerweise ein Splitter aus dem deutschen Hildebrandliede bewahrt: und zwar ist es gerade der dort verloren gegangene Schluß. Hier wird plötzlich der von Hildebrand erschlagene eigene Sohn, der deutsche Hadubrand, erwähnt. In dem isländischen Rückblickgedicht ist die Strophe so gemeint, daß der Sohn auf dem Schilde abgebildet ist, der zu Häupten des hingestreckten Hildibrand steht; in der deutschen Vorlage müssen sich die Verse auf den Leichnam des Sohnes selbst bezogen haben.
Genzmer
1
Dem Schicksalsschluß
gar schwer entgeht,
wer geboren ist
zum Brudermörder:
dich gebar Drot
in Dänemark,
dieselbe Mutter
mich in Schweden.
2
Geschmiedet waren
der Schwerter zwei,
Budlis Klingen;
nun brach die eine.
Geschickte Zwerge
schufen beide,
wie vorher und nachher
niemand es kann.
3
Zu Häupten steht mir
zerhauen der Schild,
(geziert mit Bildern
und blinkendem Schmuck;)
achtzig sind dort
abgebildet,
alle Fechter,
die ich gefällt.
4
Dort liegt mir zu Häupten
der liebe Sohn,
der einzige Erbe,
der mein eigen ward;
(ich liebte ihn
von allem Herzen,)
wider Willen
ward ich sein Töter.
5
Eine Bitte,
Bruder, hab ich,
einen Wunsch nur;
gewähr ihn mir!
Mit deinem Mantel
bedecke mich,
wie selten dem Toten
der Sieger tut!
6
(Leid nur bleibt uns,
verläßt uns das Glück;
doch niemand wendet
der Norne
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