Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)
Fiktion, die sedidativ durch die Venen schießt. Aufhören mit dem Rumräsonnieren, dem Zweifeln und Verzweifeln. Einfach an den Schreibtisch setzen, knackige Szenen voller Bewegung inszenieren, er freute sich schon drauf. Krimi schreiben! Hermine faltet einen jungen Filialleiter aber auch dermaßen zusammen... Vika goes James Bond... Irmi trotzt der Wirklichkeit und findet sie schließlich... Oxana, die schöne Oxana, sieht auf, als Sonja Weber frisch geduscht die Küche betritt... Sonja Weber ihrerseits setzt sich neben Oxana, sie werfen sich Blicke zu, an denen Männer verzweifeln würden. Wohlan, alas! Der Dichter ist ein Dichter, wenn er über den Dingen des realen Lebens zum Zyniker wird und über den Dingen seiner Imagination romantisch. Die Wörter, die aufs Papier geworfen werden, sind beides, zynisch und romantisch, und beides ist eins: Ein Mittel, sich durchs Leben zu schleppen, einigermaßen.
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Weiber, die ihre Peitschen selbst mitbringen
Aua. Regitz war nicht zartbesaitet, ein intellektueller Rohling ohne Abitur, aber hier tat schon das Zugucken weh. Maurice Filliac, der schmächtige Hausmeister, hatte soeben seine Faust in Moritz Kleins Magengrube gedonnert, als wäre die Tripolis und Filliac Sarkozy, was er auch ehefrauentechnisch begrüßt hätte. Klein gab einen Laut von sich, in dem mehr Überraschung als Schmerz steckte, sackte zusammen, fiel aber nicht, denn die beiden Burschen hielten ihn ja immer noch fest.
Auch er, Regitz, war von Filliac so empfangen worden. Oder, genauer, so ähnlich. Mit einer Ohrfeige, aber was für einen. Ein Augenzwinkern des Chefs hatte genügt und den Schmächtigen zur Tat inspiriert. Nun war Regitz Regitz. Er konnte etwas aushalten und hatte einen Trumpf im Ärmel. Der Chef sprach gut genug Deutsch, um das schnell zu begreifen, er wurde schließlich fast freundlich. „Tja“, hatte Regitz an das Ende seines Berichtes gehängt, „Sie sehen, ich weiß eine Menge, genug, um euch hochgehen zu lassen. Und das Beste: Selbst wenn ihr mich abmurkst, hilft euch das einen Scheißdreck weiter. Notar, ne? Melde ich mich dort nicht einmal die Woche, wandert der Brief mit sämtlichen Beweisen an die Staatsanwaltschaft und dann ist aber Stimmung in der Bude und der Osterhase sägt sich die Ohren höchstpersönlich ab.“
So waren sie ins Geschäft gekommen. „Ich will mitmachen“, hatte Regitz verlangt, „ich will alles wissen.“ „Ok“, nickte der Chef, „aber das ist eine ganze Menge und verdammt kompliziert. Machen Sie doch ein Praktikum bei uns.“ Genau das wollte Regitz. Anja, die quietschende Matratze, allerdings: schwerer Fehler. Nur von ihr konnte Klein erfahren haben, wo sich Regitz aufhielt. Ihn nach St. Malo zu locken, war eine hübsche Idee gewesen, ein zusätzlicher kleiner Trumpf. Seht mal, man ist euch schon auf den Fersen. Aber jetzt war ihm der Idiot zu nahe gekommen. Nicht schön.
Auch nicht schön der von einem Schwall französischer Verwünschungen literarisierte Tritt von Filliacs Fuß in Kleins Fortpflanzung. Ach du Scheiße, das wird nix mehr mit der Herstellung genügsamer deutscher Leistungsträger, die dereinst unsere Renten bezahlen und unsere Banken retten. Selber schuld. Man musste das wie einen Film im Fernsehen betrachten, da juckt es einen ja auch nicht, wenn jemand übel und volle Kanne in die Fresse bekommt. Regitz lehnte sich zurück. Und jetzt? Tür auf und der Held erscheint mit gezogener Knarre? Na ja, fast. Es war eine Heldin, die Knarre vorhanden, mit beiden Händen in den Raum gestreckt, dessen Tür mit Karacho gegen die Tür krachte. Emma Peel oder was? Lara Croft, die Tussie aus dem Internet? Die beiden Haltejungen jedenfalls ließen ihren Moritz sofort auf den Beton fallen, Filliac spuckte in fünf Sekunden zwanzig Mal „Merde!“, Regitz war aufgesprungen und sagte deplazierter Weise „Hallo?“
Hallo? ER war hier die Judikative. Und die Legislative und die Exekutive auch noch. ER war der Filialleiter und SIE die kleine stramme Kassiererin, die ihn verarscht hatte, indem sie – wir fassen für alle mit Gedächtnisproblemen zusammen – statt Spaghetti Unmengen Bandnudeln geordert hatte, also wohl die Bestellformulare manipuliert, und jetzt war der Zeitpunkt der Inquisition gekommen und was passiert? Er hat noch nicht einmal die Anklageschrift verlesen, da scheißt sie ihn auch schon verbal derart zu, ja echt, fünfzig Mal „Scheiße!“ in zehn Sekunden, aus ihrem Mund fontänen Spuckeperlen und treffen
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