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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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erfreulich gewesen, ja, hatte ihm der Verleger versichert, man habe in einer Sonderschicht Marxers neuesten kriminellen Erguss, „Spagat im Spinat“, nachgedruckt, er solle doch BITTE ein Exemplar des Werkleins gut sichtbar in die Kamera halten, ganz en passant, es dürfe nicht wie gewollt aussehen, sonst fühle sich der Zuschauer verarscht und zur bloßen Konsummaschine degradiert. Oh Mann! Mit wem redete der? Mit einem Anfänger oder mit ihm, Marxer, dem PR-Profi?
    Lauschen. Nichts. Die Alte schlief tatsächlich weiter. Der Kaffee wenigstens kam. Na warte, Mädchen. Marxer ging es wieder besser, er war hellwach. Man musste das Gespräch an sich reißen, so viel hatte er schon gelernt. Etwas sagen, das die Zuschauer im Studio genauso sahen, damit sie spontan klatschten. Zum Beispiel etwas über die Unsitte vieler Autorinnen und Autoren, ihre Fälle nicht mehr zur Gänze aufzuklären! Furchtbar! Dieser eine Typ da, Norbert Horst! Oder gar Guido Rohm, diese Noir-Gestalt aus Fulda! Von dpr gar nicht erst zu reden, nein, würde er auch  nicht, den kannte sowieso keine Sau und das war gut so! Aber Rohm! Kam jetzt mit einem klitzekleinen Erzählbändchen auf den Markt, das „Die Sorgen der Killer“ hieß! Gings noch? „Die Killer der Sorgen“, mit so etwas macht man Geld! Ratgeberliteratur! Aber hatten die Kerle doch keine Ahnung von. Oder wenigstens „Das besorgen die Killer“. Nein, keine Konkurrenz, der Mann.
    Schritte auf dem Flur. Aha! Oxana kam in die Küche, viel zu biederes Nachthemd, das ihr bis zu den Knien reichte, wenigstens trug sie keinen BH, das hätte gerade noch gefehlt. „Du hast schon Kaffee gekocht? Konntest nicht schlafen?“ Zwei überaus überflüssige Fragen, auf die Marxer nur mit einem „Yep“ antwortete. Oxana nahm sich eine Tasse, nahm sich Kaffee, nahm Platz. „Bist aufgeregt?“ Noch so eine Frage. Er und aufgeregt! „Nö, ich bin nur gestern früher ins Bett gegangen und jetzt früher wach. Ich glaube, ich dreh nachher noch ne Runde ums Karree.“ Oxana nickte. „Wird dir gut tun. Ich geh dann gleich wieder ins Bett.“
     
     
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    Was ist Glück? Glück ist, wenn der Unterarm, der gerade deinen Kehlkopf quetscht, nicht einem mit Drogen vollgepumpten Muckibudensuchti gehört. Glück ist, wenn das Messer, dessen Spitze gerade die Haut deines Halses ritzt, kein Spitzenprodukt aus japanischer Herstellung ist. Glück ist auch, wenn der Angreifer, der dich gerade im Griff hat, ein Tuch vor dem Gesicht trägt, um dich vor seinem Mundgeruch zu bewahren. Und was ist Pech? Pech ist, wenn dich der Typ in einen dunklen Hauseingang bugsiert, dir „Ich stech dich ab“ ins Ohr flüstert und du keinen Zweifel daran hegst, dass er es auch tut. Vor allem, wenn er Georg Weber heißt.
    Zurück auf Anfang – und gleichzeitig ans Ende. Ich hatte meinen Auftrag erfüllt und Georg Weber gefunden, indem ich es so einrichtete, dass er MICH finden konnte. Cleveres Kerlchen, dieser Moritz Klein. Georgs Schwester würde zufrieden sein. Schade nur, dass ich selbst ihr die frohe Botschaft nicht mehr würde überbringen können, denn – unter uns – sogar ein schlichter Satz wie „Hallo Sonja, Georg lebt, alles paletti“ lässt sich nicht vernünftig artikulieren, wenn man die Kehle durchgeschnitten gekriegt hat.
    Er, der so plötzlich wieder unter den Lebenden weilte, drückte noch immer massiv meinen Kehlkopf. Ich schnappte nach Luft, ich überlegte, wie ich mich würde wehren können, spürte zugleich den kalten Stahl, verschob eine Entscheidung auf später, so sehr hatte mich unsere Kanzlerin bereits charakterlich manipuliert. Später!
    „Sie sind ein Sauhund!“ keuchte Georg Weber. Auch ihn strengte die ganze Aktion hörbar an, was mich ein wenig tröstete. „Machen sich an meine Schwester ran, die is doch naiv, die peilt doch nix, die hüpft doch mit jedem und jeder ins Bett, also nicht nuttenmäßig, die is nur strunzdoof.“
    Was sollte das? Wollte er mir ein Psychogramm seiner Schwester ins Ohr flüstern? Brauchte er das? Brauchte ICH das? Ich brauchte es nicht, ehrlich gesagt. Zumal dieses Psychogramm falsche Informationen enthielt, denn Sonja Weber mochte alles sein – mannstoll, doof, naiv – dumm war sie nicht und schon gar nicht unschuldig. Aber Georg Weber hörte nicht auf mich, weil ich ja auch nichts sagen konnte. Er redete weiter.
    „Geht Sie auch nix an, was ich mach oder nicht mach, wo ich bin oder nicht bin! Sie stören meine Kreise, okay? Sie kosten mich bares Geld, Sie

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