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Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Paul Rudolph
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fragte ich. Irmi kippte einen doppelten Eierlikör extra dry. „Hm ja, das ist interessant.“
     
    Pah, Günther! Karl-Heinz fröstelte. Er verbarg die Maschinerie seiner Triebhaftigkeit in der Hohlhand und, verdammt, das ganze Zeug passte spielend hinein. „Der Günther war ein Arsch, das muss mal gesagt werden, der war das personifizierte BKA. Warum brauchen die Spionagesoftware, wenn sie jemanden wie den Günther haben. Hatten.“ Keine Ahnung, wie der draufgekommen war. War er aber. „Ich hab gehört, du trägst so Zettelchen rum?“ Hatte er ihn gefragt. Meine Fresse, wo hatte der das gehört? „Als ich letztens beim Griechen essen war, kann man sich ja jetzt leisten, die werden ja gerade erfolgreich pauperisiert.“ Pauperi-was? Egal. Der Günther hatte manchmal eine fatale Neigung zum Fremdwort, warum war der Mann Bäckereifachverkäufer geworden und nicht Krimigroßkritiker. Aber egal. Beim Griechen also.
     
    „Interessant“, sagte Oxana. „Weiß dieser Karl-Heinz, wen Günther da belauscht hat?“ „Leider nicht“, antwortete Irmi, „das zu fragen, hat die Kraft der beiden Karl-Heinzchen Hirnzellen nicht ganz gereicht. Jedenfalls: Er wusste es. Das von den Zettelchen und dass der Karl-Heinz erpresst wurde. Und jetzt macht unser Karnevalsprinz einen entscheidenden Fehler.“
     
    Ja, ja, schon gut, das hätte er nicht tun sollen! Aber irgendwann war ihm mal der Kragen geplatzt. Immer an der Pissrinne stehen und auf den Typen warten, sich das Zettelchen zuschieben lassen und dann zwei Stunden später an einer anderen Pissrinne stehen, wieder auf einen Typen warten und dem dann das Zettelchen zuschieben. Er hatte Kopfschmerzen gehabt, diese Schunkelmusik war schlimmer als ein Passagierjet direkt über einem, dazu Prinzessin Bianca mit ihrem ekligen Sektatem, Küsschen, Küsschen, Küsschen, jedem schwitzenden Speckhals einen Orden umhängen – und dann die süße kleine Tanzmaus, an die er einfach nicht ran kam, weil sie nur auf Knaben stand, die wie Ken aussahen und Barbies liebten.
    „Aha“, sagte Oxana. „Ihm ist was rausgerutscht, weil ihm grad nichts reingerutscht ist.“ „Kann man so sagen, meine Süße“, bestätigte Irmi. „Er hat den Typen angefaucht, so professionell sei ja ihr Laden nicht grade, wenn Nullis wie Günther Rath in irgendwelchen Griechenlokalen spitzkriegten, dass er, Karl-Heinz... und so weiter. Hat diesen Typen sehr interessiert. Und unser Karl-Heinz ist ein Schwächling, dem sein Ärger war sofort verflogen, er hat Schiss gekriegt, aber war zu spät. Hat ihm alles vom Günther erzählt, natürlich auch, wo er wohnt, wo er arbeitet.“ „Hm“, sagte ich, „dann wissen wir wohl, wer ihn auf dem Gewissen hat. Aber sag mal, Irmi: Weiß Karl-Heinz sonst wirklich nichts über diese Jungs? Ist ihm nichts aufgefallen?“ Irmi kippte einen weiteren Eierlikör. „Aaaaaah, gut! Ähm, ja, doch. Ein Detail. Ist vielleicht nicht wichtig, aber...“
     
     
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    „Lol“, sagte Hermine ganz in der Diktion des Computerzeitalters, und machte das entsprechende Smiley-Gesicht. „Das is ja mal was Charakteristisches, hätte man einem Mann gar nicht zugetraut.“ Ich überhörte das großzügig. Naja, sie hatte nicht ganz Unrecht. Dem sich in blanker Panik erinnernden Karl-Heinz war eine merkwürdige Eigenschaft eines der Überbringer der Zettelchen in den Sinn gekommen. „Also... wir bringen das ja immer an der Pissrinne über die Bühne... und der, der mir die Zettel bringt, der... ich weiß nicht, wie ich das sagen soll...aber... der schüttelt sein Ding nach dem Urinieren immer dreimal und sagt dabei: '1,2,3 – das Rohr ist wieder frei'. Merkwürdig halt.“
    Fanden wir auch. Doch was brachte es uns weiter? „Kein Stück“, stellte Oxana fest, nachdem auch sie ausgelollt hatte. „Trotzdem notieren oder besser: im Hinterkopf behalten. Man steht als Mann ja notorisch an Pissrinnen, das gehört zu unserer Biografie wie zu eurer der Austausch von Binden und Lidschatten auf dem Damenklo. Vielleicht läuft mir ja der Bursche mal über den Weg.“
    „Das heißt nicht mehr Binden, das heißt Tampons“, stellte Hermine klar und läutete die letzte Getränkerunde ein. „Soll ich euch heimfahren?“ fragte Oxana, „ich hab auch die nächsten Tage frei, Marxer ist ja in Berlin talking with Maybrit, also wenn ihr ne Chauffeuse braucht...“ Wieder lollte Hermine. „Ui, dann müssen wir morgen Abend hier public viewing machen oder wie das heißt. Marxer im Fernsehen, der platzt

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