Die Edwin-Drood-Verschwörung (German Edition)
redlich verdient. „Da sage ich nicht nein!“ freute sich die freundliche Servicefachkraft und schlüpfte an mir vorbei in die Wohnung. „Da ich – entschuldigen Sie – schon damit rechnete, habe ich es mir nicht nehmen lassen, uns zum gemeinsamen Frühstück ein paar leckere süße Teilchen unten in der Bäckerei zu besorgen. Natürlich auf Kosten der Firma Knallefix, der Kundenzufriedenheit über alles geht, sogar über den Profit.“
Ich war ehrlich gerührt. Wir hatten uns noch nicht gesetzt, als es klingelte. Diesmal war es Gritli Moser. Peter Petersen schien über eine Art sechsten oder siebten oder achten Sinn zu verfügen, er hatte nämlich drei süße Teilchen gekauft, so dass auch die Kommissarin in den Genuss eines solchen kam. Es wurde eine gemütliche halbe Stunde.
„Sagen Sie“, wandte sich ein sichtlich beeindruckter Peter Petersen an Gritli, „als Polizistin kommen Sie doch auch viel rum und sehen manches Elend. Wir sind also – jedenfalls was das betrifft – sozusagen Kollegen.“ Er kicherte. „Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass die meisten Menschen eigentlich gar nicht so übel sind, wenn man ihnen mit guter Laune begegnet?“
Dem stimmte Gritli Moser zu, allerdings mit der Einschränkung, dass man an Orten von Verbrechen mit guter Laune kaum weit käme. „Irgendwie wäre es deplatziert, die Frau eines Mordopfers mit einem kräftigen GUTEN MORGEN, SCHÖNER TAG HEUTE zu begrüßen. Finden Sie nicht auch?“ Petersen überlegte. „Aber wenn sie selbst ihren Mann um die Ecke gebracht hat? Dann ist es doch ein ziemlich guter Morgen für sie, oder?“ Wir kauten und nickten. Nicht dumm, dieser Repräsentant von Knallefix.
„Oh“, seufzte er schließlich, „schon so spät! Ich hab noch eine Sendung abzuliefern, hoffentlich geht das schneller. Obwohl: Hat Spaß gemacht mit Ihnen, Herr Klein. Eine logistische Herausforderung, gewissermaßen. Gerne mal wieder.“ Ich wusste nicht genau, ob mir selbst nach einer Wiederholung dieses kleinen Abenteuers war. Wir verabschiedeten uns herzlich, Gritli Moser nickte dem eilenden Boten zu. „Netter Kerl“, sagte sie, als wir alleine waren. „Fast zu nett, oder?“
Mich beschäftigte mehr, dass ich Herrn Petersen ohne ein Trinkgeld hatte ziehen lassen. Sonst nicht meine Art. „Hm“, antwortete ich, „jetzt wo du es sagst… vielleicht sind wir in diesem Land nur nicht mehr dran gewöhnt, dass Service großgeschrieben wird.“ „Oder wir haben es hier mit einem besonders schlauen Gegner zu tun“, konterte Gritli.
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Der Mann, der sich Peter Petersen nannte, pfiff sich eins. Hatte doch alles prima geklappt. Harte Nuss, dieser Idiotendetektiv, aber letztlich eben doch ein Idiot. Hm, okay, die heiße Schweizer Kommissarin… auf die würde man achten müssen, die schien ein anderes Kaliber zu sein. Er betrat das Geschäft, drei Kunden waren vor ihm. Er hatte Heißhunger auf Würstchen, schon als Kind war das so gewesen. Wenn ihm etwas gelungen war, wenn er irgendjemanden verarscht, seinen Vorteil aus irgendetwas gezogen hatte, bekam er Hunger auf Würstchen. Wiener, Mettwürstchen, Käsewürstchen, Paprikawürstchen. Nur die mit Zwiebeln mochte er nicht. Das war abartig, pervers, eine totale Geschmacksverirrung, ein kultureller Verfall. „Zwei Wiener, bitte“, sagte er artig, als er endlich an der Reihe war. „Und, ach ja, noch zwei Käsewürstchen.“
Von jetzt an ist alles eine Frage der Zeit und des Zufalls, denkt der Mann, der sich Peter Petersen nennt. Er kaute den ersten Wiener. Himmlisch! Die Sonne war noch angenehm, nicht zu heiß, nicht zu kalt, genau richtig. Und die Parkbank idyllisch. Leute flanierten vorbei, Leute mit Hunden, Leute ohne Hunde. Leute mit Hunden zogen ihre Köter von der Parkbank weg, weil dort ein Mann saß und eine Wurst aß. Die Hunde waren stinksauer.
Er musste das Knallefix-Zeug loswerden. Keine Spuren, nirgends, nie. Zweiter Wiener. Oder erst ein Käsewürstchen? Das Leben verlangte die kompliziertesten Entscheidungen von einem. Er griff sich ein Käsewürstchen aus der Tüte, biss hinein. Ein Schäferhund, der einen Schäferhundebesitzer hinter sich her zog, begann zu jaulen und strebte zur Parkbank. Der Mann, der sich Peter Petersen nannte, liebte Tiere im Allgemeinen und Hunde im Besonderen. Dennoch dachte er nicht im Traum daran, ihnen etwas von seinen Würstchen abzugeben.
*
Gritli Moser schaltete ihr Handy aus. „Die gute Nachricht: Es gibt eine Firma Knallefix. Die
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