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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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tun, als könnten sie sich jederzeit ein aufwendigeres Essen wünschen; Kinder vor Körperausdünstungen, der Gefahr durch Fremde und übersehener Krümel im Mundwinkel warnen. Den vorpubertären Sohn auf den Ausbruch der Hormone vorbereiten. Den Ehemann auf den Ausbruch der Hormone in der Prämenopause vorbereiten und darauf, welche Auswirkungen das auf ihn haben wird ( PMS an dreißig Tagen im Monat statt an den zwei Tagen, an die er sich gewöhnt hat). Mehrjährige Pflanzen kaufen. Mehrjährige Pflanzen töten. SMS , Chats, Downloads. Erkennen, welche die schnellste Schlange an der Supermarktkasse ist, Nachrichten ignorieren, löschen, Schlüssel verlieren, alles missverstehen, was die anderen sagen (aus »Gedränge« wird »Gehänge«, aus »Kicker« wird »Ficker«), besorgt sein – Taubheit im Frühstadium, Demenz im Frühstadium, Alzheimer im Frühstadium oder unglücklich mit dem Sexualleben und dem Leben an sich und der Ehe und dem Bedürfnis, etwas dagegen zu unternehmen?
    20. Kassiererin bei Burger King, Hilfskraft im Altenpflegeheim, Kellnerin bei Friday’s, Kellnerin bei J.C. Hilary’s, Praktikantin im Theater (Charles Playhouse), Werbetexterin bei Peavey Patterson, Theaterautorin, Ehefrau, Mutter und momentan Lehrerin für Schauspiel an der Kentwood-Grundschule (Kindergarten bis 5. Klasse).

Kapitel 9
    Â»Alice!«, ruft William aus der Küche. »Alice!« Ich höre seine Schritte im Flur.
    Schnell schließe ich das Fenster mit dem Fragebogen des Netherfield-Zentrums für Eheforschung und logge mich auf einer Promi-Klatsch-Seite ein.
    Â»Hier steckst du also«, sagt er.
    Er hat sein Büro-Outfit an: eine Khakihose und ein blasslilafarbenes Hemd. Ich habe es ihm gekauft, weil ich wusste, wie gut diese Farbe zu seinen dunklen Haaren und Augen passen würde. Natürlich hat er protestiert, als ich damit nach Hause kam.
    Â»Männer tragen kein Lavendel«, belehrte er mich.
    Â»Das stimmt, aber Männer tragen Distel «, erwiderte ich.
    Manchmal muss man die Dinge einfach bei einem anderen Namen nennen, damit Männer einverstanden sein können.
    Â»Schönes Hemd«, sage ich.
    Sein Blick huscht über meinen Laptop. »Gwen Stefani und die Schwesternschaft der Schrecklichen Hosen?«
    Â»Brauchst du etwas?«
    Â»Autsch, das ist ja wirklich entsetzlich. Sie sieht damit aus wie Oliver Twist. Ja, ich brauche etwas, hab aber vergessen, was.«
    Das ist eine typische Antwort – eine, an die ich gewöhnt bin. Wir beide kommen öfters verwirrt in ein Zimmer und fragen den anderen, ob er oder sie eine Ahnung hätte, was wir hier gerade tun.
    Â»Was ist los mit dir?«
    Mein Blick fällt auf eine Rechnung der Motorradversicherung. »Na ja, ich wünschte, du würdest endlich eine Entscheidung bezüglich des Motorrads treffen. Es steht seit ewigen Zeiten in der Einfahrt herum. Du fährst nie damit spazieren.«
    Das Motorrad beansprucht wertvollen Platz in unserer engen Einfahrt. Ich habe es bereits mehr als nur einmal im Vorbeifahren touchiert.
    Â»Eines schönen Tages werde ich wieder damit spazieren fahren.«
    Â»Das sagst du nun schon seit Jahren. Und jedes Jahr zahlen wir brav Steuern und Versicherung.«
    Â»Ja, aber diesmal meine ich es ernst. Bald«, sagt er.
    Â»Bald was?«
    Â»Bald werde ich wieder damit spazieren fahren«, wiederholt er. »Mehr als früher.«
    Â»Hm«, sage ich abgelenkt und widme mich wieder meinem Computer.
    Â»Moment mal, war das alles, worüber du mit mir reden wolltest? Das Motorrad?«
    Â»William, du bist zu mir gekommen, falls du dich erinnern möchtest.«
    Und nein, das Motorrad ist nicht alles, worüber ich mit ihm reden will. Ich möchte mit meinem Ehemann ein Gespräch führen, das tiefschürfender ist als eines über Versicherungspolicen und Steuern und »Wann kommst du nach Hause?« und »Hast du den Kerl wegen der Dachrinnen angerufen?«, aber wir scheinen festzustecken und auf der Oberfläche unserer Leben herumzudümpeln wie Kinder auf diesen Aqua-Nudeln aus Styropor in einem Schwimmbecken.
    Â»Und es gibt viele Dinge, über die wir uns unterhalten können«, sage ich.
    Â»Was zum Beispiel?«
    Jetzt ist die Gelegenheit da, ihm von dieser Ehe-Studie zu erzählen – Mensch, du kannst dir gar nicht vorstellen, für was für eine lächerliche Sache ich mich

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