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Die Eheprobe

Die Eheprobe

Titel: Die Eheprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Gideon
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ausrollt, was gleich nach Kacke sein zweitliebstes Leckerli ist. Jampo bedeutet auf Tibetisch sanftmütig , das, wie sich herausstellte, natürlich im krassen Gegensatz zu seiner Persönlichkeit steht, was mich aber nicht stört; ich bevorzuge temperamentvolle Hunde. Die letzten anderthalb Jahre fühlte es sich so an, als wäre hier wieder ein Kleinkind eingezogen, und ich habe jede einzelne Minute genossen. Jampo ist mein Baby, das dritte Kind, das ich nie haben werde.
    Â»Er muss raus. Mein Schatz, gehst du mit ihm? Ich muss mich für heute Abend fertigmachen.«
    Peter verzieht das Gesicht.
    Â»Bitte?«
    Â»Na gut.«
    Â»Danke. Hey, warte mal – bevor du losgehst, haben wir noch irgendwo Tesafilm?«
    Â»Ich glaube nicht. Aber in der Krimskrams-Schublade ist irgendwo noch Isolierband.«
    Ich überprüfe noch mal mein Augenlid. »Tust du mir noch einen Gefallen?«
    Â»Was denn?« Peter seufzt.
    Â»Bringst du mir das Isolierband hoch, wenn du mit dem Hund gegangen bist?«
    Er nickt.
    Â»Du bist mein Sohn Nummer 1.«
    Â»Dein einziger Sohn.«
    Â»Und in Mathe eine Eins«, sage ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.
    Heute Abend begleite ich William auf die Party anlässlich der Markteinführung von FiG Wodka, ein Werbeetat, in den er und sein Team bei KKM Advertising seit Wochen viel Arbeit investiert haben. Ich freue mich drauf. Es spielt eine Live-Band, drei Frauen mit elektrischen Violinen aus den Adirondack Mountains oder den Ozarks – genau weiß ich das nicht mehr.
    Â»Business dressy«, meinte William zur Kleiderordnung, also krame ich meinen alten purpurroten Hosenanzug von Ann Taylor hervor. Damals in den Neunzigern, als auch ich noch in der Werbung gearbeitet habe, war das mein Powerdress als Powerfrau. Ich ziehe ihn an und stelle mich vor den großen Wandspiegel. Der Anzug sieht ein bisschen altmodisch aus, aber wenn ich die klotzige silberne Halskette anlege, die Nedra mir letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hat, wird sie vielleicht die Tatsache verschleiern, dass er schon bessere Zeiten gesehen hat. Nedra Rao habe ich vor fünfzehn Jahren in einer Mami-und-ich-Spielgruppe kennengelernt. Sie ist meine beste Freundin und zufälligerweise auch eine der Top-Scheidungsanwältinnen in Kalifornien. Sie liebt mich, und ich kann immer auf sie zählen, wenn es darum geht, mir unentgeltlich einen sehr vernünftigen, sehr ausgeklügelten 425-Dollar-die-Stunde-Rat zu geben. Ich versuch’s und sehe den Anzug mit Nedras Augen. Ich weiß genau, was sie sagen würde: »Das ist jetzt nicht dein Ernst, Schätzchen«, und zwar mit ihrem hochgestochenen britischen Akzent. Zu schade auch, dass sich in meinem Kleiderschrank nichts finden lässt, was man sonst noch als »business dressy« bezeichnen könnte. Ich schlüpfe in meine Pumps und begebe mich nach unten.
    Auf der Couch, die langen braunen Haare zu einem verwuschelten Haarknoten zurückgebunden, sitzt meine fünfzehn Jahre alte Tochter Zoe. Sie ist mal Vegetarierin, mal nicht (zurzeit nicht), eine fanatische Wiederverwerterin und Herstellerin ihrer eigenen Bio-Lippenpflege (Pfefferminz und Ingwer). Wie die meisten Mädchen in ihrem Alter ist sie auch eine professionelle Ex: Ex-Ballettschülerin, Ex-Gitarristin und Ex-Freundin von Nedras Sohn Jude. Jude, das kann man wohl so sagen, ist eine kleine Berühmtheit hier in der Gegend. Er hat es bis in die Hollywood-Ausscheidungsrunde von American Idol geschafft und wurde dann mit einem Fußtritt verabschiedet, weil er »wie ein in Flammen stehender kalifornischer Eukalyptusbaum klingt, der knallt und zischt und explodiert und am Ende doch kein einheimisches Gewächs ist, und zwar kein bisschen«.
    Ich habe Jude angefeuert, wir alle haben das, als er es durch die erste und zweite Runde schaffte. Aber dann, kurz vor dem Hollywood-Recall, stieg ihm der plötzliche Ruhm zu Kopf, er betrog Zoe, ließ sie sitzen und brach so meinem Mädchen das Herz. Was lernt man daraus? Erlaube deiner Teenager-Tochter niemals, sich mit dem Sohn deiner besten Freundin zu treffen. Ich – nein, ich meine natürlich: Zoe brauchte Monate, um darüber hinwegzukommen. Ich schmiss Nedra furchtbare Dinge an den Kopf – Dinge, die ich wahrscheinlich nicht hätte sagen sollen, frei nach dem Motto Von dem Sohn einer Feministin und einem Jungen mit zwei Müttern hätte ich mehr erwartet. Nedra und ich haben

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