Die Eheprobe
geht. Können wir morgen reden?
Habe heute Abend eine Verabredung.
Du hast eine Verabredung?? Mit wem?
Ich sag dir, werâs ist, wenn es zu einer zweiten Verabredung kommt.
Oha. Na dann, amüsier dich gut!
Machst du dir keine Sorgen um mich? Die Gefahr, sich beim Geschlechtsverkehr mit ansteckenden Krankheiten zu infizieren, ist bei Leuten über 70 um 80% höher.
Dad, ich rede nicht gern über dein Sexlife.
MIT WEM SOLL ICH DENN SONST ÃBER MEIN SEXLIFE REDEN?
GroÃbuchstaben stehen für Geschrei.
IST MIR SEHR WOHL BEWUSST. Danke für den Scheck, kam früh diesen Monat. Gut so. Grundsteuer überfällig. Bleib noch. Rede mit mir.
Nächsten Monat gibtâs mehr, diesen Monat ist es eng. Zoe hat ihre Zahnspange verloren. Schon wieder. Hast du wie abgemacht die Energiesparlampen eingesetzt?
Wird heute noch erledigt, versprochen. Was gibtâs Neues bei euch?
Peter ist vielleicht schwul.
Nichts Neues.
Zoe schämt sich für mich.
Auch nichts Neues.
Endlos lange To-do-Liste. Komme nicht hinterher.
Dad?
Dad?
Eines Tages wirst du zurückblicken und begreifen, dass das hier der beste Teil deines Lebens ist. Immer was zu tun. Jemand, der darauf wartet, dass du nach Hause kommst.
Ach, Dad, du hast recht. Tut mir leid.
:)
Melde mich morgen. Pass auf dich auf.
Liebe dich.
Ich dich auch.
Der Geruch nach getoastetem Brot schwebt in mein Büro. Ich schalte meinen Computer aus und gehe in die Küche auf der Suche nach William, aber alle sind schon weg. Das einzige Lebenszeichen meiner Familie ist ein Stapel Geschirr in der Spüle. Ich falle und falle wird noch warten müssen.
Kapitel 10
Mein Handy klingelt. Ich muss nicht drangehen, um zu wissen, dass es Nedra ist. Wir haben dieses verrückte Telefon-Telepathie-Ding am Laufen. Ich denke an Nedra, und prompt ruft Nedra an.
»Ich war gerade beim Friseur«, sagt sie. »Und Kate behauptet, ich sähe jetzt aus wie Florence Henderson. Und als ich wissen wollte, wer zum Teufel Florence Henderson ist, sagt sie, ich sähe aus wie Shirley Jones. Eine pakistanische Shirley Jones!«
»Das hat sie wirklich gesagt?«, frage ich und versuche, nicht loszuprusten.
»Ja, das hat sie«, antwortet Nedra verschnupft.
»Das ist ja furchtbar! Du hast indianische Vorfahren, keine pakistanischen.«
Ich verehre Kate. Vor dreizehn Jahren, als ich ihr zum ersten Mal begegnet bin, wusste ich sofort, dass sie die Richtige für Nedra war. Ich hasse den Satz Du vervollständigst mich , aber in Kates Fall stimmte das. Sie war Nedras fehlende Hälfte: eine ernste, in Brooklyn geborene Sozialarbeiterin, die sagte, was sie meinte, der Mensch, bei dem Nedra sich darauf verlassen konnte, dass nichts schöngeredet wurde. Jeder braucht so jemanden in seinem Leben. In meinem Leben gibtâs leider zu viele von der Sorte.
»Schätzchen«, sage ich, »hast du jetzt einen Shag?«
»Nein, das ist kein Shag, sondern durchgestuft. Mein Hals wirkt jetzt unheimlich lang.«
Nedra schweigt einen Moment. »Ach, ScheiÃe, es ist ein Shag, und ich sehe aus wie ein Truthahn. Und dazu kommt, dass ich hinten am Hals anscheinend so einen kleinen Huppel herangezüchtet habe, genau wie Julia Child. Was kommt als Nächstes? Ein Kehllappen? Wie konnte das passieren? Ich weià nicht, warum ich dieser Schlampe Lisa gestattet habe, mich dazu zu überreden.«
Lisa, unsere gemeinsame Friseurin, ist keine Schlampe, obwohl sie auch mich schon mehrfach falsch beraten hat. Es gab da eine missliche burgunderrote Hennaphase. Und Ponyfransen â Frauen mit dickem Haar sollten sich niemals auf Ponyfransen einlassen. Jetzt trage ich meine Haare schulterlang mit ein paar Stufen, die das Gesicht umranden. An guten Tagen sagen die Leute mir, ich sähe aus wie Anne Hathaways ältere Schwester. An schlechten Tagen eher wie Anne Hathaways Mutter. Mach es genau so wie beim letzten Mal , lautet meine Weisung an Lisa. Meiner Meinung nach bewährt sich diese Sicht der Dinge in vielen Situationen: beim Sex, bei der Bestellung einer Venti-Sojamilch-Latte bei Starbucks und bei der Unterstützung von Peter/Pedro bei den Mathehausaufgaben. Allerdings eignet sich der Spruch nicht als Lebensmotto.
»Ich habe etwas getan. Ich bin dabei, etwas zu tun. Etwas, das ich nicht tun sollte«, beichte ich.
»Gibt es belastendes Material?«, fragt Nedra.
»Nein. Ja. Vielleicht. Zählen E-Mails
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