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Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Die Ehre der MacKenzies (German Edition)

Titel: Die Ehre der MacKenzies (German Edition)
Autoren: Linda Howard
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den Maris von Anfang an und immer wieder ausfechten musste, und schon bald fanden die anderen heraus, wie sehr sie sich irrten. Mittlerweile hatte Maris sich Respekt und einen hervorragenden Ruf erarbeitet.
    An alle seine Kinder zu denken brachte Wolf schließlich zu Chance. Er wusste sogar, wo Chance sich aufhielt, und das sollte etwas heißen. Chance war ständig unterwegs, er reiste durch die ganze Welt. Trotzdem kam er immer wieder nach Wyoming zurück, zu dem Berg, der sein einziges Zuhause war. Chance hatte heute aus Belize angerufen. Zu Mary hatte er gesagt, er würde sich ein paar Tage ausruhen, bevor er sich wieder auf den Weg mache. Als Wolf den Hörer von Mary übernommen hatte, hatte er sich außer Hörweite gestellt und seinen Sohn nach den Verletzungen gefragt.
    „Nicht so schlimm“, hatte Chance lakonisch geantwortet. „Ein paar Stiche und zwei gebrochene Rippen. Der letzte Job ist nicht ganz so glattgelaufen wie geplant.“
    Nach Details zu diesem letzten Job hatte Wolf gar nicht erst gefragt. Sein Glücksritter-Sohn erledigte des Öfteren höchst delikate Regierungsaufträge. Deshalb bestand zwischen den beiden Männern die stille Vereinbarung, Mary über die Risiken, die Chance einging, im Dunkeln zu lassen. Nicht nur, weil Mary sich keine Sorgen machen sollte, sie würde auch in den nächsten Flieger steigen und ihren Sohn nach Hause holen, wenn sie erfuhr, dass er verletzt war.
    Als Wolf nach dem Gespräch mit Chance den Hörer eingehängt hatte, lag Marys durchdringender Blick auf ihm. „Wie schwer ist er diesmal verletzt?“, hatte sie mit in die Hüften gestemmten Fäusten zu wissen verlangt.
    Wolf wusste Besseres, als sie anzulügen. Er kam durch den Raum und nahm sie in die Arme, strich über ihr seidiges Haar und hielt sie fest an sich gedrückt. Manchmal zwang die Liebe für diese Frau ihn regelrecht in die Knie. Vor der Sorge konnte er sie nicht bewahren, aber er konnte ihr Respekt zollen und ehrlich zu ihr sein. „Nicht so schlimm, das waren seine eigenen Worte.“
    Ihre Antwort kam prompt. „Ich will ihn hier haben.“ „Ich weiß, Liebling. Aber es geht ihm gut. Er lügt uns nicht an. Außerdem … du kennst doch Chance.“
    Sie nickte seufzend und drückte ihre Lippen auf seine Brust. Chance war wie ein Panther, wild und ungezähmt. Sie hatten ihn in ihr Heim geholt und mit Liebe an die Familie gebunden. Nie hatte Chance sich ganz zähmen lassen. Er akzeptierte gewisse Einschränkungen der sogenannten Zivilisation, mehr nicht. Er war ständig unterwegs, überall und nirgends, und doch kam er immer wieder zu ihnen zurück.
    Gegen Mary hatte er jedoch von Anfang an keine Chance gehabt. Sie hatte ihn mit so viel Liebe und Fürsorge umhegt, dass er ihr unmöglich widersprechen konnte, auch wenn in seinen bernsteinfarbenen Augen deutlich seine Frustration und Verlegenheit über so viel Aufmerksamkeit gestanden hatten. Jedes Mal, wenn Mary Chance geholt hatte, war er ohne Protest mitgegangen. Aber er würde das Haus mit diesem leicht panischen Ausdruck auf dem Gesicht betreten – „Hilfe, ich will hier raus“. Und dann würde er sich von Mary umsorgen lassen, würde sich von ihr die Wunden verbinden lassen und sich ihrer Liebe ergeben.
    Mary zu beobachten, wie sie um Chance herumflatterte, amüsierte Wolf immer wieder. Um jedes ihrer Kinder machte sie so viel Aufhebens, aber die eigenen Kinder waren von Anfang an daran gewöhnt gewesen. Chance dagegen … vierzehn Jahre alt und praktisch komplett verwildert, so hatte Mary ihn gefunden. Falls er je ein Heim gehabt hatte, so erinnerte er sich nicht daran. Wenn er einen Namen gehabt hatte, so kannte er ihn nicht mehr. Den wohlmeinenden Sozialbehörden wich er damals aus, indem er ständig in Bewegung blieb. Er stahl und organisierte, was immer zum Überleben nötig war – Essen, Kleidung, Geld. Er war hochintelligent und brachte sich mit fortgeworfenen Zeitungen selbst das Lesen bei. Büchereien wurden zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort, manchmal verbrachte er sogar die Nacht dort, wenn es sich irgendwie arrangieren ließ. Aber niemals zwei Nächte hintereinander. Von dem Gelesenen und dem wenigen Fernsehen, das er irgendwo erhaschte, war ihm das Konzept Familie bekannt. Mehr war es nicht für ihn – ein Konzept. Chance vertraute niemandem, nur sich selbst.
    Wahrscheinlich wäre er weiter so herangewachsen, wenn ihn nicht eine schwere Grippe niedergestreckt hätte. Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit hatte Mary ihn gefunden, im
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