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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Urkunde sowie der Schrift, des Datums und des Verfasservermerks steht es ganz außer Frage, dass diese Urkunde in besagter Trierer Kanzlei ausgefertigt und von Graf Friedebold dem Älteren höchstselbst unterzeichnet wurde. Ob man das Siegel tatsächlich entfernt und neu angebracht hat, kann nicht zur Gänze entschieden werden. Vielleicht gab es einen Grund, das Siegel abzulösen und mit neuem Wachs anzubringen. Wir haben den Duktus der Schrift mit anderenUrkunden aus jener Kanzlei verglichen und sind zu der Überzeugung gelangt, dass dieses Schriftstück von dem Schreiber Matthias Trever aufgesetzt wurde, der auch viele andere Urkunden jener Zeit verfasst hat.»
    «So ist es», bekräftigte Dietrich und starrte van Thelen giftig an. «Ihr könnt nicht beweisen, dass die Urkunde gefälscht ist.»
    «Das kann ich sehr wohl, Herr Dietrich», widersprach van Thelen ungerührt. «Es gibt nämlich einen Punkt, den der Fälscher nicht beachtet hat.»
    Alle Blicke hefteten sich erneut auf den Advokaten, und wieder kam leises Raunen auf. Doch erst, als wieder vollkommene Stille herrschte, fuhr van Thelen fort: «Jener Schreiber, Matthias Trever, verstarb im selben Jahr, in dem er angeblich diese Urkunde verfasste. Ist es nicht so, Herr van Schuren?» Fragend blickte er den Schöffenmeister an.
    Dieser nickte zustimmend. «Ganz recht. Wir haben auch das überprüft. Er verstarb im August jenes Jahres, lebte also noch, als die Urkunde verfasst wurde. Was ist also Euer Argument, Herr van Thelen?»
    Der Advokat lächelte wieder, diesmal eindeutig verschlagen. «Mein Argument ist so eindeutig wie stichhaltig, Herr van Schuren. Es ist richtig, Matthias Trever verstarb im August 1296.   Ist Euch aber auch bekannt, woran er verstarb?»
    Mit einiger Verblüffung verneinte der Schöffenmeister.
    Van Thelen reckte das Kinn. «Matthias Trever starb am Antoniusfeuer, meine Herren. Ich weiß nicht, inwieweit Euch die Symptome dieser teuflischen Krankheit geläufig sind. Lasst sie mich kurz erläutern: Es beginnt mit einemKribbeln und langsamen Taubwerden der Glieder. Auch bilden sich rote Male, und mit fortschreitender Krankheit faulen Finger, Zehen, Hände und Füße, ja sogar ganze Arme und Beine ab, ohne dass es zu Blutungen kommt. Die meisten Menschen sterben qualvoll, bevor sie dieses letzte Stadium erreichen.»
    Aufgeregtes Gemurmel und Laute der Abscheu wurden laut, doch van Thelen beachtete sie nicht. «Matthias Trever befand sich an jenem Tag, auf den die Urkunde datiert ist, in einem Zustand, der es ihm unmöglich erlaubt hätte, eine Urkunde aufzusetzen. Ihm fehlten nämlich bereits die linke Hand und an der rechten alle Finger.»
    Die aufgeregten Stimmen im Raum wurden lauter.
    Der Magister legte die Urkunde sorgsam auf dem Tisch ab. «Wir waren so frei, dem Neffen des Matthias Trever einen Besuch abzustatten. Er hat den Verlauf der Krankheit seines Onkels bestätigt und wird dies auch gerne vor dem Gericht wiederholen.» Van Thelen blickte triumphierend in die Runde. «Und nun, Herr Dietrich, dürfte es an Euch sein zu erklären, wie ein Mann ohne Hände diese Urkunde verfassen konnte.»

44.   KAPITEL
    Dietrich wurde für den nächsten Tag vor das Trierer Schöffengericht geladen, um sich zur Anklage wegen Urkundenfälschung zu äußern. Graf Friedebold, Johann und Martin ritten ebenfalls noch am selben Tag nach Trier, und natürlich begleitete auch van Thelen die Männer, um seine Erkenntnisse vor dem Gericht noch einmal zu wiederholen.
    Bernadette brach beinahe zusammen vor Erleichterung. Sie konnte kaum glauben, mit welcher Leichtigkeit der fremde Advokat Dietrichs Betrug aufgedeckt hatte.
    Auch Elisabeth wunderte sich sehr, war jedoch noch immer hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und, wie sie fand, gerechtem Zorn auf Johann. Sie wusste überhaupt nicht mehr, was sie von ihm denken sollte, und war deshalb sehr erfreut, dass am folgenden Mittag Bruder Georg von seiner Reise nach Prüm zurückkehrte. Er hörte sich ihren Bericht über die Geschehnisse des Vortages mit Erstaunen und Bestürzung an, unterbrach sie jedoch alsbald, da ihm die Neuigkeiten, die er aus Prüm mitbrachte, geradezu unter den Nägeln brannten.
    «Es scheint, als wären wir endlich auf eine Spur des Kruzifixes gestoßen», berichtete er am Kamin in der Kemenate, nachdem auch Luzia herbeigerufen worden war. «Sie fand sich in einer Chronik aus dem vorigen Jahrhundert.» Er räusperte sich bedeutungsvoll, und die beiden Frauen hingengespannt

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