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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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verzweifelten Plan eines verstörten Jungen vereitelt, und dafür bin ich ihm heute zutiefst dankbar.» Er zwinkerte. «Meistens jedenfalls. Ihr werdet zustimmen, dass die Errettung vor dem Tode Grund genug ist, einem Mann in jeder Hinsicht beizustehen, selbst wenn nicht zudem noch eine innige Freundschaft bestehen würde.»
    Luzia nickte und fühlte sich plötzlich ziemlich schäbig, dass sie diesem Mann Betrug und Eigennutz unterstellt hatte.
    Sorgsam darum bemüht, Abstand zu ihm zu halten, stand sie auf und ging um den Tisch herum. «Und was genau habt Ihr vor?», fragte sie. «Meine Herrin   – Elisabeth – war nicht sehr erfreut über die Art und Weise, wie Herr Johann hier gestern eingedrungen ist.»
    Wieder lachte Martin. «Das denke ich mir. Doch nur auf diese Weise konnten wir das Überraschungsmoment nutzen. Alles Weitere wird sich, wie ich hoffe, heute Nachmittag aufklären.» Er stand ebenfalls auf und legte Rechnungsbuch und Briefe ordentlich zusammen. «Sobald Graf Friedebold mit den Schöffen eintrifft, wird Pierre seine Tätigkeit aufnehmen.» Mit einem jungenhaften Grinsen klemmte er sich die Schriftstücke unter den Arm.
    Luzia runzelte skeptisch die Stirn. «Pierre? Der Mann, der Euch hierherbegleitet hat? Wer ist er?»
    «Magister van Thelen ist Advokat», antwortete Martin mit einem merkwürdig versonnenen Lächeln. «Ein Schatten aus meiner Vergangenheit, dem das Licht einer guten Tat ganz sicher guttun wird.»
    Luzia war befremdet, traute sich jedoch nicht weiter nachzufragen. Stattdessen kam ihr plötzlich ein seltsamer Einfall – etwas, das schon eine ganze Weile in ihr geschwelt hatte, jedoch jetzt erst fassbar wurde.
    «Herr Wied?», hielt sie ihn auf, denn er war bereits auf dem Weg zur Tür.
    Überrascht blickte er sich um.
    Sie zögerte, fasste sich dann jedoch ein Herz und gingnoch einmal auf ihn zu. «Darf ich Euch eine Frage stellen?»
    «Wenn ich sie beantworten kann.» Erwartungsvoll blickte er sie an, und wieder fühlte sie eine Mischung aus Verlegenheit und Unbehagen.
    «Habt   …» Sie räusperte sich, weil ihr plötzlich ein Frosch im Hals zu stecken schien. «Habt Ihr adlige Vorfahren?»
    «Was bitte?» Dem Kaufmann war die Verblüffung deutlich anzusehen. «Wie kommt Ihr denn darauf?»
    «Euer   … Euer Name.» Luzia holte Luft und versuchte sich zusammenzureißen. «Wied. Seid Ihr verwandt mit der Familie von Wied – mit den Grafen, meine ich?» Sie trat noch einen Schritt näher. «Diese Familie gibt es schon lange nicht mehr. Bruder Georg sagt, schon seit hundert Jahren nicht. Aber die Grafen von Wied sind mit denen von Kempenich verwandt und   …» Sie brach ab, weil sich die Gedanken in ihrem Kopf zu verknoten schienen.
    «Und Ihr glaubt, nur weil ich diesen Namen trage, wäre ich mit ihnen verwandt?» Martin schüttelte irritiert den Kopf. «Meine Familie stammt aus Wied. Wir betreiben schon seit vielen Generationen das Kaufmannsgewerbe. Den Ortsnamen nahm mein Urahn damals vermutlich an, nachdem er aus der Fremde kam und sich dort niederließ.»
    «Aus der Fremde?»
    Martin nickte vage. «Woher kann ich Euch nicht genau sagen, das müsste ich selbst erforschen. Jedenfalls ist mein Urgroßvater schließlich von Wied nach Koblenz gezogen, von wo aus sich unser Geschäft besser ausbauen ließ.»
    Luzia ließ enttäuscht die Schultern sinken. «Dann habtIhr auch keinen Vorfahren mit dem Namen Radulf von Wied?»
    «Radulf?» Wieder schüttelte er den Kopf. «Nicht dass ich wüsste. Dieser Name kommt in unserer Familie nicht vor.» Er legte den Kopf auf die Seite. «Erklärt Ihr mir, was es mit Eurer Frage und diesem Radulf auf sich hat?»
    Luzia hob die Schultern. «Wir   … also Elisabeth und Bruder Georg forschen nach jemandem, einem Nachfahren jenes Radulf von Wied. Es hat etwas mit unseren Familien zu tun – und einem silbernen Kruzifix», setzte sie spontan hinzu. Abwartend blickte sie in sein Gesicht, doch er zeigte keine Regung außer Interesse.
    «Einem Kruzifix?», fragte er nach. «Nun, es tut mir leid, dass ich Euch nicht weiterhelfen kann, Jungfer Luzia. Ich fürchte, Ihr müsst weiterforschen, denn mir sagt weder der Name Radulf noch der Hinweis auf ein silbernes Kreuz etwas. Und nun entschuldigt mich, ich muss noch einige Vorbereitungen treffen, und es scheint, als wären die Schöffen soeben angekommen.» Er wies auf das Fenster, durch das man eine Gruppe Berittener erkennen konnte, die gerade durch das Tor kamen, und trat dann selbst hinaus in

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