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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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schien.
    Wenn die Besucher der Hochmoore bei Withens und Black Hill diese Landschaft bewunderten, glaubten sie, eine völlig natürliche, von Menschenhand unberührte Szenerie vor sich zu sehen – ohne Häuser, ohne Straßen, ohne Mauern oder Telegrafenmasten, sogar ohne Stromleitungen.
    Aber natürlich täuschten sie sich – die gesamte Landschaft war von Menschen geformt. Longdendale war einst ein Urwald gewesen, mit wilden Keilern, Hirschen, Wölfen, Bären und sogar wilden Stieren. Jetzt wiesen nur noch die Ortsnamen auf ihr Vorhandensein hin – Wildboar Clough, Swineshaw und Deer Knowl. Die Mönche, denen das Tal zugeteilt worden war, hatten den Wald für ihre Schafe gerodet, und mit Beginn der industriellen Revolution vor zwei Jahrhunderten war der erste saure Regen auf den Dark Peak gefallen, der die Vegetation zerstört und den Torf ausgewaschen hatte. Was die Besucher jetzt bewunderten, waren die jahrtausendealten Spuren der Zerstörung durch Menschenhand.
    »Wir hatten uns erboten, unten im Dorf mit anzupacken«, sagte der Vorarbeiter der Wartungsmannschaft, der Cooper gefolgt war.
    »Unten in Withens?«
    »Ja. Wir versuchen immer, gute Beziehungen zu den Einheimischen aufzubauen. Deswegen haben wir unsere Dienste bei mehreren Projekten angeboten. Aber einige der Bewohner waren nicht sehr freundlich zu uns.«
    »Sie meinen bestimmt die Familie Oxley.«
    »Sie kennen sie?«
    »Wir hatten mal miteinander zu tun.«
    Menschen wie die Oxleys wussten haargenau, dass diese Landschaft nicht statisch und unveränderbar war, sondern einer gewissen Dynamik unterlag. Sie glichen den frei lebenden Schafherden an den Hängen, die so wichtig für das ökologische
Gleichgewicht waren. Diese Herden verfügten über ein von Generation zu Generation vererbtes Wissen, was ihre Weidegründe betraf. Und um das weitläufige, von keinen Zäunen begrenzte Areal an Moorland zu bestellen, mussten sich die Schäfer die natürlichen Verhaltensmuster der Schafe zunutze machen. Nach Jahrhunderten ohne Stallhaltung waren diese Schafe praktisch wieder zu wilden Tieren geworden, die sich voll und ganz auf ihre natürlichen Instinkte verließen, um sich auf ihrem Territorium zu orientieren.
    Unten auf der Straße nach Withens konnte Cooper den Vauxhall Astra von Police Constable Udall sehen, den er an der Nummer auf dem Dach erkannte. In Landschaften wie dieser dienten diese Nummern nicht nur zur Identifikation durch die Hubschrauberstaffel.
    »Es ist eine Schande mit Withens.« Traurig schüttelte der Vorarbeiter den Kopf. »Wir wollten den Leuten dort helfen, den Friedhof bei der Kirche umzugraben. Der ist vollkommen zugewuchert, müssen Sie wissen.«
    »Jetzt nicht mehr«, erwiderte Cooper. Die Beamten der Sondereinsatztruppe hatten die vergangenenTage damit zugebracht, die ineinander verschlungene Vegetation gewissenhaft zu entwirren und das kräftige Wurzelwerk durchzusieben auf der Suche nach etwaigen Spuren, die Rückschlüsse auf die Identität der Leiche und die Umstände des Todes zugelassen hätten.
    »Wir sind sogar ein paarmal ins Pub, aber gern hat man uns dort nicht gesehen. Das haben sie uns genau spüren lassen.«
    »Aha. Fremde im Pub«, murmelte Cooper.
    »Wie bitte?«
    »Ist nicht so wichtig.«
    Trotz der exponierten Lage konnte Cooper von Withens nur den Turm der Kirche St. Asaph sehen. Überrascht stellte er jedoch fest, dass nördlich des Dorfes auch das Dach von Shepley Head Lodge zu erkennen war, isoliert und unzugänglich, wie es schien.

    Reverend Derek Alton hatte unfreiwillig eine Verbindung zwischen diesen beiden Punkten hergestellt. An diesem Morgen war es dem Pfarrer endlich so gut gegangen, dass er reden konnte. Unter anderen Dingen, die auf seiner Seele lasteten, hatte er auch von Neil Granger erzählt, der dahinter gekommen war, dass sein Bruder Philip in die Serie von Antiquitätendiebstählen in der Umgebung verwickelt war. Eine gestohlene Bronzebüste war der endgültige Beweis gewesen, hatte er ihm erzählt. Und Neil hatte sich an Alton um Rat gewandt, was er damit tun solle.
    »Und was haben Sie ihm geraten?«, hatte man den Pfarrer gefragt.
    »Ihn damit konfrontieren. Die Wahrheit sagen.«
     
     
    Philip Granger lachte. Jetzt, da der Tod seines Bruders nicht mehr im Mittelpunkt stand, schien er wie ausgewechselt und von keinerlei Schuldbewusstsein mehr geplagt zu sein.
    »Emma? Emma war verrückt nach Neil.Wie kann ein Mensch nur so dumm sein? Sie war monatelang hinter ihm her. Ich weiß noch, wie

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