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Die Einsamkeit des Barista

Die Einsamkeit des Barista

Titel: Die Einsamkeit des Barista Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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einen unmöglichen Tango aufs Parkett legten – unter Tizianas Augen, die vor unterdrücktem Lachen beinahe schon blau anlief.
    »Wie bitte, entschuldige?«, fragte der Innenarchitekt, drehte sich um und sah Tiziana kurz vorm Platzen. »Alles in Ordnung, mein Augenstern?«
    »Augenstern« war einfach zu viel. Tiziana sah den Innenarchitekten an und explodierte, konnte sich kaum halten vor Lachen, das sie nur unterbrach, um mühsam keuchend Luft zu holen.
    Der arme Innenarchitekt blickte Massimo an. Dann Aldo, der seinen Blick erwiderte, resigniert die Arme ausbreitete und sagte: »Was wollen Sie, wir sind hier in der Provinz. Einfach gestrickt.«
    »Eher ungehobelt, meinen Sie wohl.« Er musterte Massimo von oben bis unten. »Entschuldigt, dass ich eure Zeit verschwendet habe. Auf Wiedersehen brauche ich wohl nicht zu sagen.«
    Und damit flatterte er hinaus, wie er hereingekommen war. Ihm dicht auf den Fersen folgten die Alten, zwei und zwei, untergehakt. Massimo schaute ihnen mit unterdrücktem Hass nach.
    Innenarchitekt Nummer drei hielt exakt zehn Minuten durch, also die Zeit, die man braucht, um einzutreten, sich vorzustellen, das Zimmer in Augenschein zu nehmen und himbeerfarbene Wände vorzuschlagen. Danach, allein im Zimmer zurückgeblieben, hatte Massimo entmutigt die Wände betrachtet. Das hier überstieg seine Kräfte. Während er sich um sich selbst drehte und sich fragte, ob es angebracht sei, einen weiteren Innenarchitekten zurate zu ziehen oder vielleicht doch das Zimmer als Lager zu benutzen, hatte Pilade begonnen, die Wände mit langen Schritten abzumessen. Relativ lang, weil Pilade knapp einen Meter sechzig klein und ebenso breit war und eher an eine Tomate mit Hosenträgern erinnerte als an einen Mann. Die anderen Alten beobachteten ihn nickend, und Rimediotti sagte: »Ja, ja. Es würde passen. Es würde alles reinpassen.«
    »Was würde reinpassen?«, fragte Massimo.
    »Ein Billardtisch würde reinpassen. Einer von diesen wahren Tischen, um all ’ italiana zu spielen, nicht diese Drecksdinger mit den Löchern, wie die Amerikaner sie haben. Ein schönes Billard, wie ich es meine.«
    Stille. Und Verblüffung. Scheiße, was für eine Idee. Wundervoll. Wun-der-voll. Ein schönes Stück, mit Stil. Und bei passender Gelegenheit eine Tischplatte darüber, und schon hast du eine Abstellfläche.
    Der Rest des Zimmers bleibt leer, und das Licht muss auch dazu passen, es muss von oben kommen. Keine Stuss erzählenden Innenarchitekten mehr. Und der Billardtisch immer hier, zu meiner freien Verfügung. Eine kleine Partie, wenn die Bar leer ist, das kann mir keiner verwehren.
    »Sehr gut, Pilade. Ein Billard. Großartige Idee.«

Eins
    »Wir kommen gleich noch einmal auf dieses schreckliche Verbrechen zurück. Aber nun ein anderes Thema. Für das in Kabul stationierte italienische Kontingent ist heute ein besonderer Tag. Um zu sehen, warum, schalten wir für einen Augenblick nach Afghanistan.«
    »Da würd ich dich zu gern auch hinschicken, nach Afghanistan«, sagte Ampelio zum Fernsehmoderator. »Und zwar in Frauenkleidern, so würde ich dich da hinschicken.«
    In der BarLume läuft der Fernseher nicht ständig, um die Leere zu füllen, auch wenn niemand hinsieht: Der große 40-Zoll-Bildschirm, der normalerweise als Mittler zwischen Dummheit und Welt fungiert, wird nur eingeschaltet, wenn etwas übertragen wird, das es wert ist, angesehen zu werden, und das auch nur, wenn diese Sendung gleichzeitig Massimos Billigung und die des Achtzigerrates erhält (auf das Alter bezogen, nicht auf die Anzahl der Mitglieder). Folglich wird der Fernseher in der BarLume kaum einmal eingeschal-
tet.
    Die seltenen Gelegenheiten, bei denen das geschieht, lassen sich fast immer zwei großen Kategorien zuordnen: Sport und Wahlen. »Sport« umfasst ausschließlich Fußball und Radrennen. Alle anderen Sportarten werden ausnahmslos durch das betagte Quartett Weitsichtiger als »schwul« abgestempelt, mit Ausnahme von Rugby. Jenes Spiel nämlich wird als »englisch« eingeordnet, womit man in dieser Gegend etwas bezeichnet, wozu sich menschliche Wesen nicht herablassen sollten.
    Allerdings hat auch der Radsport einen Großteil seiner Faszination eingebüßt; ein wenig wegen der ständigen Dopinggeschichten, die Champions, Mitläufer und Versager gleichermaßen betreffen, vor allem aber, weil Pantani nicht mehr dabei ist. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass Ampelio sich weigert, die großen, klassischen Mehrtagesrennen anzusehen,

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