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Die Eisfestung

Titel: Die Eisfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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wieder in mürrisches Schweigen.
    »Vielleicht solltest du dich da einfach mal rausziehen«, sagte Marcus. »Vergiss sie. Rebellier ein bisschen. Mach zur Abwechslung mal was ganz anderes.«
    »Was ganz anderes? So was gibt’s hier nicht. Du hast unser Kaff doch gesehn. Was gibt’s da denn? Eine Post. Einen Lebensmittelladen – nur den halben Tag offen. In die Kneipe darf ich noch nicht... Das war’s! Ach ja, und dann gibt’s noch die Tankstelle,’ne halbe Meile vorm Dorf. Danach nichts als Felder und Sumpfland, bis man nach King’s Lynn kommt, und da fängt der gleiche Scheiß wieder von vorne an.«
    »Ist für mich das Gleiche«, sagte Emily.
    »Ich dachte, dir gefällt’s hier.«
    »Spinnst du? Ich find’s hier sterbenslangweilig.«
    »Wie kann euch hier langweilig sein?« Marcus drehte sich von seinem schmalen Ausguck fort. Er schien die Kälte ganz vergessen zu haben. »Schaut euch mal um! Das ist ein ganz großartiger Ort.«
    »Stimmt überhaupt nicht«, sagte Emily. »Hier ist es eiskalt und dunkel und es stinkt -«
    »Ja, aber das ist doch nur die Oberfläche.« Marcus setzte sich neben die beiden. »Ich meine, wenn man das mal vergisst. Am liebsten wäre ich mit euch hier, bis es Nacht ist. Dann könnten wir echt was erleben.«
    »Was denn?«
    »Vielleicht Gespenster?«
    »Was sonst.«
    »Aber stellt euch mal vor...« Marcus’ Stimme wurde zu einem verschwörerischen Flüstern. Unwillkürlich beugten sich Emily und Simon nach vorne, damit ihnen kein Wort entging. »Es muss hier einfach spuken, es kann in diesem Raum gar nicht anders sein. Denkt an all die Schlachten, die vor der Ringmauer ausgetragen wurden. All die Belagerungen. Es muss Dutzende gegeben haben. Die Bogenschützen in diesem Raum waren die besten der ganzen Burg. Sie haben Hunderte Männer getötet. Sie haben ihre Pfeile abgeschossen, bis der ganze Burggraben mit toten Feinden angefüllt war. Aber manche Bogenschützen sind auch hier gestorben, mit einem Pfeil in der Brust, der durch dieses schmale Fenster geschwirrt kam, oder sie wurden niedergesäbelt, wenn der Feind das Tor gestürmt hatte. Solche Dinge müssen hier geschehen sein. Ich kann es spüren.«
    Emily blickte um sich. Ringsum waren nur Schatten.
    »Und weil das so war«, fuhr Marcus fort, » muss es hier einsame Seelen geben, die immer wieder an den Ort ihres Sterbens zurückkehren, um über ihr Schicksal zu jammern und zu klagen. Vielleicht auch, um an den Lebenden Rache zu nehmen.«
    »Ich glaube nicht an Gespenster«, sagte Emily, ihre Hände tief in den Taschen vergrabend.
    »Ich schon«, sagte Marcus.
    »Wie denn das?«
    »Hab mal eins gesehen.«
    Emily schüttelte den Kopf. »Du bist ein solcher Lügner.«
    »Du brauchst mir ja nicht zu glauben, wenn du nicht willst. Aber egal.« Marcus ließ sich von dem Gesims auf die Steinplatten herunterfallen. »Das ist nicht der einzige Grund, warum es hier so aufregend ist. Ich will euch was zeigen, weiter oben an der Burgmauer.«
    Emily stupste ihn mit dem Fuß an. »Wechsle nicht das Thema! Dir fällt wohl auf die Schnelle keine Geschichte ein, was? Ich wusste doch, dass du kein Gespenst gesehen hast.«
    Marcus zuckte mit den Schultern. »Werde ich dir vielleicht mal erzählen, wenn mir danach ist. Aber jetzt hört mal zu! Bevor es wieder so stark zu schneien angefangen hat, war ich auf dem Weg zurück zu euch, weil ich euch zeigen wollte, was ich da oben an der Mauer entdeckt habe. Ich kann gar nicht glauben, dass ihr das noch nicht bemerkt habt.«
    »Was denn?«
    »Kommt mit. Ich zeig es euch.«
    »Erzähl’s uns, das reicht«, brummte Simon. »Da draußen ist ein Schneesturm.«
    »Der Schnee lässt schon nach. Kommt schon, dauert nur eine Minute.«
    Emily ging zum Eingang und schaute hinaus. Tatsächlich taumelten nur noch ein paar vereinzelte Flocken durch die kalte Luft. Der Wind hatte sich gelegt.
    »Es wird bald dunkel«, sagte sie nach einem Blick auf die Uhr. »Ich muss jetzt wirklich nach Hause. Kannst du es mir ganz schnell auf dem Rückweg zeigen?«
    »Klar. Komm schon -« Marcus stieß Simon an, der immer noch zögerte. »Ist es echt wert. Lässt dich deine blöden Brüder vergessen.«
    »Und Pauline«, sagte Emily.
    »Okay«, sagte Simon und stand unwillig auf. »Ich schulde euch beiden was wegen vorhin. Aber wehe, es lohnt sich nicht.«
    Marcus ging durch die Tür und dann die Stufen hoch, Emily und Simon folgten. Es war jetzt wieder heller geworden und man hatte in alle Richtungen klare Sicht. Marcus blieb

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