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Die Eissegler von Tran-ky-ky

Die Eissegler von Tran-ky-ky

Titel: Die Eissegler von Tran-ky-ky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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1
    Der Mann in der Bar der Antares schaffte es auch bei diesem seinem vierten Versuch nicht ganz, sich den Kopf an der gewölbten Sternendecke anzustoßen. Vielleicht war es auch sein fünfter Versuch. Für einige andere Gäste des luxuriösen Salons war dies eine Enttäuschung.
    Aufrecht stehend - was in letzter Zeit selten geschah - war der Bursche knapp zwei Meter groß. Jeder Herrenausstatter, der sein Handwerk verstand, hätte seine Masse auf etwa zweihundert Kilo geschätzt, den vielen Alkohol, den er in erstaunlicher Geschwindigkeit in sich hineingeschüttet hatte, noch nicht mitgerechnet. Daß es ihm überhaupt gelungen war, der Decke des Salons und dem nachgebildeten terranischen Nachthimmel darauf auch nur nahe zu kommen, war zum Teil seiner beträchtlichen Statur zuzuschreiben.
    Immer wieder sprintete er mit der Grazie eines Elefanten vom anderen Ende des Salons aus auf die Bar zu, sprang auf die hochglanzpolierte Ahornplatte der Theke und segelte von dieser Startbahn deckenwärts. Im Fliegen streckte er sich dann, griff mit den Armen um sich und landete dann spektakulär auf dem Bauch, wobei Plastikflaschen, Gläser und sonstige Barutensilien nach allen Seiten flogen.
    Worauf er die ärgerlichen Windmühlenschläge des Robotbarkeepers, der jetzt am Rande einer elektronische n Psychose schwebte, abwehrte, zwischen den Tischen davontaumelte und es aufs neue versuchte.
    Jetzt rappelte er sich wieder auf, kippte einen weiteren Schluck seines augenblicklichen Getränks hinunter und taumelte wieder zu seinem Starrpunkt zurück. Seine elegant gekleidete junge Claque spornte ihn an. In dieser Gruppe war sportlicher Ehrgeiz erwacht. Wetten wurden platziert. Würde er bei diesem fünften (oder sechsten) Versuch sich endlich umbringen, indem er sich beim Fallen den benommenen Schädel brach? Oder würde er einfach das Bewußtsein verlieren, indem er mit dem Kopf gegen die Decke stieß?
    Dreidimensionale Kumuluswolken, dick und flauschig, zogen über die Deckenkuppel. So echt sie auch wirkten - in Wirklichkeit waren es nur Projektionen auf entspreche nd präpariertes Duralum. Dennoch, wenn der Schädel dieses Kängurus auch ohne jeden Zweifel aus harten Knochen bestand, würde jede Kollision zwischen ihm und den sanften Wolken ebenso ohne jeden Zweifel zugunsten der letzteren ausgehen.
    Im hinteren Teil des Raums regte sich etwas. Inmitten der lachenden, applaudierenden Spieler und der verärgerten, gleichzeitig aber neugierigen sonstigen Gäste tanzten der Erste Maat und zwei Hilfsingenieure der Antares wie smaragdgrüne Korken im Wasser. Während der letzten fünfzehn Minuten war es ihr vornehmstes Ziel gewesen, diesen galoppierenden riesigen Affen mit so wenig wie mö glich Schaden für ihn selbst und das Eigentum der Gesellschaft in den Zustand der Bewegungslosigkeit zu versetzen. Bis jetzt hatten ihre Bemühungen einen Erfolg von exakt Null Komma Null gehabt. Und jetzt fingen sie an, selbst zur Erheiterung der anderen Gäste beizutragen.
    Der Erste Maat, ein gebildeter Mann, der den größten Teil seines Arbeitslebens mit der Planung von Hyperdrivemanövern und mit dem Jonglieren des Gravitationsfeldes einer kleinen künstlichen Sonnenmasse verbracht hatte, hielt das nicht im geringsten für komisch. Um es genau zu sagen, war er sogar ziemlich böse und das ganze Treiben leid.
    Aber es hatte keinen Sinn, noch einmal im Buch nachzuschlagen. Die Vorschriften der Gesellschaft verboten es ausdrücklich, zahlende Passagiere zu erschießen, gleichgültig, wie unmöglich sich diese auch verhalten mochten. Und allen anderen Methoden war bis jetzt keinerlei Erfolg beschieden gewesen. Einer der Hilfsingenieure hatte bereits einen Schlag des Akrobaten hinnehmen müssen, der ihn an einen antiken Dampfhammer erinnerte. Er wischte sich verstohlen über die Unterlippe und überlegte, ob er dem Anthropoiden vielleicht mit einem Stuhl den Schädel einschlagen solle. Schließlich konnte er immer auf kurzfristige Unzurechnungsfähigkeit plädieren, ob man ihn nun pensionierte oder nicht.
    »Ausschwärmen, Leute, jetzt kommt er wieder.«
    Eine halbgefüllte Flasche in der Hand und damit wild herumfuchtelnd und he ulend, so laut das seine erstaunlichen Lungen nur hergaben, raste der Möchtegern-Ikarus wieder auf die Bar los und gewann bei jedem Schritt an Tempo. Mit einer Agilität, die für einen Mann seines Alters und seines Alkoholpegels erstaunlich war, sprang er in die Luft und erreichte mit einem einzigen Sprung die

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