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Die Eissphinx

Die Eissphinx

Titel: Die Eissphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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an. Sein bleiches Gesicht, seine tief gefurchte Stirne verriethen deutlich genug, daß seine Hoffnung zu schwinden begann.
    Wir erreichten endlich das Thal, in dem früher das Dorf Klock-Klock gelegen hatte. Auch hier wie anderswo, alles verlassen… weder eine einzige jener Wohnstätten – so elend sie immer gewesen sein mochten – noch von den »Yampöös«, die mittelst eines großen schwarzen Felles hergestellt wurden, das auf einem, vier Fuß über dem Boden abgeschnittenen Baumstamm ruhte, keine jener Hütten aus abgehauenen Zweigen oder jener Trogloditenhöhlen, die aus den Wänden des Hügels – einer schwarzen, der Walkererde ähnlichen Masse – ausgebrochen waren. Und der plätschernde Bach am Abhange der Schlucht, wo war er, wohin entleerte er sein geheimnisvolles Wasser, das über einen schwarzsandigen Grund hinströmte?
    Was die tsalalische Bevölkerung angeht, jene fast nackt auftretenden Männer, von denen nur einzelne mit einem schwarzen Felle bekleidet, alle aber mit Spießen und Keulen bewaffnet waren, jene schlanken, großen, wohlgebauten Frauen, »mit einer Grazie und Ungezwungenheit des Auftretens, wie man solches in keiner civilisierten Gesellschaft wiederfindet«, die große Kinderschaar, die sie begleitete… ja, was war aus dieser ganzen Welt von schwarzhäutigen, schwarzhaarigen Eingebornen mit den schwarzen Zähnen geworden, aus jenen Leuten, die die weiße Farbe so schwer erschreckte?
    Vergeblich werd’ ich die Wohnstätte Too-Wit’s suchen, die aus vier großen, durch Holzbolzen zusammengehaltenen Fellen hergestellt war, welche an kleinen, in die Erde getriebenen Pflöcken befestigt waren. Ich konnte nicht einmal mehr die betreffende Stelle finden!… Und doch war es hier gewesen, wo William Guy, Arthur Pym, Dirk Peters und ihre Gefährten mit gewissen Beweisen von Ehrerbietung aufgenommen worden waren, während eine Menge Insulaner sich vor der Hütte drängten. Hier war es, wo die Mahlzeit aufgetragen wurde, wobei es noch zuckende Eingeweide eines unbekannten Thieres gab, die Too-Wit und die Seinen mit widerlicher Gier verschlangen…
    Jetzt wurde es mir plötzlich heller im Kopfe. Es war wie eine Offenbarung. Ich errieth, was mit der Insel vorgegangen war, was die Veranlassung dieser Vereinsamung, die Ursache des Durcheinanders war, dessen Spuren der Erdboden zeigte.
    »Ein Erdbeben! rief ich. Ja, hierzu genügten zwei bis drei so furchtbare Stöße, wie sie so gewöhnlich in Gebieten sind, unter die das Meer Eingang findet. Da brechen sich eines Tages die angehäuften, gespannten Dämpfe einen Ausweg und vernichten alles an der Erdoberfläche….
    – Ein Erdbeben hätte an dieser Stelle die Insel Tsalal verwüstet? murmelte der Kapitän Len Guy.
    – Gewiß, Herr Kapitän, es hat die eigenartige Vegetation vernichtet, die Bäche mit der merkwürdigen Flüssigkeit und alle die Naturwunder weggefegt, die in der Tiefe der Erde begraben sind und von denen wir keine Spur mehr auffinden werden. Hier ist nichts mehr von dem zu sehen, was Arthur Pym einst an der gleichen Stelle gesehen hatte!«
    Hunt, der näher getreten war, lauschte unseren Worten und hob und senkte den gewaltigen Kopf als Zeichen der Zustimmung.
    »Sind diese Strecken des südlichen Meeres denn nicht vulcanischer Natur? fuhr ich fort. Wenn die »Halbrane« uns nach Victoria-Land beförderte, würden wir da nicht den Erebus und den Terror in vollem Ausbruch finden?
    – Wenn aber eine Eruption stattgefunden hätte, bemerkte Martin Holt, dann müßten wir doch Lavaströme auffinden.
    – Ich behaupte nicht, daß es zu einem Auswurf gekommen sei, antwortete ich dem Segelwerksmaat, sondern nur, daß der Boden durch ein Erdbeben durcheinander gerüttelt worden ist.«
    Eine nähere Erwägungmußte meine Anschauung als annehmbar erscheinen lassen.
    Da erinnere ich mich noch daran, daß Tsalal nach Arthur Pym’s Angabe zu einer sich nach Westen fortsetzenden Inselgruppe gehörte. Entging diese damals der Vernichtung, so war es möglich, daß die tsalalische Bevölkerung sich nach einer der Nachbarinseln geflüchtet hatte. Es erschien also angezeigt, diesen Archipel zu untersuchen, wo die Ueberlebenden von der »Jane« nach dem Verlassen Tsalals, das gewiß keinerlei Hilfsquellen mehr bot, Zuflucht gefunden haben konnten.
    Ich theilte das dem Kapitän Len Guy mit.
    »Ja, rief er, und große Thränen perlten ihm aus den Augen, ja, das ist möglich! Und doch, wo hätten mein Bruder und seine unglücklichen Gefährten Mittel

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