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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dem Tisch. Es war so viel geschehen, dass er gar nicht daran gedacht hatte, das Schwert mit dem Eberknauf zu nehmen, obwohl er sich die Schwertscheide umgegürtet hatte, als er die Rüstung angelegt hatte. Entschlossen nahm er das Schwert an sich. Es war erstaunlich leicht. Eine doppelte Blutrinne nahm der Waffe einiges an Gewicht. Bei dem Schwert schien es, als sei es von Anfang an für ihn geschmiedet gewesen. Die Größe veränderte sich nicht, und doch lag die Waffe perfekt in seiner Hand und war wunderbar ausgewogen. Er machte ein paar schnelle Schläge. Zischend zerschnitt die Klinge die Luft. In kunstvollen Figuren ließ er das Schwert wirbeln. Es war eine Freude, diese Waffe zu führen! Mit einer letzten eleganten Bewegung schob er es in die Scheide. Kaum war die Klinge im weißen Leder verschwunden, ertönte tief im Tunnel ein Geräusch, als bewegten sich uralte, verrostete Türangeln.
    Jules war sichtlich unruhig. »Komm!«, rief er ihm zu und winkte hastig, um seine Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen.
    »Was war das?«
    »Keine Ahnung. Und ich möchte es auch gar nicht herausfinden!«
    Der Priester begann zu laufen. Seine Fackel war fast heruntergebrannt. Adrien hatte seine auf dem Boden neben dem Rüstungsständer liegen lassen. Im zitternden Licht der kleiner werdenden Flamme sahen die Figuren auf den Wänden viel lebendiger aus als auf dem Hinweg.
    Vor ihnen im Tunnel ertönten noch immer Geräusche. Sie klangen jetzt anders. Wie Schläge eines großen Hammers mit Eisenkopf, die auf Fels treffen. Sie erklangen ganz regelmäßig. Und sie kamen näher!
    Endlich erreichten sie die Stelle, an der das Seil hinabhing. Klares Mittagslicht stach hier in den Tunnel hinab. Die Bilder an den Wänden waren verblasst, als habe das Sonnenlicht ihre Farbe getrunken.
    Erleichtert streckte Adrien die Hand nach dem Seil. Da ertönte ein letztes Stampfen. Eine gewaltige Gestalt aus Gold und Silber trat aus dem Zwielicht des Tunnels. Ein silberner Löwe mit einer Mähne aus Gold, dem weite, goldene Schwingen aus dem Rücken wuchsen. Der Löwe war mehr als drei Schritt hoch.
    Seine Augen funkelten in strahlendem Blau. Er sah auf sie herab. Sein metallenes Gesicht wirkte edel. Es war nicht die Fratze eines angriffslustigen Raubtiers. Dennoch legte Adrien die Hand auf den Eberknauf seines Schwertes.
    »Wenn du gegen ihn eine Waffe ziehst, bist du binnen eines Herzschlags tot«, sagte Jules leise. Dann trat der Priester unmittelbar vor den Löwen. Er sprach ihn in einer Sprache an, wie Adrien sie noch nie gehört hatte. Jules aber ging sie so glatt von der Zunge, als sei es seine Muttersprache. Seine Worte waren beherzt und selbstbewusst. Und dann antwortete die Bestie! Das Monstrum aus Metall konnte sprechen! Seine Stimme wurde von einem merkwürdigen Klicken und Surren begleitet. Sie sprach langsam und behäbig.
    Adrien dachte, wie viel größer die Macht des Bücherwissens doch war. Mit dem Schwert hätte er dieses metallene Ungeheuer gewiss nicht bezwungen.
    »Er wird uns helfen, durch das Loch in der Decke zu steigen«, sagte Jules. »Was? Er hilft uns? Was ist das für ein Geschöpf?«
    »Noch ein Geschenk der alten Götter an die sieben Könige. Er hält dich für einen König, weil du diese Rüstung trägst. Er wollte das Loch vergrößern, um mit dir in den Himmel zu reiten. Ihr Verstand besteht aus Zahnrädern und Magie. Sie sind mit dem Denken manchmal etwas langsam.«
    Adrien vermochte sich ein Rad mit Zähnen nicht vorzustellen. Dann dachte er, wie es wohl wäre, ein solches Reittier zu haben … »Du hättest ihm ruhig sagen können, dass ich ein König bin. So ein Reittier wäre doch wunderbar!«
    »Es wäre dein Tod, du Narr. Es würde die Welt der Menschen in Unordnung bringen und sehr bald die Aufmerksamkeit der Elfen erwecken. Sie haben gewiss nicht vergessen, dass die geflügelten Löwen erschaffen wurden, um ihnen den Himmel streitig zu machen und die Wolkensammler zu schützen. Wenn ein solcher Löwe erscheint, dann werden sie nicht ruhen, bis er und sein Reiter vernichtet sind. Von einem glorreichen Ritter, der zum Ruhme der Tjuredkirche kämpft und unbesiegbar erscheint, werden sie hingegen kaum Notiz nehmen. Bescheidenheit ist mehr als nur eine Tugend, Adrien. In diesem Fall rettet sie dir dein Leben.«
    »Wenn du es sagst, Meister«, entgegnete er zerknirscht und malte sich doch in Gedanken aus, wie es sein würde, auf einem fliegenden Löwen zu reiten und damit mitten auf dem Heumarkt von

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