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Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Fische bevölkerten das Riff. Der hässliche Kopf eine Muräne lugte aus einer Felsspalte. Die schlangengleiche Räuberin beäugte sie misstrauisch.
    Emerelle schwamm mit kräftigen Stößen ins offene Wasser hinaus. Sie genoss es, ihren Körper zu spüren. Das Wasser war angenehm. Es streichelte sie.
    Sie tauchte am Riff entlang in die Tiefe. Walgesang durchdrang sie. Er berührte etwas tief in ihr. Sie schlang die Arme eng um ihren Körper und zog die Beine an. Langsam sank sie tiefer. Sie schloss die Augen und gab sich ganz dem melancholischen Lied der Wale hin.
    Sanft berührte sie weichen Sand. Sie verharrte in der Hocke. Lauschte. Lange. Als sie die Augen schließlich öffnete, war es dunkel. Die Sonne war verschwunden. Seltsames, blaugrünes Licht schwebte im Wasser. Es bewegte sich mit der Strömung. Neugierig schwamm sie dem Licht entgegen. Bald war sie umgeben von dem Leuchten. Ihre Bewegungen erzeugten kleine Lichtwirbel, die sie umspielten. Sie folgte dem Leuchten weiter hinaus auf das Meer. Selbstverloren betrachtete sie die immer neuen Formen, die das Wasser dem Licht gab.
Kein Orakel in Albenmark kann dir deine Frage beantworten.
    Plötzlich drängte der Orakelspruch wieder in ihre Erinnerung. Sie hatte kein Recht, sich einfach treiben zu lassen. Sie musste herausfinden, wo sie war. Wie viel Zeit war seit dem Angriff der Shi-Handan verstrichen? Was ist mit Falrach geschehen? Und mit dem Lutin? Warum war sie allein?
    Sehnsüchtig blickte sie nach dem blauen Licht. Sie wollte mit ihm im Wasser tanzen. Sich treiben lassen und frei sein. Sie würde niemals frei sein, dachte sie traurig. Es war ihre Entscheidung … Ihr Herz war unfrei.
    Die Elfe schloss die Augen. Sie verschloss ihre Sinne. Lauschte nur noch mit dem Geist. Das Wasser war von Leben erfüllt. Sie berührte die Gedanken einer Gruppe großer Rochen, die schwerelos durch das Wasser segelten. War eins mit einem Schwärm Rotrücken, die sich in völliger Harmonie miteinander bewegten. Tausende Fische, wie ein Leib.
    Sie spürte die Wale weit draußen im Meer im tiefen Wasser. Fast hätte sie sich erneut ihren Gesang geöffnet. Plötzlich aber war da Todesangst. Ein Streifenhai jagte einen Trompetenfisch. Tod.
    Emerelles Geist tastete weiter. Da waren andere Geschöpfe. Deren Gedanken ihr ähnlicher waren. Eine Frau. Sie betrachtete Falrach. Sie machte ihm schöne Augen. Ein Fest.
    Eine Bewegung. Ganz nah. Emerelle öffnete die Augen. Ein langer, mit bleichen Saugnäpfen bewehrter Arm tastete in ihre Richtung. Sie sah den gebogenen Schnabel, dort wo das Knäuel von Armen zusammenstieß. Sie sah den Oktopus an und griff nach seinen verwickelten Gedanken. Er wusste, dass sie zu groß war, um sie zu fressen. Er überlegte, ob sie Aas war, weil sie bewegungslos trieb wie ein Kadaver.
    Sie sandte ihm einen Gedanken an Fangzähne, die seinen Leib zerrissen. Eilig verschwand der Oktopus und ließ eine schwarze Wolke hinter sich, die seine Fangarme an den Rändern zu Spiralen verwirbelten.
    Emerelle folgte dem Gedanken der Frau. Sie war Falrach jetzt sehr nahe. Sie berührte ihn. Sie wollte ihn! Emerelle rang die Versuchung nieder, sich in die Gedanken der Frau einzumischen. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihr Angst zu machen.
    Die Elfe schwamm. Mit kräftigen Stößen. Sie wusste jetzt, wo sie war. Sie spürte Eleborns Macht. Er hatte seinen Hof um sich versammelt, um eines jener ausschweifenden Feste zu feiern, um die sich so viele Geschichten rankten.
    Musik erklang. Getragen vom Wasser, erschien sie fremd. Sie drang nicht nur ins Ohr, sie berührte den ganzen Leib und brachte ihn zum Vibrieren. Es war eine erregende, sinnliche Erfahrung. Fast wie eine Berührung im Liebesspiel.
    Schleier aus blauem Licht wogten durch das Wasser, gefangen im Rhythmus der Musik. Emerelle folgte ihnen. Sie strebten einem Abgrund entgegen. Einer tiefen Spalte im Meeresboden, deren Wände über und über mit Korallen bedeckt waren. Die Tänzer schwebten schwerelos im Wasser. Ihre Körper waren bemalt. Manche trugen Masken. Sie waren umgeben von dem blauen Leuchten. Jede ihrer Bewegungen schnitt eine helle Bahn durch das lebende Licht. Die meisten tanzten für sich allein. Paare waren selten. Sie bewegten sich in perfekter Harmonie.
    Emerelle entdeckte Falrach. Auch er war nackt wie all die anderen. Muster aus stilisierten Blüten bedeckten seinen Leib. Eine Elfe drehte sich dicht neben ihm im Tanz. Ihr langes schwarzes Haar, durchwoben von blauem Leuchten, liebkoste

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