Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin
als elf Jahre vergangen.«
»Erzähle mir vom Trollkönig. Wie macht er sich auf dem Thron? Wie behandelt er die Völker Albenmarks? Ist er ein gerechter Herrscher oder grausam?«
Eleborn berichtete ihr von den neuen Gesetzen der Trolle. Davon, wie die Reichen ausgeplündert worden waren, und dass der Geldhandel durch Tauschhandel ersetzt worden war. Er erzählte, dass es sein Gefühl war, dass es den einfachen Bauern und Handwerkern besser ging als je zuvor. Und dass jeder vor den Kronrat in Burg Elfenlicht treten durfte, auch wenn man lange warten musste, bis man erhört wurde. Auch vom Krieg der Kentauren und den geheimnisvollen Karawanen in die Snaiwamark wusste er zu erzählen. Und davon, dass seit zwei Jahren sehr viele vollbeladene Schiffe von den fernsten Küsten Albenmarks die Walbucht ansteuerten, um dann mit leeren Frachträumen in ihre Heimathäfen zurückzukehren.
Die beiden saßen nebeneinander auf dem Strand und blickten auf das leuchtende Meer. Emerelle zeichnete gedankenverloren mit einem Stock Muster in den Sand und versuchte die Pläne der Trolle zu ergründen. »Was glaubst du, was sie in die Snaiwamark bringen?«
»Ich hatte damit gerechnet, dass die Schiffe mit exotischen Speisen beladen sind. Oder mit Pelzen, schönen Schmucksteinen, Kuriositäten. Allerlei Merkwürdigkeiten, an denen nur Trolle Gefallen finden. Ich war sehr überrascht, als ich ein gesunkenes Schiff besuchte und mir die Fracht angesehen habe. Das Schiff war voller Gold und Silber.« Auch Emerelle war überrascht. Trolle hassten verhüttete Metalle. Sie hatten ihnen noch nie etwas bedeutet. »Vielleicht war es nur dieses eine Schiff?«
Eleborn schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich glaube nicht. Du solltest sehen, wie tief die Snaiwamarkfahrer im Wasser liegen. Sie tragen samt und sonders schwere Fracht. Ich glaube, es ist ihrem König sehr ernst damit, den Geldhandel abzuschaffen. Mir scheint es so, als würde alles gemünzte Gold und Silber in ihre Höhlen geschafft. Damit ist es für immer verloren, denn wer könnte es schon aus den Trollfestungen zurückholen. So sorgen sie dafür, dass unsere Welt im Tauschhandel verharrt, ob wir wollen oder nicht. Und ganz unabhängig davon, ob ein Troll herrscht oder du, Emerelle. Sie schaffen unumkehrbare Tatsachen.«
Emerelle strich die Zeichnung vor sich im Sand glatt. Das Verhalten der Trolle war eine Überraschung. Aber wenn sie glaubten, ihre Burgen seien sicher, irrten sie. Eigentlich hätten sie es besser wissen müssen. Sie hatte ihnen schon einmal all ihre schmutzigen Felsennester abgenommen. »Denkst du an Krieg?«
Emerelle blieb ihm eine Antwort schuldig. Sie glättete immer noch den Sand. Es war eine angenehme, warme Nacht. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal am Meer im Sand gesessen hatte. Ihr Leben ließ ihr nie die Muße dazu. Ein wenig beneidete sie Eleborn.
»Du weißt, wie ausgeblutet die großen Adelshäuser unseres Volkes sind, Emerelle. Es gibt zu wenige Kinder. Zu viele Seelen gehen verloren, indem sie ins Mondlicht gehen. Was gewinnen wir in einem Krieg, der auf lange Sicht unser Volk vernichtet?« Sie wusste nur zu gut, dass sie nicht darauf hoffen durfte, an der Spitze einer Streitmacht stolzer Elfenritter ins Herzland zu ziehen und die Trolle zu vertreiben. Und selbst wenn sie über eine solche Streitmacht verfügt hätte, wüsste sie nicht, ob sie einen Krieg führen wollte. Sie dachte wehmütig an ihre ersten Tage in der Snaiwamark, kurz nachdem sie den Thron aufgegeben hatte. Damals war sie sich noch nicht darüber im Klaren gewesen, wie groß der Unterschied zwischen Ollowain und Falrach war. Sie wollte Ollowain. Ihm gehörte ihr Herz. Sie wusste das genauso sicher, wie sie inzwischen wusste, dass er auf immer verloren war. Nur eine Kraft gab es, die ihn vielleicht zurückbringen könnte.
»Ich will keine Schlachten mehr«, sagte sie schließlich. »Ich suche etwas ganz anderes. Glaubst du, es gibt noch Alben in unserer Welt?«
Eleborn sah sie fragend an. »Sprichst du von der Silbernacht?«
Emerelle hatte nicht an jenes Fest im Alten Wald gedacht, bei dem sie am letzten Herbsttag eines jeden Jahres die Stimmen der Alben zu hören vermochte. Oder waren es andere Stimmen? Wer wusste das schon? Bevor Falrach zu ihr in die alte Veste zurückkehrte und die Shi-Handan angriffen, hatte sie lange über Firaz' Orakelspruch nachgedacht. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr kam Emerelle zu der Überzeugung, dass Firaz ihr einen
Weitere Kostenlose Bücher