Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin

Titel: Die Elfen 04 - Die Elfenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
jeden Moment zusammenbrechen könnte. Er spürte seine Beine nicht mehr. Und das, was ihn so viele Wochen gequält hatte, war ihm jetzt fast gleichgültig. Er wollte sich nur noch hinlegen und die Augen schließen. Schlafen. Sehr lange schlafen.
    » … und deshalb ist es unmöglich … Hörst du mir noch zu?«, fuhr ihn der Stapelmeiste scharf an.
    »Ich war auf dem Frachtkahn …«
    »Und wo ist dieser Frachtkahn, bitte schön? Hier ist seit vielen Wochen kein Kah mehr angekommen.«
    »Wurde von Kentauren gekapert«, murmelte er.
    »Die verbrennen Lastkähne. Sie beschießen sie mit Feuerpfeilen, aber sie kapern sie nicht. Wie sollte so ein Pferdearsch auf den Fluss kommen!« »Flöße.«
    Der Stapelmeister wirkte jetzt weniger mürrisch. »Fracht für das Haus Verrak …« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben noch etwas Lagerraum in der Stadt. Aber das ist wirklich nicht viel. Komm mit!« Er dirigierte den Troll ein Stück den Kanal entlang, bis sie einen Abschnitt erreichten, an dem hohe Holzhäuser mit steilen Giebeln dicht an dicht standen. Jedes Einzelne hatte einen langen Balken unter dem Dachfirst, an denen früher wohl einmal Flaschenzüge gehangen hatten. Türgroße Öffnungen, versperrt mit bunten Holzläden, untergliederten die Fassaden. Einige der Dächer waren eingestürzt. Solton ließ sich vor einem gelben Tor absetzen, auf das ein roter Hundekopf gemalt war. Der Stapelmeister zog einen schweren Schlüsselbund unter seinem Mantel hervor. Ein rostiges Schloss hing von einer schweren Eisenkette. Anderan hörte Metall knirschen. Der alte Kobold fluchte. Dann zog er die Nase hoch, spuckte auf das Schloss und versuchte es erneut. Schließlich öffnete sich der Bügel des Vorhängeschlosses mit einem elenden Knirschen. »Na also«, grinste der Alte. »Brauchte nur ein bisschen Schmier. Wartet hier!«
    Der Troll schob das schwere Lagerhaustor auf, und Sol-tan verschwand in die Dunkelheit.
    Anderan lehnte sich an die Wand des Stapelhauses. Er sollte den Troll vielleicht fragen, ob er ihn tragen könnte. Wenn es ein Lager gab, dann mochte sich alles aufklären. Vielleicht plante die Familie Verrak ja, einen Verwalter zu schicken, der ihre alten Geschäfte wiederaufnehmen sollte. Allerdings hätte der schon vor den Waren hier eintreffen sollen! Das ungute Gefühl, das ihn plagte, seit er die Spur der Pfeile aufgenommen hatte, wollte nicht weichen. Auch wenn es einen Verwalter gab, stellte sich immer noch die Frage, für wen die Pfeile bestimmt waren.
    Soltan trat mit einer Laterne in der Hand aus dem Lagerhaus. »Komm mal mit, Bruder Kronrat.« Der Alte feixte vor Vergnügen. Vor der Revolte hätte er sich so eine Frechheit sicher nicht herausgenommen. Anderan war zu müde, um ihn darauf hinzuweisen, dass es auch zwischen Brüdern Unterschiede gab.
    Es roch muffig im Lagerhaus. Irgendwo plätscherte Wasser. Das Dachgebälk ächzte leise unter der Schneelast.
    »Weißt du, Bruder, die Stapelplätze haben früher einmal wesentlich mit über den Erfolg der Handelskontore entschieden. Bevor dieser unselige Krieg mit den Kentauren begonnen hatte, gab es nie genug Stapelplatz in der Stadt. Wo deine Waren in den Stapelhäusern liegen, entscheidet darüber, wie schnell ein Frachtkahn be- oder entladen wird. Die Stapelplätze auf den Märkten entschieden, wie gut deine Geschäfte gingen. Warst du der erste Anbieter, an dessen Stand die Händler kamen, oder erst der siebente? Um Stapelplätze haben die großen Kontore früher Fehden geführt. Ja, sie gaben sogar den Ausschlag für Hochzeiten. Du hättest Feylanviek vor dreißig Jahren sehen sollen, bevor die Trolle zurückkehrten. Selbst vor zehn Jahren, als der neue König den Tauschhandel noch nicht eingeführt hatte, waren wir eine stolze Stadt.«
    Solton blieb vor einem Bretterverschlag stehen. Sie hatten bereits zwei ähnliche Verschlage passiert. Die Bretter waren einfach auf die schweren Balken genagelt, die das Lagerhaus trugen. »Hier siehst du den letzten Stapelplatz der Familie Verrak.« Die grob gezimmerte Tür war nicht verschlossen. Der Alte zerrte sie auf und leuchtete mit der Laterne hinein. Altes Stroh lag auf dem Boden. Ein paar zerrissene Säcke. Eine Ratte huschte eilig aus dem Lichtkreis. Der Verhau war kaum zweimal zwei Schritt groß.
    »Weißt du, Bruder Kronrat. Solange sie mindestens einen Stapelplatz halten, gehen ihre alten Rechte nicht verloren. Fast alle Handelshäuser machen es so. Man kann ja nie wissen, ob die Zeiten nicht noch einmal

Weitere Kostenlose Bücher