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Die englische Freundin

Die englische Freundin

Titel: Die englische Freundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Chevalier
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an seinen Rücken und kratzte, schlug und würgte ihn. Obwohl der Angriff Donovan überrascht hatte, war Belle so schwach, dass ihre Fäuste wenig ausrichten konnten. Donovan schüttelte seine Schwester einfach ab und warf sie zu Boden. Honor stolperte zu ihr hin, doch Belle machte nur eine müde Handbewegung. »Lass mich, hilf lieber Elsie.« Einen Moment lang wusste Honor nicht, wen Belle meinte, dann fiel es ihr ein: Elsie war Mrs Reeds Vorname. Honor hatte sie nie danach gefragt.
    Donovan schleppte seine Beute bereits aus der Hintertür und die Verandastufen hinab. Statt sich zu wehren, machte Mrs Reed sich einfach steif und schwer; es war ihre Art, selbst in dieser Situation einen Rest von Würde zu bewahren. Donovan zog und zerrte sie an der Hausseite entlang, bis sie auf den Platz vor dem Laden kamen, wo sein Pferd stand. Es war ein kalter grauer Morgen und totenstill. Honor rannte mit Comfort im Arm hinter Donovan her. Das Baby schnappte in der Kälte nach Luft, gab aber keinen Ton von sich. »Bitte bleib stehen, Donovan«, rief Honor, obwohl sie wusste, dass es sinnlos war. Suchend blickte sie über den Platz; vielleicht war irgendwo ein Nachbar, der ihr helfen konnte, doch es war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Selbst die Hotelbar war an diesem Morgen leer. Alle waren in der Kirche.
    Alle – außer ihrem Ehemann. Jack Haymaker kam aus nördlicher Richtung die Hauptstraße hinabspaziert. Er trug seinen breitkrempigen Hut und den schwarzen Mantel, unter dem bei jedem Schritt die Hosenträger über dem weißen Hemd aufleuchteten. In der Hand hielt er einen Strauß Astern aus dem Garten seiner Mutter. Als er Honor und Comfort erblickte, lächelte er. Niemals hätte Honor gedacht, dass sie einmal bei seinem Anblick so viel Erleichterung empfinden könnte. »Jack!«, schrie sie und rannte auf ihn zu.
    In dem Moment erstarb das Lächeln auf Jacks Gesicht, denn er hatte Donovan erblickt, der gerade versuchte, Mrs Reed auf sein Pferd zu hieven.
    Â»Du musst uns helfen!«, flehte Honor, als sie ihren Mann erreicht hatte.
    Jack schaute Donovan an. Er räusperte sich. »Freund, was tun Sie da?«
    Donovan drehte sich um und musterte das Bild der dreieinigen Familie. »Jack Haymaker«, spottete er. »Du kommst mir gerade recht. Ich wollte dich schon beim letzten Sklaven um Hilfe bitten, aber aus Respekt vor deiner Frau hab ich’s gelassen. Komm her, hilf mir, die Niggerin aufs Pferd zu hieven. Wir wollen eine kleine Reise machen.«
    Â»Ich komme auch ohne seine Hilfe aufs Pferd«, mischte sich Mrs Reed ein. »Halten Sie mir einfach die Hände hin, dann steig ich auf. Wir müssen da keinen Quäker mit reinziehen.«
    Â»Oh doch, ich muss ihn mit reinziehen. Was nun, Haymaker? Hilfst du mir jetzt und bringst deine kleine Frau gegen dich auf, oder brichst du lieber das Gesetz und riskierst Haus und Hof? Beim letzten Mal, als ich dich gefragt habe, wusstest du, wie du dich entscheiden musst. Diesmal auch? Das hoffe ich doch. Schließlich hast du jetzt eine Tochter.«
    Jack wurde blass. Er blickte Honor an, und sie spürte das vertraute Kneifen im Magen. »Jack …«
    Â»Tun Sie’s nicht, Jack Haymaker«, unterbrach Mrs Reed sie. »Der Mann will nur Ihre Frau gegen Sie aufbringen. Unterstehen Sie sich, ihm zu helfen.«
    Jack wirkte wie ein gehetztes Tier. »Honor, ich …« Er machte einen Schritt auf Donovan zu.
    Plötzlich hörte Honor ein Klicken. Es kam ihr lauter vor als die Explosion, die dann folgte.
    Sie schrie, länger und lauter als jemals zuvor in ihrem Leben. Sie schrie, und auf Donovans Hemdbrust erblühte eine rote Blume. Sein Pferd bäumte sich wiehernd auf, riss sich von der Stange los und galoppierte davon. »Ha«, machte Mrs Reed, als hätte jemand sie in den Magen geboxt, dann taumelte sie zurück auf den Gehweg vor dem Laden. Comfort war steif vor Angst und schrie mit ihrer Mutter um die Wette, bis Jack seine Arme um sie und Honor legte und die beiden so fest an sich drückte, dass Honor kaum noch atmen konnte. Sie zog ihren Kopf aus der Umarmung, um Luft zu holen, und erblickte über die Schulter hinweg Belle Mills, die mit einem Gewehr in der Hand vor ihrem Haus stand. Es war dieselbe Waffe, mit der sie einst die Kupferkopfschlange im Garten erschossen hatte. Das Schießpulver war ihr ins Gesicht geweht, sodass ihre gelbliche Haut von kleinen

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