Die Entscheidung
er sich alle Mühe gab, seine wirklichen Gefühle zu verbergen. Starker Brandygeruch hing in der Luft, und er vermutete, daß der andere bereits heimlich den Sieg gefeiert hatte, den er in der Tasche zu haben glaubte.
Er fragte ruhig: »Was haben Sie vor, Sir?«
Colquhoun schaute ihn fragend an. »Ich nehme fest an, daß der Feind seine Reparaturen beinahe beendet hat. Er wird nun entweder die Reise fortsetzen oder nach Martinique segeln, wenn er schwer beschädigt ist und mehr Hilfe benötigt. In jedem Falle müssen wir sofort handeln, um eine weitere Jagd zu vermeiden.«
»Ich würde einen Bootsangriff vorschlagen, Sir. Wir könnten die Sandbank aus zwei Richtungen überqueren und ihnen den Weg abschneiden, ehe sie merken, was passiert. Mit Männern und Booten von allen drei Schiffen können wir in der Dunkelheit ihren Widerstand brechen.«
Colquhoun sagte leise: »Und Sie hätten selbstverständlich das Oberkommando über die Boote?«
Bolitho errötete ärgerlich. »Ihre Fregatte ist um die Hälfte zu groß, um in diesen seichten Gewässern von Nutzen zu sein, Sir! Wenn der Franzose fliehen will oder beschließt zu kämpfen, werden Sie an Bord benötigt, um Ihr Schiff unverzüglich in Aktion zu setzen.«
»Ruhig, Bolitho.« Colquhoun lächelte freundlich. »Sie reagieren zu hitzig auf meine Worte. Solche Hast deutet eher auf Schuld als auf Überzeugung hin.«
Er drehte sich rasch um, ehe Bolitho antworten konnte.
»Sie, Maulby, werden die Fawn heute nacht über die Sandbank bringen, wenn nötig mit Hilfe der Riemen; aber ich wünsche, daß Sie morgen bei Anbruch der Dämmerung in Position sind.« Er beugte sich wieder über die Seekarte.
»Wenn der Feind sein Schiff so weit repariert hat, daß er wieder segeln kann, wird er ohne Zweifel hoffen, eine der drei Fahrrinnen zu erreichen. Gegen Norden könnte seine Durchfahrt von widrigen Winden und der Flut behindert werden. Süden ist wahrscheinlicher – in diesem Fall liegt die Bacchante gut, um ihn in Empfang zu nehmen, wenn er um die Landzunge biegt. Wenn er aber immer noch festhängt oder überholt, dann können Sie ihn an Ort und Stelle beschießen. Er wird einsehen, daß es nutzlos ist, zurückzuschießen. Ein paar Treffer sollten genügen, um ihn vollends unbeweglich zu machen, oder zumindest so lange, bis wir da sind und drastischere Maßnahmen ergreifen können.« Er hob einen Finger und drohte in die Luft. »Aber ich kenne diese Franzosen. Sie werden nicht schießen, wenn die Umstände so sehr gegen sie sind.«
Über seinen gebeugten Rücken hinweg blickte Maulby Bolitho an und zuckte mit den Schultern.
Bolitho sagte nichts, weil er wußte, daß Colquhoun auf seinen Protest wartete. Die Sparrow eignete sich viel besser für die von Colquhoun gestellte Aufgabe. Ihre Bewaffnung war schwerer, und ihre Zweiunddreißigpfünder feuerten viel genauer und tödlicher als die schwächere Batterie von Neunpfündern der Fawn. Er wußte jedoch, daß jede Bemerkung nur Colquhouns Andeutung von vorher bestätigen würde, nämlich daß er selbst nach mehr Ruhm und Erfolg strebe.
Maulby fragte langsam: »Werden Sie auch Männer über Land aussenden, Sir?«
Colquhoun schaute sie immer noch nicht an. »Um Gottes willen! Das halte ich für unnötig.«
Bolitho sagte: »Das war ein vernünftiger Vorschlag, Sir.
Ich würde eine Bootsaktion bei Nacht vorziehen, aber bei Tageslicht würde eine Gruppe Männer, einschließlich Ihrer Seesoldaten, ohne weiteres . . .« Er kam nicht weiter.
Colquhoun schnellte hoch wie eine losgelassene Feder.
»Genug jetzt! Mein Plan läßt keinen Spielraum für nervöses Herumgehampele auf den Felsen! Der Franzose ist so gut wie besiegt, und ich habe vor, ihn mitsamt der Ladung intakt in den Hafen zu bringen!«
Er entfernte sich vom Tisch und starrte auf eine halbgefüllte Karaffe auf seinem Schreibtisch. Als er danach griff, sah Bolitho, daß seine Hand vor Ärger oder Erregung zitterte. Auch seine Stimme war unruhig, als er fortfuhr: »Und Sie, Bolitho, werden von Norden aus herankommen. Bleiben Sie bis zum Zeitpunkt des Angriffs außer Sicht, dann nehmen Sie mit mir wegen weiterer Order Kontakt auf.« Seine Finger schlössen sich wie Klauen um die Karaffe. »Das ist alles. Mein Sekretär wird Ihnen vor Verlassen des Schiffes noch die schriftlichen Einzelheiten des Angriffs geben.«
Sie verließen die Kajüte und schritten schweigend zum Achterdeck.
Maulby sprach zuerst. »Dies wäre Ihre Angelegenheit, Dick. Ich bin damit
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