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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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drüber.« Buckle schlenderte über das Deck, als Bolitho hinuntereilte, um seinen schweren Uniformrock auszuziehen. »Was halten Sie davon, Mr. Tyrell?«
    Tyrell runzelte die Stirn. »Dieser verdammte Colquhoun! Ich konnte ihn nie leiden. Genauso wie der verfluchte Ransome, seine Augen sind Schlitze, durch die der Teufel schaut!«
    Buckle schüttelte den Kopf. »Der Kapitän ist besorgt, daran besteht kein Zweifel.«
    »Nicht seinetwegen.« Tyrell beobachtete die Männer, wie sie an den Bootstaljen arbeiteten, als die Gig über das Schanzkleid gefiert wurde. »Das ist ebenfalls sicher.«
    Bolithos scharfe Stimme kam durch das Skylight. »Falls Sie fertig sind, meine Herren, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich an meine Befehle halten würden!«
    Buckle schaute Tyrell an und lächelte dümmlich. »Typisch! Unser Dick ist keiner, der zu lange grübelt.«
    Innerhalb einer Stunde war die Sparrow geisterhaft langsam auf ihrem Kurs nach Nordwest, alle Segel gesetzt, und ließ ihr Schwesterschiff immer weiter achteraus.
    Der Wind frischte langsam auf, und als die ersten Sterne über den Masten erschienen, hatten sie schon fast fünfzig Meilen zurückgelegt. Zurück auf demselben Kurs, auf dem sie in der vergangenen Nacht mit solcher Eile versucht hatten, Colquhoun zu treffen.
    Aber da war nichts zu machen, und einige freuten sich sogar innerlich, daß ihnen die beschwerliche Fahrt durch die Sandbänke erspart blieb.
    Auf dem Achterdeck lehnte sich Leutnant Graves gegen die Reling, halb beobachtete er die lose flappenden Segel, halb hörte er dem Ächzen des Steuers zu oder den Stimmen der Seeleute auf Wache. Er dachte an sein Zuhause in Chatham und an die Neuigkeiten, die er mit einem seltenen Brief aus England erhalten hatte. Seine Familie war keine Seefahrerfamilie. Sein Vater besaß einen kleinen, aber gutgehenden Gemüseladen, dort waren Graves und seine Schwester geboren und aufgewachsen. Seine Mutter, eine kränkliche Frau, war ein Jahr, bevor die Sparrow auslief, gestorben, und in den letzten Jahren hatte sein Vater offensichtlich zu trinken begonnen. Das Geschäft war verschuldet, und seine Schwester hatte, wahrscheinlich aus Verzweiflung, einen verarmten Leutnant der Armeegarnison geheiratet.
    Sie hatte in ihrem Brief um Geld gebeten, nicht für sich selbst, sondern um ihren Vater nicht in den Schuldturm zu bringen. Graves hatte alles geschickt, was er besaß, und das war wenig genug. Sein Anteil am Prisengeld der Sparrow würde natürlich viel helfen, aber so lange er keine neuen Informationen von zu Hause erhalten hatte, war er nicht geneigt, es zu überweisen; schließlich hatte er es sich hart erarbeitet. Wenn er doch nur besser für die Gepflogenheiten der Marine geformt worden wäre! Wie zum Beispiel der Kapitän, dessen Seefahrerfamilie und berühmte Ahnen ihn von Männern wie ihm trennten. Oder sogar Tyrell, der aller Autorität gegenüber so gleichgültig war, obwohl er sich dies weiß Gott nicht leisten konnte. Er konnte sich genau erinnern, wie Tyrells Schwester an Bord gekommen war. Sie waren in Kingston, Jamaika, gewesen, wo sie bei Freunden gelebt hatte, um abzuwarten, bis die Schwierigkeiten, wie sie es nannte, in Amerika vorüber seien. Ein lebhaftes, lebendiges Mädchen, ohne die gleichgültige Einstellung Tyrells. Graves war sie wie eine Art Engel erschienen, die Erfüllung all seiner Träume. Sie kam aus einer alteingesessenen und wohlhabenden Familie, und als seine Frau hätte sie ihm die Chance gegeben, sich zu verbessern, seinen rechtmäßigen Platz in der Welt zu finden, anstatt unsicher und vorsichtig zu bleiben. Tyrell hatte seine Absichten klar erkannt, sie jedoch weder unterstützt noch sich offen dagegen ausgesprochen. Dann hatte diese kleine Närrin einen Streit mit Kapitän Ransome wegen eines Mannes angefangen, der bestraft werden sollte. Graves konnte sich nicht mehr erinnern, ob die Bestrafung gerechtfertigt war oder nicht, es machte ihm auch nichts aus. Ransome war sehr schlau vorgegangen und hatte seinen beträchtlichen Charme benutzt, um den Widerstand des Mädchens zu brechen, seine eigenen Chancen zunichte zu machen und sie ihrem Bruder völlig zu entfremden. Aber Graves machte immer noch Tyrell verantwortlich, haßte ihn, wenn er an sie dachte und wie sie ausgesehen hatte, als Ransome sie schließlich in Antigua an Land gesetzt hatte.
    Er umklammerte die Reling, bis der Schmerz ihn wieder beruhigte. Wo sie wohl war? Jemand hatte gesagt, sie sei wieder nach Amerika

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