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Die Entscheidung der Hebamme

Die Entscheidung der Hebamme

Titel: Die Entscheidung der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Strafgericht über Christian erzählen. Die Erschütterung des jungen Mannes war unverkennbar. Schließlich war Christian über viele Jahre nicht nur sein Lehrer, sondern auch sein Vorbild gewesen.
    Marthe und Lukas saßen immer noch beieinander, ohne ein Wort zu wechseln, aber jeder voller Sorge um den anderen.
     
    Endlich, eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, betrat Otto die Halle. Allein. Seine Miene war finster, so dass Marthe Schlimmstes zu befürchten begann und ängstlich nach Lukas’ gefesselten Händen griff.
    Die Männer erhoben sich von den Bänken und knieten vor dem Markgrafen nieder, um seinen Urteilsspruch entgegenzunehmen.
    »Ihr seid alle frei«, verkündete Otto. »Reitet nach Hause und bewahrt Stillschweigen über die Gründe von Ekkeharts Tod. Lukas, führt Eure junge Frau nach Christiansdorf. Ich mache Euch persönlich dafür verantwortlich, dass es im Zusammenhang mit Christians Tod dort keinen Aufruhr gibt und die Silberförderung weiter vorangetrieben wird. Einen neuen Burgvogt werde ich in den nächsten vier Wochen entsenden. Christians Ruf als Ritter von Ehre bleibt unangetastet, seine Söhne dürfen hierher zurückkehren, um an meinem Hof erzogen zu werden.«
    Otto wehrte die Dankesbezeugungen der zwölf Ritter ab, drehte sich brüsk um und ging. Er wollte jetzt allein sein. Noch nie war ihm so deutlich aufgefallen, wie kalt Albrechts Blick war trotz der höflichen Worte. Angesichts der Umarmung war ihm ein eisiger Schauer über den Rücken gelaufen, einen Augenblick lang fürchtete er sogar, der Sohn würde ihm einen Dolch in den Rücken stoßen. Nein, wenn er nicht wollte, dass sich sein Ältester das Erbe mit Gewalt holte und noch mehr Unheil in der Mark Meißen stiftete, sollte er ihn schleunigst wieder fortschicken. Wie es aussah, hatte Hedwig doch recht.

[home]
    Epilog
    1185 in Christiansdorf
    F ast die gesamte Einwohnerschaft hatte sich an diesem Tag zusammengefunden, um dem denkwürdigen Ereignis beizuwohnen. Sogar in den Gruben wurde heute nicht gearbeitet, und das aus gutem Grund. Die Markscheider waren beauftragt worden, einen neuen Stadtteil auszumessen und abzustecken wie ein riesiges Schachbrett, mit einem großen Marktplatz in der Mitte.
    Bergmeister Hermann beaufsichtigte die Aktion persönlich. Gemeinsam mit einem Beauftragten des Markgrafen hatten sie den Plan entworfen, der Christiansdorf endlich zur Stadt machen sollte.
    Dreißig mal sechsunddreißig Ruten sollte der Marktplatz messen, siebenundzwanzig mal siebenundzwanzig Ruten die Eckblöcke, entsprechend symmetrisch die Grundstücke dazwischen.
    Wieder etwas aufsehenerregend Neues, das Otto zusammen mit den Bergleuten ersonnen hatte und das die Christiansdorfer nun mit Staunen betrachteten und kommentierten. Zwischen ihnen liefen Händler herum und boten mit lauten Lobpreisungen ihre Ware an – duftendes Brot, Honigkuchen, Wein. An mehreren Stellen wurde aus Fässern Bier ausgeschenkt. Kinder tollten umher und trieben allerhand Unfug.
    Das Ganze sah mehr nach einem Fest oder einem Jahrmarkt aus als nach einer Stadtgründung.
    Die Grundstücke, die die Markscheider mit ihren Gerätschaften sorgsam maßen und absteckten, mussten allesamt nach Jahr und Tag bebaut sein, wenn sie nicht an einen anderen Eigner fallen sollten. So hatte es der Markgraf verfügt – als Gewähr dafür, dass die »Oberstadt«, wie sie nun schon genannt wurde, schnell wuchs. Interessenten für Wohn- und Lagerhäuser mit reichlich Nebengelass rund um den neuen, oberen Markt gab es genug: der Bergmeister, der Münzmeister, reiche Händler und Kaufleute. Sie würden auch einen Großteil der Ratsherren stellen, die nun die Interessen der neuen Stadtbürger vertreten sollten. Stadtrecht nach Madgeburger Recht, das hatte der Markgraf ihnen zugesichert. Auch Jonas, der Schmied, würde einer der Ratsherren sein.
    Marthe und Lukas standen inmitten der Menschenmenge und beobachteten das quirlige Treiben.
    »Wie froh wäre Christian, diesen Tag mitzuerleben«, sagte Marthe leise, beinahe traurig. »Er hat sich immer gewünscht, dass aus seinem Dorf einmal eine Stadt wird, stark und gut geschützt und mit mehr Rechten für ihre Bewohner.«
    Lukas zog sie sacht an sich. »Er sieht vom Himmel aus auf uns herab. Und er wird immer über uns und diese Stadt wachen, auch wenn sie nun nicht mehr seinen Namen trägt.«
    Freiberg, die Stadt am freien Berge, sollte der Ort nun heißen, hatte der Markgraf verfügt, wie er es schon vor Jahren erdacht hatte,

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