Die Entscheidung der Krähentochter: Historischer Kriminalroman (German Edition)
ich gerne einräume. Daher gebührt unser aller Dank Herrn Mentiri und seiner Helferschar. Sie sollen sich nun eine wohlverdiente Ruhepause gönnen, während diese Herren und ich uns über etwas Besonderes unterhalten werden: über den Frieden.«
Die Bücher wurden rasch wieder auf die Wagen verladen. Wie es hieß, sollten die Kisten sicher irgendwo in den Mauern des Klosters gelagert werden, ehe Maximilian sie in seinem Tross mit nach Bayern nähme.
Bernina, Nils und die anderen erhielten Quartiere im Kloster. Angrenzend an ein Zimmer, in dem Mentiri bereits untergebracht war, bezogen Bernina und Nils einen mit teuren Teppichen ausgelegten Raum. Ein Himmelbett, zwei Sessel mit Rosshaarüberzug, an der Wand ein von Messing umfasster Spiegel.
»Was für ein Unterschied zu unserer letzten Unterkunft«, meinte Nils sarkastisch und ließ sich mit breitem Grinsen auf das Bett fallen.
Mentiri zog sich zurück, sichtlich erschöpft, und Bernina bedauerte es, nicht mit ihm reden zu können. Lottinger und Ferdinand erschienen nach einigen Minuten bei ihr und Nils. Sie berichteten, dass sie ähnlich komfortabel untergebracht waren. Lottinger brachte eine gewisse Enttäuschung zum Ausdruck. Offensichtlich hatte er gehofft, dass ein klares Bekenntnis zum Frieden geäußert würde.
»Derart rasch war das nicht zu erwarten.« Nils schüttelte den Kopf. Noch immer lag er auf dem Bett, die langen Beine ausgestreckt, die Hände im Nacken verschränkt.
»Das sehe ich auch so«, stimmte Bernina zu. »Es ist, wie Mentiri sagte. Zunächst kommt es darauf an, den ersten kleinen Schritt zu tun. Auf den wiederum viele weitere folgen müssen. Wir können einfach nur hoffen.«
»Aber wir haben einen Beitrag geleistet, oder?« Lottinger blickte sie alle der Reihe nach an. »Etwas Gutes getan, oder?«
»Und ob wir das haben«, erwiderte Bernina. »Übrigens, habt ihr bemerkt, wie gerührt dieser Maximilian war, als er die Bücher in den Händen hielt? Es fehlte nicht viel und ihm wären die Tränen gekommen.«
Nils betrachtete sie. »Mir fiel auch auf, wie er dich ansah. Bist du ihm jemals begegnet?«
»Ich?« Überrascht lachte Bernina auf. »Einem Mann wie Maximilian? Gewiss nicht.«
»Merkwürdig. Beinahe schien es, als würde er dich kennen.«
Anschließend kehrten Lottinger und Ferdinand zurück in ihr Zimmer. Ein Bediensteter tauchte auf und brachte Bernina und Nils eine silbern funkelnde Platte mit kaltem Fasan, Brot sowie frischen und getrockneten Früchten. Sie aßen, ein bisschen ermattet, jeder für sich mit den Gedanken bei den Ereignissen dieses Tages.
Nach der Mahlzeit stellte sich Bernina ans Fenster und beobachtete durch das dicke, makellos gearbeitete Glas den Platz vor dem Kloster. Diener und Soldaten waren zu sehen, ein Helfer trug gerade große Papierrollen, womöglich Landkarten, ins Zelt, in dem die Gespräche weitergeführt wurden. Nach wie vor schien die Sonne, ein wunderbarer spätsommerlicher Tag. Plötzlich geriet Unordnung in das Bild. Zwei Reiter tauchten auf, offensichtlich welche von Maximilians ausgeschickten Wachsoldaten, die Pferde glänzten vom gestreckten Galopp. Sogleich erschien der Hauptmann, er hieß Eggers, wie Bernina mittlerweile wusste, um die beiden zu empfangen. Sie salutierten und machten sich gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten auf zum Zelt, durch dessen Eingang sie Berninas Blick entschwanden. Schnell ihr Schritt, angespannt die Gesichter.
»Irgendetwas geht vor«, sagte Bernina zu Nils, der neben sie trat. In knappen Worten schilderte sie ihm, was sie eben beobachtet hatte.
»Wir werden bestimmt in Kürze erfahren, welche Neuigkeiten es gibt«, antwortete er.
»Ja.« Bernina schaute hinaus auf die grünen, sich sanft erhebenden Hügel, die das Kloster umgaben. »Es ist noch nicht vorbei.«
Nach einiger Zeit klopfte es an der Tür ihrer Unterkunft. Nils öffnete. Auf dem Gang wartete Hauptmann Eggers. Er bat Nils, ihm zu folgen – der Schwede wurde von Maximilian persönlich erwartet. Mit sorgenvoller Miene verfolgte Bernina, wie Nils die Tür hinter sich schloss.
*
Wie eine Ewigkeit kam es Bernina vor. Dabei zeigte der Stand der Sonne, dass nur wenig Zeit vergangen war, bis Nils in das Zimmer zurückkehrte.
Zuvor war sie ruhelos auf und ab gegangen, jetzt hielt sie sich am Fenster auf, das auf den Vorplatz des Klosters wies. Fragend blickte sie ihren Mann an.
Aufreizend lässig ließ er sich erneut auf dem Bett nieder.
»Nun sprich endlich«, drängte sie
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