Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein

Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein

Titel: Die Entstehung der Arten Illustriert - Ueber die Entstehung der Arten durch natuerliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der beguenstigten Rassen im Kampfe ums Dasein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Darwin
Vom Netzwerk:
könnte, würde es nutzlos sein, sie anzuführen. Eine bestimmte Antwort auf die letzte Frage sollte man nicht erwarten, wenn man sieht, dass Niemand das noch einfachere Problem lösen kann, warum von zwei Rassen von Wilden die eine auf der Stufenleiter der Civilisation höher gestiegen ist als die andere; und dies setzt allem Anscheine nach eine vermehrte Hirntätigkeit voraus.
    Wir wollen aber auf Mr. Mivart’s andere Einwände zurückkommen. Insekten gleichen häufig des Schutzes wegen verschiedenen Gegenständen, wie grünen oder abgestorbenen Blättern, toten Zweigen, Flechtenstückchen, Blüten, Dornen, Vogelexcrementen und andern lebenden Insekten; auf den letzteren Punkt werde ich noch später zurückkommen. Die Ähnlichkeit ist oft wunderbar groß und nicht auf die Farbe beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf die Form und selbst auf die Art und Weise wie sich die Insekten halten. Die Raupen, welche wie tote Zweige von dem Buschwerk abstehen, von dem sie sich ernähren, bieten ein ausgezeichnetes Beispiel einer Ähnlichkeit dieser Art dar. Die Fälle von Nachahmung solcher Gegenstände wie Vogelexcremente sind selten und exceptionell. Über diesen Punkt bemerkt Mr. Mivart: »Da nach Mr. Darwin’s Theorie eine konstante Neigung zu einer unbestimmten Variation vorhanden ist und da die äußerst geringen beginnenden Abänderungen nach allen Richtungen gehen werden, so müßen sie sich zu neutralisieren und anfangs so unstete Modifikationen zu bilden streben, dass es schwierig, wenn nicht unmöglich ist, einzusehen, wie solche unbestimmte Schwankungen infinitesimaler Anfänge jemals eine hinreichend erkennbare Ähnlichkeit mit einem Blatte, einem Bambus oder einem andern Gegenstande zu Stande bringen können, so dass die natürliche Zuchtwahl sie ergreifen und dauernd erhalten kann.«
    Aber in allen den vorstehend angeführten Fällen boten die Insekten in ihrem ursprünglichen Zustande ohne Zweifel eine gewisse rohe und zufällige Ähnlichkeit mit einem gewöhnlich an den von ihnen bewohnten Standorten zu findenden Gegenstande dar. Auch ist dies durchaus nicht unwahrscheinlich, wenn man die beinahe unendliche Zahl umgebender Gegenstände und die Verschiedenartigkeit der Form und Farbe bei den Mengen von Insekten, welche existieren, in Betracht zieht. Da eine gewisse rohe Ähnlichkeit für den ersten Ausgang notwendig ist, so können wir einsehen, woher es kommt, dass die größeren und höheren Tiere, soweit es mir bekannt ist, nur mit der Ausnahme eines Fisches, des Schutzes wegen speziellen Objecten nicht ähnlich sehen, sondern nur der Fläche, welche sie gewöhnlich umgibt, und dies dann hauptsächlich in der Farbe. Wenn man annimmt, dass ein Insekt zufällig ursprünglich in irgend einem Grade einem abgestorbenen Zweige oder einem vertrockneten Blatte ähnlich war, und dass es unbedeutend nach vielen Richtungen hin variirte, dann werden alle die Abänderungen, welche das Insekt überhaupt nur solchen Gegenständen ähnlich machten und dadurch sein Verbergen begünstigten, erhalten werden, während andere Änderungen vernachlässigt und schließlich verloren werden; oder sie werden, wenn sie das Insekt überhaupt nur weniger ähnlich mit dem nachgeahmten Gegenstande machen, beseitigt werden. Mr. Mivart’s Einwand würde allerdings von Belang sein, wenn wir die obigen Ähnlichkeiten unabhängig von natürlicher Zuchtwahl durch blosse fluctuirende Abänderung zu erklären versuchen wollten; wie aber die Sache wirklich steht, ist er von keinem Belang.
    Ich kann auch nicht sehen, dass Mr. Mivart’s Schwierigkeit in Bezug auf »die letzten Züge der Vollkommenheit bei der Mimicrie« Gewicht beizulegen wäre; wie z. B. in dem von Mr. Wallace angeführten Falle eines Spazierstock-Insekts ( Ceroxylus laceratus ), welches »einem mit kriechendem Moos oder Jungermannien überwachsenen Stabe« gleicht. Diese Ähnlichkeit war so groß, dass ein eingeborener Dyak behauptete, die blättrigen Auswüchse wären wirklich Moos. Insekten wird von Vögeln und andern Feinden nachgestellt, deren Gesicht wahrscheinlich schärfer als unseres ist, und jede Abstufung der Ähnlichkeit, welche das Insekt darin unterstützt, der Betrachtung oder Entdeckung zu entgehen, wird seine Erhaltung zu fördern dienen, und je vollkommener die Ähnlichkeit ist, um so besser ist es für das Insekt. Betrachtet man die Natur der Verschiedenheiten zwischen den Spezies der Gruppe, welche den obigen Ceroxylus einschließt, so findet man nichts

Weitere Kostenlose Bücher