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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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sie vorher gerne gewusst, worauf sie sich da einließ?
    Ihr Hals war so zugeschnürt, dass sie kein Wort heraus bekam. Dabei hätte sie Biarn so gerne ihre Meinung gesagt!
    Obwohl er ihren aufgebrachten Gemütszustand sicherlich wahrnahm, ging er nicht weiter darauf ein.
    Als Charlie endlich wieder den Mund aufbekam, hatte es sich Biarn bereits mitten im Silberzirkel bequem gemacht und seinen Runenbeutel hervorgeholt.
    »Was war das?«, brachte Charlie krächzend hervor. Biarn breitete das runde, weiße Tuch vor sich aus. »Dieser Wind …« Charlie schluckte.
    »Setz dich«, sagte Biarn sanft, aber bestimmt. Charlies Knie sanken automatisch in sich zusammen.
    »Ich habe die polaren Kräfte zusammengezogen und verschweißt. Selbstverständlich nur für die Dauer dieser Zeremonie. Sie werden uns helfen zu fokussieren und die Reise gefahrlos anzutreten«, erklärte er.
    »Polare Kräfte? Reise? ...«
    Charlie verstand nicht. Ihr Körper und ihr Geist waren erschöpft. Biarn sah von den Runen in seinen Händen zu ihr hinüber.
    »Ruh dich etwas aus, Charlie. Ich mache das hier nicht zum ersten Mal. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Schließe die Augen und atme die kühle, frische Luft in dich hinein. Es wird dir helfen.«
    Charlie tat wie ihr geheißen. Sie hörte, wie Biarn die Runensteine warf. Eine ganze Weile passierte gar nichts, dann sprach Biarn.
    »Ich werde jetzt deine Hand nehmen, Charlie.« Sie öffnete die Augen. »Nein, schließe deine Augen und lasse dich führen.« Charlie gehorchte. Sie spürte Biarns warme, große Hand und fühlte seinen kräftigen Händedruck. Sie drückte etwas zurück.
    »So ist es gut«, sagte Biarn. »Wir werden jetzt auf eine Reise gehen. Eine Reise der Sinne. Ich werde dich führen. Halte einfach nur meine Hand.«
    Charlie atmete tief durch.
    Nebelschleier zogen vor ihrem geistigen Auge vorbei. Nach einer Weile merkte sie, dass sie gemeinsam mit Biarn durch einen leeren Raum ging. Es war so still … Ihre Füße schienen von nichts getragen zu werden, nur Nebelschwaden schwebten um sie herum. Es war kühl, doch dann wurde sie sich Biarns Hand bewusst. Warm und kraftvoll zeigte er ihr den Weg. Charlie folgte ihm hinaus ins Nichts. Der Nebel lichtete sich allmählich, und sie traten auf eine Wiese hinaus. Blumenübersät lag sie in ihrer ganzen farbenfrohen Pracht vor ihnen. Biarn drückte ihre Hand und führte sie einige Schritte weiter. Und dort graste er! Der weiße Elch!
    Wo war er so plötzlich hergekommen?
    Charlie sah sich überrascht um. Alles war wie zuvor. Sie befand sich mit Biarn auf der kreisrunden Wiese. Nur der Elch war neu. Er hob sein großes Haupt und sah zu ihnen hinüber. Dann blickte er erwartungsvoll über die Wiese. Charlie hielt den Atem an.
    Was war das?
    Etwas schien am Rande der Wiese Form anzunehmen. Dann konnte sie es erkennen. Es war ein Haus – ein aus Nebel bestehendes Haus – genau dort, wo die moosbewachsenen Steine lagen. Biarn zog Charlie weiter über die Wiese, direkt auf den weißen Elch zu.
    War das klug?
    Charlie zögerte, doch Biarn verstärkte seinen Griff und führte sie selbstsicher vorwärts.
    Der Elch senkte sein Geweih. Das fellbewachsene Horn seines Kopfschmuckes glänzte silberweiß in der Sonne. Charlie sah, wie Biarn noch einige Schritte machte.
    Und dann sah auch sie, was Biarn wahrgenommen hatte. In einem Halbkreis um sie herum wuchsen Pilze. Der weiße Elch stand seelenruhig da und schien geduldig auf etwas zu warten.
    Biarn wartete ebenfalls. Was blieb Charlie also anderes übrig, als sich zu gedulden? Sie sah sich vorsichtig um. Alles schien so unwirklich, so weit weg … Lediglich Biarns Hand gab ihr das Gefühl, noch vorhanden zu sein. Plötzlich wurde Charlie aus ihrem Dämmerzustand gerissen! Etwas Gewaltiges war am Werk, sie spürte es genau.
    Biarn drückte beruhigend ihre Hand. Am liebsten wäre sie davongelaufen. In diesem Moment begann der Boden unter ihren Füßen zu zittern und zu beben! Erschrocken sprang sie Biarn in die Arme, der sie sicher auffing und festhielt.
    »Keine Angst«, hörte sie ihn flüstern. Und dann geschah es.
    Riesige Steine schossen aus dem Erdreich hervor.
    Sie bildeten einen Kreis um sie herum. Genau dort, wo die Pilze ihren Halbkreis bildeten, schlossen sie den Hexenzirkel zu einem mächtigen Steinkreis.
    Wie bläulicher Nebel wuchsen sie schemenhaft über Charlie und Biarn hinaus – sechs gewaltige Steine, sicher vier Meter hoch.
    Der weiße Elch kam heran und scheuerte seine

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