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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Emerson
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aus dem schmalen Uferstreifen ragte. Im unteren Teil des H war der seichte Bereich für die kleineren Kinder. Im oberen Teil waren die Schwimmbahnen markiert, und dort fand auch unsere Prüfung statt. Jeder Ältere im Camp musste sie ablegen und bekam dann sein Abzeichen: von Kaulquappe bis Hai. Man musste schon ein Hai sein, wenn man die ganzen coolen Sachen machen wollte, also Segeln, Kajakfahren oder zu dem großen blauen Trampolinfloß rausschwimmen, wo die Juniorbetreuer sich immer trafen.
    Ich hatte erst nicht registriert, dass Lilly mich meinte. Ich hatte aufs Wasser rausgeschaut und noch immer versucht, mich an den Anblick der vielen Bäume zu gewöh nen oder an die feuchte Luft, die schwer vom Geruch nach Blumen und Leben war, und an die ganzen wohlgenährten Edenkinder, die sich benahmen, als wäre es ganz normal, an einem Sommertag hier draußen zu sein, wo man fast meinte, man wäre im Freien .
    Wahrscheinlich war ich aber auch nervös wegen der Prüfung gewesen, und das hatte sie wohl bemerkt.
    »Hey«, sagte Lilly noch einmal.
    Schließlich drehte ich mich um und sah ihren Blick auf mir ruhen. Ein weiterer Grund, weshalb ich ihr ausgewichen war: damit ich sie nicht die ganze Zeit anstarrte, so wie die anderen. Sie trug lockere, rote Shorts und ein grünes Bikinioberteil. Ein paar Strähnen ihres dunklen Haars, das sie zu einem Zopf geflochten hatte, waren lindgrün, und ihre gebräunte Haut wies einen leichten Stich ins Lavendelfarbene auf. Letzterer stammte von der NoRad-Strahlencreme, die wir benutzen sollten, besonders zur Mittagszeit. Lilly trug eine verspiegelte Sonnenbrille, himmelblaue Flip-Flops und schimmernden Nagellack auf den Zehen. Eine Hand hatte sie in die Hüfte gestemmt, um den Zeigerfinger der anderen ließ sie ihre Trillerpfeife kreisen. Es schien kaum glaubhaft, dass sie bloß ein Jahr älter als wir sein sollte.
    »Hm?«, brachte ich hervor, weil ich auf einmal einen trockenen Mund bekam.
    Ein paar meiner Zimmergenossen mussten kichern. Sie bildeten die Führungsclique in unserer Hütte, die sich im Handumdrehen um einen Jungen gebildet hatte, den jeder nur Leech nannte: Blutsauger.
    Lilly kümmerte sich nicht um sie. »Ich hab nur gefragt, ob’s dir gut geht.«
    »Klar, alles bestens«, sagte ich rasch und versuchte, trotz des hellen Lichts ihre silbrige Sonnenbrille zu fixieren. Ich schaff’ das schon , wollte ich damit sagen, auch wenn ich starke Zweifel daran hegte.
    Ich hatte als Kind ein paar Schwimmstunden genommen – als es im Hub noch genug Wasser gab, um damit ein Becken zu füllen. Ich stellte mich nicht gerade geschickt an, aber es ging irgendwie. Dann hatte ich letztes Jahr einen Leistenbruch gehabt – was ich zuvor immer für eine Alte-Männer-Krankheit gehalten hatte. Es hätte mich aber eigentlich nicht wundern sollen, denn wenn man sich bei irgendwas verletzten kann, dann schaffe ich das in der Regel. Vorübergehender Atemstillstand wegen der Schimmelpilzsporen in unserem Klassenzimmer? Klar doch, ich. Verstauchtes Handgelenk beim Tischtennis? Auch ich. Den Leistenbruch hatte ich vom Höhlentauchen, was bei uns im Hub zum Schulsport gehört. Irgendwie war es mir immer so vorgekommen, als wäre mein Körper einfach schwächer gebaut oder für was anderes gedacht als das.
    Normalerweise beginnt ein Leistenbruch mit einem Riss in der Bauchwand. Das kann passieren, ohne dass man es überhaupt mitbekommt. Wahrscheinlich wurde er mit der Zeit immer breiter, bis ich mich eines Tages bückte, um ein Sandwich aufzuheben, das mir runtergefallen war – und da drückten sich dann ein paar meiner Eingeweide durch, unter meiner Haut bildete sich diese komische Beule, und ich hatte rasende Schmerzen.
    Natürlich musste es operiert werden. »Die nächste Zeit musst du noch etwas vorsichtig sein«, hatte der Arzt mich gewarnt. Und von da an hatte ich immer Krämpfe gekriegt, wenn ich mich zu sehr anstrengte.
    Dad hatte in meiner Anmeldung fürs Camp noch darauf hingewiesen, aber anscheinend hatte es sich nicht bis zu den Rettungsschwimmern rumgesprochen. Und hier stand ich nun – und erzählte es ihr auch nicht.
    »Die Schildkröte ist total platt«, sagte Leech. Die anderen in seiner Nähe lachten, so wie sie über alle seine Witze lachten. Leech grinste sein schiefes Grinsen und kniff die Augen zusammen, sodass seine Sommersprossen miteinander verschmolzen. Wenn man ihn so sah, hätte man es kaum für möglich gehalten, dass er den Ton in unserer Hütte angab. Er war

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