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Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman

Titel: Die Erbin der Teufelsbibel Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Duebell
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die Familie zusammen.«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. Er hielt es für keine gute Idee, den Bauern zu holen. Wenn dieser die Bescherung im Haus und das tote Schaf sah, würde er zu brüllen anfangen. Der Bauer konnte sehr laut brüllen.
    »Wie heißt du?«
    »Bub«, sagte der Junge stolz.
    Der Wachtmeister verdrehte die Augen. »Das seh ich selber. Wie ruft dein Alter dich?«
    Der Junge legte den Kopf schief.
    »Der Bauer«, stieß der Wachtmeister hervor. »Wie nennt der dich, in drei Teufels Namen?«
    »Taugenichts. Dumme Sau. Drecksbengel.«
    »Und deine Mutter? Die Magd?«
    »Bub«, sagte der Junge und wusste nicht, ob er wegen der Begriffsstutzigkeit des Wachtmeisters erneut lachen sollte.
    »Bist du zu blöd, um deinen Namen zu wissen?«
    »Wieso, du weißt ihn ja auch nicht.«
    »Scheiße, du Frosch, werd bloß nich’ frech. Was bist du, ’n Weißhulm? Kannst du den Himmelssteig aufsagen?«
    Der Junge blinzelte verständnislos.
    »Das Paternoster, verdammt!«
    »Kann ich«, sagte der Junge.
    »Sag’s mir vor.«
    »Unser lieber Vater, der du bist Himmel, heiliget werde dein Nam, zu kommes dein Reich, dein Will schehe Himmel ad Erden, gib uns Schuld, als wir unsern Schuldigern geba, führ uns nicht in kein bös Versucha, sondern erlös uns von dem Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit, Ama.«
    »Heilige Scheiße«, staunte der Wachtmeister.
    Ein anderer Reiter war herzugekommen.
    »Der Bursche is’ so blöd, ich krieg nich mal aus ihm raus, wie er heißt, geschweige denn, ob seine Herrschaft Dofelmänner oder Grillen sind«, erklärte der Wachtmeister.
    »Is’ doch eh egal«, erwiderte der Reiter.
    »Ich würd mich wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass es Ketzer sind.«
    »Ich würd mich wohler fühlen, wenn ich was zu fressen und zu saufen hätte und um die nächste Courasche Schlange stehen könnte«, sagte der Reiter und fügte hinzu: »Und wenn ich wüsste, dass der Schwed’ nich’ kommt. Wir sin’ auf deren Seite des Flusses, Wachtmeister.«
    »Scheiß auf den Schwed’. Der Schwed’ schanzt irgendwobei Rain am Lech und holt sich dort einen runter.« Der Wachtmeister richtete sich auf. »Na schön«, seufzte er. »Mal sehen, ob die anderen die Vögel einfangen können.«
    Der Junge wurde allein gelassen. Nach einigen Sekunden des Nachdenkens kümmerte er sich wieder um das Schaf. Es schien ihm, dass sie das von ihm wollten.

    Das Schaf war bereits geschoren und ausgenommen, als der Bauer mit seiner Familie und den Knechten kam. Die Reiter führten sie ins Haus. Da andere Männer ihm das Schaf wegnahmen und sich bemühten, es auf einen Spieß zu stecken, folgte der Junge ins Haus. Der Bauer, seine Frau, die Tochter und die beiden Söhne saßen auf dem Boden, die Knechte wurden von den Soldaten festgehalten. Der Bauer blinzelte vor Angst.
    »Zwei Fragen«, sagte der Wachtmeister und hob behandschuhte Finger. »Erstens: Protestant oder Katholik?«
    Das Kinn des Bauern bebte. Niemand konnte erkennen, ob er protestantische oder katholische Truppen vor sich hatte, wenn er auf Marodeure wie diese hier stieß. Im Kampf trugen die kaiserlichen Soldaten schwarz-rote und die schwedischen weiß-blaue Tuchfetzen oder Hutfedern, um von den eigenen Truppen erkannt zu werden. Abseits des Schlachtfelds war dies nicht nötig. Abseits des Schlachtfeldes war es taktisch klüger, unerkannt zu morden. Was immer der Bauer sagte, er hatte eine gute Chance, das Falsche zu sagen. Er schluckte und schwieg.
    »Zweitens«, sagte der Wachtmeister. »Wo hast du deine Wertsachen versteckt?«
    Der Junge sah zu, wie das Kinn des Bauern noch stärker bebte und seine Lippen weiß wurden, so fest presste er sie zusammen. Man konnte seinen Atem in der Kehle wimmern hören.
    Die Reiter zwangen einen der Knechte auf die Knie, wickeltenihm blitzschnell einen Strick um den Kopf und drehten ihn dann mit einem Holzstück zusammen. Der Knecht begann zu schreien. Blut lief ihm aus Ohren, Nase und Mund. Seine Hände rissen sich los und zerrten an den Stricken, aber sie saßen zu stramm. Seine Augen traten aus den Höhlen, groß und weiß wie Hühnereier. Der Knecht heulte. Etwas knackte. Mit einem dumpfen Keuchen sackte der Unglückliche in sich zusammen. Der Junge starrte ihn an und schluckte. Leupold die Jauche in die Kehle zu schütten war irgendwie lustig gewesen, ein grober Streich, wie ihn die Knechte sich gegenseitig immer wieder spielten – aber das viele Blut hier … und die Augen … Irgendwo in seinem Innern

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