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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnard Christiaan
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fülligen Frau mit streng zurückgekämmtem Haar. »In den letzten Jahren habe ich mich hauptsächlich mit experimenteller Genetik befasst«, sagte Philip gerade, »zur Zeit arbeiten wir an der Übermittlung genetischer Informationen und an den verschiedenen Fehlerquellen, die dieser Mechanismus in sich birgt.«
    Die Blondine seufzte theatralisch. »Professor Davids, würden Sie das bitte in einfachen Worten erklären? Wir sind nicht alle Mediziner.«
    »Aber doch sicher wissenschaftliche Journalisten?«
    »Ich mache gewöhnlich den Modeteil für die Frauenseite«, erwiderte sie ernsthaft, »es war sonst niemand frei heute.«
    Die anderen Journalisten lachten verlegen, und auch Philip lächelte und sagte liebenswürdig: »Dann beschreiben Sie vielleicht besser meinen Anzug.«
    Die füllige Dame hatte Deon an der Tür entdeckt. Sie stieß den Fotografen in die Seite. »Professor Van der Riet«, zischte sie.
    Aufgeregt kam sie auf ihn zu. »Nur ein Momentchen, Professor«, sagte sie und winkte hektisch zu dem jungen Mann mit der Kamera hinüber. »Wäre es Ihnen recht … wenn Sie … Wir hätten gern eine Aufnahme von Ihnen und Professor Davids zusammen gemacht. Wenn Sie nichts dagegen haben …«
    Philip war zu ihnen getreten, und sie lächelte unsicher, ihn in ihre Bitte einschließend.
    »Wieso?« fragte Deon. Obwohl er genau wußte, daß er in einem Land lebte, in dem es nicht selbstverständlich war, daß sich ein Weißer mit einem Farbigen fotografieren ließ.
    »Nun, ich meine, es ist …« Sie wurde rot. »Nun, ich höre, Sie waren Schulkameraden … Ich meine, auf der Universität.« Deon fing Professor Snymans abschätzenden Blick auf.
    Er zuckte die Schultern. »Na gut.« Und schnell, mit einer kollegialen Geste zu Philip hin: »Wenn Professor Davids einverstanden ist.«
    Philip nickte lächelnd mit dem Kopf.
    Das Blitzlicht flammte einmal auf, noch mal. Sie blinzelten in den grellen Schein.
    »Fertig?« fragte Deon abschließend.
    Aber die Reporterin blieb beharrlich. »Sie haben hier zusammen promoviert?«
    Philip sah zu Deon hinüber. »Es steckt viel mehr dahinter«, sagte er leise. »Wir kennen uns schon sehr, sehr lange.«
    Die Frau war verblüfft. »Sie meinen, als Studenten?«
    »Wir sind zusammen aufgewachsen«, erklärte Deon knapp.
    »Aufgewachsen? Wie …?«
    »Wir sind auf derselben Farm geboren«, warf Philip ein.
    Sie fühlte sich an der Nase herumgeführt und errötete. »Ich verstehe nicht ganz.«
    Philip hatte ein Einsehen. »Auf Professor Van der Riets Farm, vielmehr der seiner Familie. Meine … meine Eltern arbeiteten für Professor Van der Riets Vater. Wir sind beide da geboren.« Er lächelte zu Deon hin. »Nur bin ich etwas älter als er.«
    »Aber das ist ja phantastisch! Also wirklich!« Sie sprühte vor Begeisterung und kritzelte rasch etwas auf ihren Block. »Davon hatte ich ja keine Ahnung. Und Sie haben sich beide entschlossen, Arzt zu werden?«
    »Ja«, sagte Deon.
    »Zusammen? Ich meine, haben Sie als Kinder auf der Farm mit den Tieren Krankenhaus gespielt und davon geträumt, eines Tages berühmte Ärzte zu werden?«
    »Na ja, also ganz so war es nicht«, sagte Philip gutmütig. »Natürlich haben wir zusammen gespielt. Aber daß wir je Arzt werden wollten, daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Ich wollte Lokomotivführer werden«, sagte Deon.
    Die Reporterin war verstimmt, man hatte ihr die Geschichte verdorben.
    »Es war direkt eine Überraschung, als wir uns als Studenten wiederbegegneten«, sagte Philip. »Ich hatte die Farm mit zwölf verlassen, wissen Sie. Mein Vater starb, und meine Mutter ging nach Kapstadt, um Arbeit zu suchen.«
    »Was hat sie gearbeitet?«
    »Auf der Farm war sie Hausmagd. Aber dann mußte sie in einer Fabrik arbeiten.«
    »Das ist ja toll!« Die Begeisterung nahm aufs neue Besitz von der Reporterin. »Eine Dienstmagd, und der Sohn wird ein berühmter Professor!«
    »Man kann es so ausdrücken«, sagte Philip gleich bleibend höflich. »Und nun möchte ich Sie bitten, uns zu entschuldigen.« Er nahm Deon beim Ellbogen, und mit leicht geneigtem Haupt gingen sie langsam und würdevoll davon; sie sprachen mit gesenkter Stimme, wie es sich für Männer ihres Formats schickte. »Neugierige Ziege«, sagte Philip.
    Deon lachte mißmutig. »Man kann sie von weitem wittern, diese Presseleute. Immer hinter einer Sensation her, und zum Teufel mit der Wahrheit.«
    »Du bist sicher an so was gewöhnt?«
    »Du scheinst auch ganz schön was davon

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