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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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Zucker eingesetzt hatte. Und durch Beschneiden und Wiederbeschneiden, durch Ausschöpfen der winzigen Einsparungen gelangte man solcherweise zu einer Zahl von fünfhundertfünfzig und einigen Francs, was die Kinder aufregte, außer sich brachte, denn sie hatten es Sich in den Kopf gesetzt, die runde Summe von fünfhundert Francs nicht zu überschreiten.
    Fanny indessen wurde es müde. Sie war keine schlechte Tochter, war mitleidiger als die Männer, weil ihr Herz und ihre Haut nicht durch das rauhe Dasein in der freien Luft verhärtet waren. Deshalb sprach sie davon, dem ein Ende zu machen, und schickte sich in Zugeständnisse. Jesus Christus seinerseits zuckte die Schultern, war sehr großzügig mit dem Geld, selber von einer Trunkenboldsrührung überkommen und bereit, einen Zuschuß von seinem Teil anzubieten, den er übrigens niemals gezahlt hätte.
    »Seht mal«, fragte die Tochter, »geht das nicht mit fünfhundertfünfzig?«
    »Freilich, freilich«, antwortete er. »Sie müssen schon ein bißchen schwelgen, die Alten!«
    Die Mutter sah ihren Ältesten mit einem lächelnden und vor Zuneigung feuchten Blick an, während der Vater den Kampf mit dem Jüngsten fortsetzte. Er hatte nur Schritt um Schritt nachgegeben, zankte bei jeder Einschränkung herum und hielt eigensinnig an bestimmten Zahlen fest. Aber unter der kühlen Starrköpfigkeit, die er an den Tag legte, wuchs Zorn in ihm angesichts der Raserei seines eigen Fleisch und Bluts, sich noch zu seinen Lebzeiten mit seinem Fleisch zu mästen, ihm das Blut auszusaugen. Er vergaß, daß er seinen Vater ebenso aufgefressen hatte. Seine Hände hatten angefangen zu zittern, er schimpfte:
    »Ach, abscheuliche Brut! Wenn man bedenkt, daß man so was großgezogen hat und daß einem so was das Brot vom Munde wegnimmt! – Mich ekelt das an, auf Ehre! Ich möchte lieber schon in der Erde verfaulen ... Also es gibt keine Möglichkeit, daß ihr anständig seid, ihr wollt nur fünfhundertfünfzig Francs geben?«
    Er willigte ein, da zupfte ihn seine Frau abermals am Kittel und flüsterte ihm zu:
    »Nein, nein!«
    »Das ist nicht alles«, sagte Geierkopf nach einigem Zögern, »und das Geld von Euern Ersparnissen? – Wenn Ihr Geld habt, werdet Ihr unseres doch sicher nicht annehmen, nicht wahr?« Er sah seinen Vater starr an, hatte diesen Schlag bis zum Schluß aufgehoben.
    Der Alte war ganz blaß geworden.
    »Was für Geld?« fragte er.
    »Na, das Geld, das Ihr angelegt habt, das Geld von den Wertpapieren, die Ihr versteckt haltet.«
    Geierkopf, der den Schatz lediglich vermutete, wollte sich Gewißheit verschaffen. An einem bestimmten Abend hatte er zu sehen geglaubt, wie sein Vater hinter einem Spiegel eine kleine Rolle Papier vorholte. Am nächsten Tage und an den folgenden Tagen hatte er sich auf die Lauer gelegt; aber nichts war wieder zum Vorschein gekommen, es blieb nur das leere Loch.
    Fouan wurde, so bleich er eben noch war, plötzlich hochrot unter der Woge seines Zorns, der schließlich zum Ausbruch kam. Er stand auf, schrie mit einer wütenden Gebärde:
    »Ach! So was, Himmelsakrament! Jetzt durchwühlt ihr auch noch meine Taschen! Ich habe nicht einen Sou, nicht einen Liard12 angelegt. Dafür habt ihr zuviel gekostet, ihr schlechten Kerle! – Aber geht euch das was an, bin ich nicht der Herr, der Vater?« Er schien zu wachsen in diesem Wiedererwachen seiner Autorität. Jahrelang hatten alle, die Frau und die Kinder, unter ihm, unter diesem rohen Despotismus des Oberhaupts der Bauernfamilie gezittert. Man täuschte sich, wenn man glaubte, es sei vorbei mit ihm.
    »Oh, Vater«, sagte Geierkopf feixend.
    »Schweig, Himmelsakrament!« fuhr der Alte fort, die Hand noch immer erhoben. »Schweig, oder ich verprügel dich!«
    Der Jüngste stammelte, machte sich ganz klein auf seinem Stuhl. Er hatte den Wind der Backpfeife gefühlt, er war wieder von seinen Kindheitsängsten erfaßt und hob den Ellbogen, um sich zu decken.
    »Und du, Hyacinthe, mach nicht ein Gesicht, als ob du lachst! Und du, Fanny, schlag die Augen nieder! – So wahr wie die Sonne uns bescheint, werd ich euch kirre kriegen, ich!« Drohend stand er allein.
    Die Mutter zitterte, als habe sie Furcht vor verirrten Ohrfeigen. Unterworfen, bezähmt, muckten die Kinder sich nicht mehr, sagten keinen Ton mehr.
    »Hört ihr, ich will, daß sich das Jahresgeld auf sechshundert Francs beläuft ... Sonst verkaufe ich meine Erde, ich werde sie auf Leibrente13 setzen. Ja, um alles aufzuessen, damit ihr nicht

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