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Die Erde

Die Erde

Titel: Die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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kann. Mir, mir hätte man das Blut abzapfen können, ich hätte noch unter dem Messer nein gesagt ... Bei andern sehen, was einem gehört, sich selber vor die Tür setzen wegen dieser Schlampen von Kindern, ach nein, ach nein!«
    »Aber«, wandte Fouan ein, »wenn man nicht mehr die Felder bestellen kann, wenn die Erde leidet ...«
    »Na schön, da leidet sie eben! – Ehe ich einen Sester davon loslasse, gehe ich lieber alle Morgen hin und sehe nach, wie die Disteln wachsen!« Sie reckte sich hoch mit dem wilden Aussehen eines alten gerupften Geiers. Und sie klopfte ihm mit ihrem Spazierstock auf die Schulter, wie um ihm ihre Worte besser begreiflich zu machen. »Höre, gib das nicht raus ... Wenn du nichts mehr hast und deine Kinder alles haben, werden sie dich in die Gosse stoßen, wirst du am Bettelstab enden wie ein Habenichts ... Und laß dir nicht einfallen, dann bei mir anzuklopfen, denn ich habe dich genug gewarnt. Tut mir leid! – Willst du wissen, was ich machen würde, he? Willst du?«
    Ohne aufzubegehren, wartete er unterwürfig, da er der Jüngere war; und sie ging wieder hinein, sie machte heftig hinter sich die Tür zu und schrie dabei:
    »Das werd ich machen ... Verrecke draußen!«
    Einen Augenblick verharrte Fouan reglos vor dieser geschlossenen Tür. In seiner ganzen Haltung lag schicksalsergebene Entschlossenheit, dann stieg er den Pfad hinan, der zum Kirchplatz führte. Genau dort stand das uralte angestammte Haus der Fouans, das sein Bruder Michel, Fliege genannt, einst bei der Teilung bekommen hatte, während das von ihm bewohnte Haus unten an der Dorfstraße von seiner Frau Rose kam. Fliege, der seit langem Witwer war, lebte allein mit seinen beiden Töchtern Lise und Françoise in der Verbitterung eines Pechvogels, noch durch seine arme Heirat gedemütigt, und beschuldigte seinen Bruder und seine Schwester nach vierzig Jahren noch, ihn bei der Verlosung der Parzellen bestohlen zu haben; und er erzählte ohne Ende die Geschichte von dem schlechtesten Los, das man ihm unten im Hut zurückgelassen hatte, was mit der Zeit wahr geworden zu sein schien, denn er zeigte sich so quengelig und bei der Arbeit so lässig, daß sein Anteil in seinen Händen um die Hälfte an Wert verloren hatte. Der Mensch macht die Erde, wie man in der Beauce sagt.
    An diesem Morgen stand Fliege, im Begriff auszuspähen, ebenfalls vor seiner Tür, als sein Bruder an einer Ecke des Platzes auftauchte. Diese Teilung bewegte ihn leidenschaftlich, da sie seine alten Grollgefühle wieder aufwühlte, obwohl er nichts dabei zu erwarten hatte. Aber um völlige Gleichgültigkeit zu heucheln, drehte er Fouan ebenfalls den Rücken zu und schloß flugs die Tür.
    Sofort hatte Fouan Delhomme und Jesus Christus erblickt, die zwanzig Meter voneinander entfernt warteten. Er sprach den ersten an, der zweite trat herzu. Ohne zu reden, fingen alle drei an, mit den Augen den Pfad abzusuchen, der längs des Randes der höher gelegenen Fläche entlangführt.
    »Da ist er«, sagte Jesus Christus schließlich.
    Das war Grosbois, der vereidigte Landvermesser, ein Bauer aus Magnolles, einem Nachbardörfchen. Seine Schreib und Lesekundigkeit hatte ihn verdorben. Da er von Orgères bis Beaugency zur Vermessung der Äcker herbeigerufen wurde, überließ er es seiner Frau, seinen eigenen Besitz zu verwalten, weil er bei seinem ständigen Unterwegssein ein solcher Trunkenbold geworden war, daß er niemals nüchtern wurde. Er war sehr dick, sehr fidel für seine fünfzig Jahre, hatte ein breites rotes Gesicht, das über und über blühte von blaßvioletten Pickeln, und trotz der Morgenstunde war er an diesem Tage gräßlich benebelt von einem Gelage, das am Vorabend bei den Weinbauern in Montigny nach einer Erbteilung veranstaltet worden war. Aber das besagte nichts, je betrunkener er war, um so klarer sah er: niemals ein Vermessungsirrtum, niemals eine falsche Addition! Man hörte auf ihn und man ehrte ihn, denn er stand im Rufe großer Schläue.
    »He, da sind wir«, sagte er. »Gehn wir ran!«
    Ein dreckiger und ungekämmter Bengel von zwölf Jahren folgte ihm, trug die Kette unter einem Arm, den Zollstab und die Absteckpfähle auf einer Schulter und schlenkerte mit der frei gebliebenen Hand das Visierinstrument in einem alten geplatzten Pappfutteral.
    Alle setzten sich in Bewegung, ohne auf Geierkopf zu warten, den sie soeben erkannt hatten und der aufrecht und reglos vor einem Ackerstück, dem größten des ganzen Erbes, in dem Les Cornailles

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