Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
verstorben. Er aber und das ganze Land ständen den Fremdlingen zur Verfügung. Obgleich er den Tiefbetrübten spielte, kam die Sache dem Cortes verdächtig vor. Noch vor vier Tagen hatte er vernommen, daß der Fürst wohlauf wäre. Trotz alledem beschenkte Cortes den jungen Mann mit einer Halskette von niederländischen Glasperlen, die sich der Bursche sofort umhing, da er ihr großen Wert beimaß.
Von Tizapetl ging der Marsch nach Teutikakak, das sechs Wegstunden weiter lag. Dort wurden die Hispanier vom Häuptling auf das freundlichste empfangen und in zwei stattlichen Tempeln untergebracht, deren es dort eine große Anzahl in überaus schöner Bauart gibt. Die Hauptmoschee war einer Göttin geweiht, der man von Zeit zu Zeit schöne Jungfrauen zum Opfer schlachtete, jedesmal zehn. Man suchte die armenMädchen schon ganz klein zu bekommen und erzog sie mit großer Sorgfalt zu ihrer Bestimmung.
Cortes machte den Indianern ernste Vorhaltungen wegen dieses unmenschlichen Brauches. Er predigte ihnen das Christentum und zerstörte ihre Götzenbilder, was ihnen nicht weiter nahe ging. Der Häuptling des Ortes hatte übrigens viel Umgang mit den Hispaniern. Er war sehr wißbegierig und faßte zu Cortes große Zuneigung. Auch gab er Aufschlüsse über die hispanischen Siedelungen in Honduras und über den Weg dahin. Schließlich versicherte er, Apoxpalon sei noch am Leben. Den Umweg, den selbiger die Hispanier habe machen lassen, der übrigens nicht schlimm sei, habe den Zweck, ihnen etliche Orte nicht zu zeigen und den Reichtum des Landes zu verheimlichen. Dabei bat er, diese Mitteilung geheim zu halten.
Cortes war sehr erfreut über solche Nachricht und versprach, ihn nicht zu verraten. Darauf nahm er den jungen Mann vor und brachte ihn zum Geständnis. Nunmehr befahl er ihm, den Fürsten zu holen. Schon am andern Tage traf selbiger ein und bat den Cortes beschämt um Verzeihung. Er habe Furcht vor den fremden Männern und Tieren gehabt und erst abgewartet, ob sie Böses gegen sein Land im Sinne hätten. Nachdem er nun überzeugt sei, daß niemandem ein Leid geschähe, bäte er ihn, nach seiner volkreichen Hauptstadt Izansanak zu kommen.
Cortes machte sich am folgenden Tage mit Apoxpalon auf den Weg, wobei er ihm ein Pferd zum Reiten gab. Das bereitete dem Fürsten viel Vergnügen, obwohl er im Anfang beinahe vom Gaule fiel. In der Hauptstadt hielten sie feierlichen Einzug. Cortes und alle Hispanier bekamen ein großes Haus angewiesen, wo sie samt den Pferden unterkamen. Die Mexikaner wurden in andere Häuser verteilt. Während des ganzen Aufenthalts hier wurde das Heer auf das beste bewirtet. Auch erhielt man als Gastgeschenk etliches Gold und zwanzig Weiber.
Um einen Boten zum Meere schicken zu können, wo (in der Hlmmelfahrts-Bai) die Karavellen lagen, gab Apoxpalon eine Zille mit der nötigen Bemannung. Ein Hispanier fuhr auf dem Strome dorthin ab. Es war der nämliche Mann, der unlängst mit vier Indianern aus Sant Estevan am Panuko mit Briefen aus Medellin und Mexiko eingetroffen war. Diese Briefe waren indessen vor der Ankunft des Salazar und des Peralmindez daselbst geschrieben. Cortes gab dem Manne die Antworten auf die Briefe mit, worin er mitteilte, er habe zwar viel Mühsal ausgestanden, es gehe aber alles gut. Zugleich sandte er den Karavellen Befehl, wohin sie weiterhin zu fahren hatten.
Im Lande Akalan war es Brauch, den reichsten Handelsmann zum Staatsoberhaupt zu machen. So war Apoxpalon zur Herrschaft gelangt. Er unterhielt einen ausgebreiteten Handel mit Baumwolle, Kakao, Sklaven, Salz, Gold (das einen kleinen Zusatz von Kupfer hatte), Farbmuscheln (mit deren Saft man die Götzenbilder und auch sich selber färbte), Harz, allerlei Räucherwerk für den Gottesdienst, Wachsfackeln, vielerlei Farben und Salben (mit denen sich die Indianer für Schlacht und Spiel sowie zum Schutz gegen Hitze und Kälte den Leib bemalen) und mit allerhand sonstigen Waren, die dort zum Bedürfnis gehören. Es gab in verschiedenen Orten weit und breit Märkte und Messen. In Nito besaß der Fürst ein großes Zweiggeschäft, und dort gehörte ihm ein ganzes Stadtviertel, wo nur seine Angestellten und Hörigen wohnten.
Apoxpalon war in jeder Hinsicht voller Entgegenkommen. So baute er den Hispaniern eine Brücke über einen Sumpf und schaffte Fahrzeuge heran, damit das Heer ein Haff überschreiten konnte. Als Gegenleistung ließ er sich nur eine Urkunde von Cortes ausstellen, in der ihm, für den Fall, daß wieder einmal
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