Die erste Mission
Ortung zu gut getarnt waren. Auf dem Infrarotscan wurden sie nicht abgebildet; die Temperatur ihres Fells entspricht der Umgebung. Jetzt haben sie das Dach der Fähre erklommen und mir einen der Sensor-Scanner abgebrochen.«
»Wie viele sind es?«, fragte van Deyk.
»Mindestens dreißig. Und ich würde ihre Intelligenz nicht unterschätzen. Sie wussten sich nahezu perfekt zu tarnen. Außerdem benutzen sie speerartige Waffen aus einem sehr harten knochenähnlichen Material. Damit kratzen sie an der Außenhaut herum.«
»Der Rückweg zur Fähre ist also abgeschnitten«, stellte van Deyk fest.
Sergeant Erixon gab den an der Mission beteiligten Marines den Befehl, einen Kreis um die restlichen Crewmitglieder zu bilden.
»Falls diese Wesen sprachbegabt sind, können wir über sie vielleicht Hinweise über diejenigen erhalten, die dieses Massaker angerichtet und wahrscheinlich auch die CAMBRIDGE vernichtet haben!«, meinte Fähnrich Ismet Smith.
Van Deyk ging darauf nicht ein. Stattdessen gab er einen unmissverständlichen Befehl an Erixon und seine Marines. »Gauss-Gewehre senken! Nehmen Sie Ihre Nadler und schalten Sie den Partikelstrom auf Betäubung!«
»Captain, wer sagt Ihnen, dass unsere Betäubungsgifte bei diesen Kreaturen Wirkung zeigen?«, wandte Sergeant Erixon ein.
Sein Einwand ist berechtigt , meldete sich eine kritische Stimme in van Deyks Hinterkopf. Die Biochemie der Yetis funktioniert auf völlig andere Weise. Es könnte also tatsächlich möglich sein, dass die Betäubung ohne Wirkung bleibt.
»Betäubung auf höchste Intensität schalten!«, befahl der Captain der JUPITER daraufhin und nahm den eigenen Nadler von der Magnethalterung an seinem Druckanzug, um ihn entsprechend einzustellen. Das ist der Zwiespalt, in dem du dich jetzt befindest! , raste es derweil durch seine Gedanken. Humanität gegen Effektivität und vielleicht sogar gegen die eigene Sicherheit. Niemand kann vorhersagen, wie diese zotteligen Monster reagieren. Vielleicht lässt sich Kontakt herstellen, und wir erhalten wertvolle Informationen über die geheimnisvollen Aggressoren. Ebenso gut ist es aber auch denkbar, dass sie uns für den Tod ihrer Artgenossen verantwortlich machen und in wahnhafter Wut über uns herfallen!
Van Deyk war sich keineswegs sicher, ob er das Richtige tat. Aber er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste und es manchmal sogar besser war, eine falsche Entscheidung zu treffen als gar keine.
Ein dumpfes Grollen erklang durch die Wand aus schmutzig braunem Dunst, der inzwischen kaum noch etwas vom Licht des Blauen Riesen hindurchschimmern ließ, so dicht war er geworden.
Dicke Methantropfen platschten auf den Boden und bildeten kleine Rinnsaale, die sich zu mäandernden Strömen vereinigten. Diese fingerdicken Ströme nahmen den Eisstaub mit sich, spülten ihn davon und sorgten dafür, dass es für die Mitglieder des Außenteams rutschig unter den Füßen wurde.
Das Grollen ertönte erneut. Zunächst hatte es van Deyk für ein Donnergrollen gehalten, das immer wieder zu hören war, sofern man die Außenmikros seines Raumanzugs aktiviert hatte.
In der dichten Atmosphäre Thorntons kam es immer wieder zu heftigen elektrischen Entladungen, gegen die alles, was es auf der Erde in dieser Hinsicht gab, nur wie ein laues Sommergewitter wirkte.
Aber das war kein Donner! , erkannte van Deyk, der gleichzeitig mit den Geräuschen auch einen unangenehmen Druck in der Magengegend verspürte.
Erneut ertönten diesmal grollende, sehr tiefe Laute, diesmal aus mehreren Richtungen. Der Magendruck verstärkte sich.
Die anderen Crewmitglieder schienen davon auch betroffen zu sein. Commander van Deyk konnte durch das Helmvisier Crewman Butthars Gesicht sehr gut sehen, der sich gerade zu ihm herumgewandt hatte. Es war aschfahl.
»Das müssen die Auswirkungen extrem starker niederfrequentierter Schallwellen sein«, keuchte er. »Mit Verlaub, Sir, ich glaube, ich übergebe mich gleich.«
»Schlucken Sie's runter, Crewman!«
»Ich hoffe, mein Magen hört auf Ihren Befehl, Captain!«
Jetzt tauchten die ersten zotteligen Gestalten aus dem Methandunst auf. Zuerst waren sie nur als dunkle, aber gewaltige Schemen zu erkennen. Dann konnte man auch Einzelheiten ausmachen. Sie hielten gewaltige Speere in den Händen. Drei Hände blieben frei, um mit handgroßen Eiskristallen zu werfen. Manche benutzten dazu auch Schleudern.
Ein erster Regen aus steinharten Eiskristallen ging über dem Team der JUPITER L-1 nieder.
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