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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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verschwand mit wehendem Umhang.
 
***
 
    Am Georgstag warten wir immer noch auf Nachricht von der englischen Flotte, als ein Bote gemeldet wird, der mit sehr ernstem Gesicht das Gemach betritt. Heinrich sitzt an meiner Seite, während der junge Mann von der Seeschlacht berichtet, die Edward so zuversichtlich zu gewinnen hoffte, die unsere Überlegenheit über die französische Flotte beweisen sollte. Auch Thomas Howard, Edwards Vater, ist zugegen, als wir von dem Schicksal des jungen Edward, meines Ritters Edward, erfahren, der mir versicherte, er werde eine französische Galeone in den Londoner Hafen bringen.
    Im französischen Hafen Brest setzte er die Flotte des Feindes fest, die keinen Ausfall wagte. Doch Edward war zu ungeduldig, um auf den nächsten Zug des Gegners zu warten, zu jung, um die Spannung auszuhalten. Er war ein Narr, ein liebenswerter Narr, wie die meisten unserer jungen Höflinge, denen das Gespenst der Unbesiegbarkeit im Kopf herumspukt. Edward Howard ging in die Schlacht wie ein Knabe, der keine Angst vor dem Tod hat, der den Tod nicht kennt, der nicht einmal die Gefahren abwägt. Wie die spanischen Granden meiner Kindheit hielt er Angst für eine Krankheit, die ihn nicht befallen könne. Er glaubte, dass Gott seine schützende Hand über ihn halte und dass er unverwundbar sei.
    Da die englische Flotte nicht weiter vorrücken konnte und die Franzosen geschützt im Hafen saßen, ließ er ein paar Ruderboote bemannen und fuhr selbst mit - in die Reichweite der französischen Kanonen! Es war eine Verschwendung, eine unbedachte Verschwendung seiner Soldaten und seiner selbst - und nur, weil er zu ungeduldig zum Warten war und zu jung, um seine Schritte gründlich zu überlegen. Es tut mir so leid, dass wir ihn, den teuren Edward, den jungen Wirrkopf, in den sicheren Tod schickten. Doch dann sage ich mir, dass mein Ehemann auch nicht älter und keinesfalls weiser ist und noch weniger vom Krieg versteht ... und dass selbst ich, eine Frau von siebenundzwanzig Jahren, verheiratet mit einem eben erst volljährigen Knaben, den Fehler begehen könnte, mich für unbesiegbar zu halten.
    Edward selbst führte das Enterkommando. Sie griffen das Flaggschiff des französischen Admirals an - allein dies ein außerordentlich gewagtes Unterfangen -, und fast augenblicklich ließen ihn seine Männer im Stich, da ihnen der Kampf zu wild wurde. Vom Deck des französischen Schiffes sprangen sie in ihre Boote - und manche in heilloser Angst in die Wogen -, während um sie her Schüsse hagelten. Sie stießen ab, ließen ihren Admiral allein, der kämpfte wie ein Wahnsinniger, mit dem Rücken zum Mast, hoffnungslos unterlegen. Er schaffte es, noch einen Ausfall zur Reling zu machen, wo er, wäre dort noch ein Boot gewesen, hätte herunterspringen können. Doch seine Mannschaft war bereits fort. Er riss sich die goldene Pfeife, Kennzeichen seines Ranges, vom Halse und schleuderte sie ins Meer, damit die Franzosen ihrer nicht habhaft werden sollten, und stellte sich dann erneut seinen Gegnern. Immer noch fechtend unterlag er, von einem Dutzend feindlicher Schwerter getroffen. Doch selbst stolpernd und strauchelnd, sich auf einen Arm stützend kämpfte er noch, versuchte er, die Hiebe zu parieren. Dann traf ein Gegner seinen Schwertarm, und er vermochte sich nicht mehr zu wehren. Die Franzosen hätten nun vom Kampfe ablassen, zurücktreten und seinen Mut ehren können, doch das taten sie nicht; sie bedrängten ihn weiter und fielen ihn an wie hungrige Köter einen Kadaver auf dem Smithfield-Markt. Edward starb an über hundert Stichwunden.
    Sie warfen seinen Leichnam ins Meer. So gering achteten ihn diese französischen Soldaten, diese sogenannten Christen! Sie zeigten so wenig christliche Barmherzigkeit wie die Ungläubigen, die Mauren. Sie gönnten Edward nicht die Letzte Ölung, das Totengebet oder ein christliches Begräbnis, obwohl ein Priester zugegen war und die Tat beobachtete. Sie warfen Edwards Leichnam ins Meer, als wäre er verdorbener Proviant, den die Fische fressen mochten.
    Dann erst begriffen die Franzosen, dass es sich um Edward Howard handelte, um meinen teuren Edward Howard, Admiral der englischen Marine und Sohn eines reichen englischen Adeligen - und es tat ihnen leid, dass sie ihn über Bord geworfen hatten wie einen toten Hund. Nicht, weil sie seine Ehre beschmutzt hatten, oh nein! - sondern weil sie Lösegeld hätten fordern können. Gott weiß, wie viel wir gezahlt hätten, um Edward wieder bei

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