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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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seinen Feldzug in Frankreich gehen kann und mich allein lässt, damit ich mich um das Schottenproblem kümmern kann.
    »Er muss endlich lernen, Soldaten in die Schlacht zu führen«, sagt Thomas Howard zu mir. »Nicht nur Knaben ins Bordell - verzeiht die offenen Worte, Euer Gnaden.«
    »Ich weiß«, erwidere ich. »Er muss sich seine Sporen verdienen. Aber das Risiko ist so groß.«
    Der altgediente Soldat legt seine Hand auf meine. »Nur wenige Könige sterben in der Schlacht«, sagt er beschwichtigend. »Nehmt nicht König Richard als Beispiel, der ja fast mit Absicht ins offene Messer gelaufen ist. Denn er wusste, dass er verraten worden war. Einem König geschieht eher, dass er als Geisel genommen wird, damit der Feind ein Lösegeld fordern kann. Dies ist nichts im Vergleich zu dem Risiko, das Ihr auf Euch nehmt, wenn Ihr eine große Armee ausrüstet und gegen Frankreich schickt und dann versucht, mit dem kläglichen Rest gegen die Schotten zu kämpfen!«
    Einen Augenblick schweige ich betroffen. Ich wusste nicht, dass er meinen Plan erraten hatte. »Wer denkt, dass ich diese Absicht hege?«
    »Nur ich.«
    »Habt Ihr es irgendjemandem erzählt?«
    »Nein«, bekennt er gleichmütig. »Meine vornehmste Pflicht gilt England, und ich glaube, dass Ihr richtig handelt. Wir müssen die Schotten ein für alle Mal befrieden, und der Zeitpunkt ist günstig, wenn der König auf der anderen Seite des Meeres weilt.«
    »Wie ich sehe, seid Ihr um meine Sicherheit kaum besorgt?«, kann ich nicht umhin zu bemerken.
    Er zuckt die Achseln und schmunzelt. »Ihr seid eine Königin«, lautet seine Antwort. »Das Volk liebt Euch, mag sein. Aber wir können immer eine neue Königin bekommen. Einen zweiten Tudor-König hingegen nicht.«
    »Ich weiß«, sage ich. Die Wahrheit ist so klar wie Wasser: Ich kann ersetzt werden, Heinrich jedoch nicht. Ich zähle erst, wenn ich den Tudors einen Sohn und Thronfolger geboren habe.
    Thomas Howard hat also meinen Plan erraten. Ich bin mir absolut sicher, worin meine heiligste Pflicht besteht: gen Norden zu marschieren, gegen die Schotten, die, wie Arthur mich lehrte, die größte Bedrohung Englands darstellen. Und genau das werde ich tun. Soll Heinrich ruhig seine schönste Rüstung anlegen und mit seinen engsten Freunden in das große Turnier namens Krieg gegen Frankreich ziehen. Der Kampf an unserer Nordgrenze wird dagegen ein blutiges Gemetzel sein, aber der Sieg wird uns für Generationen den Frieden sichern. Ich will England für mich und meinen Sohn zu einem sicheren Hort machen, und für die Könige, die nach uns kommen. Ich muss die Schotten schlagen.
    Selbst wenn ich keinen Sohn gebären sollte, selbst wenn ich nie Veranlassung haben werde, Unserer Lieben Frau von Walsingham für einen Sohn zu danken, werde ich dennoch meine erste und vornehmste Pflicht meinem geliebten England gegenüber erfüllt haben, indem ich die Schotten besiege. Auch wenn ich in Ausübung dieser Pflicht sterben sollte.
    Ich unterstütze Heinrich in seiner Kriegsbegeisterung, ich erlaube nicht, dass sie ihm genommen wird. Ich widerspreche sämtlichen Mitgliedern des Kronrates, die meines Vaters Unzuverlässigkeit als Begründung nehmen wollen, dass wir besser nicht in den Krieg ziehen. Teils stimme ich ihnen zu, weil ich glaube, dass wir eigentlich kein Motiv für diesen Krieg haben und auch nicht viel gewinnen können. Aber ich weiß, dass Heinrich darauf brennt zu kämpfen und dass er Frankreich für seinen Erzfeind hält und König Ludwig für seinen Erzrivalen. Außerdem ist mir daran gelegen, Heinrich in diesem Sommer aus dem Weg zu haben, damit ich mich dem Schottenproblem widmen kann. Und das Einzige, was ihn ablenken wird, ist ein glorreicher Feldzug. Ich will diesen Krieg, weil die Franzosen uns im Süden bedrohen und die Schotten im Norden - und so müssen wir gegen die einen kämpfen und mit den anderen spielen, um auch in Zukunft die Sicherheit Englands zu gewährleisten.
    Stundenlang liege ich in der Kapelle auf den Knien im Gebet. Doch ich spreche nicht mit Gott, sondern mit Arthur, in langen, stillen Tagträumen. »Du hattest sicher recht, Liebster«, flüstere ich in meine gefalteten Hände, »als du mich vor der schottischen Gefahr warntest. Wir müssen sie bezwingen, sonst werden wir nie in Frieden schlafen können. Wenn es nach mir geht, so wird dieses Jahr Englands Schicksal entschieden. Wenn ich meinen Willen durchsetzen kann, dann schicke ich Heinrich nach Frankreich und ziehe selber gegen die

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