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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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in Frankreich einfallen? Mein Vater wird im Süden für uns kämpfen, dann werden wir ja sehen, ob er uns die Guyenne erobern kann. Wenn es zu seinem Vorteil ist, dann tut er es gewiss, wartet nur ab! Und wenn er Teile der französischen Armee im Süden bindet, kann die Normandie nicht ausreichend verteidigt werden.«
    Sogleich kehrt Heinrichs Zuversicht zurück. »Ich werde in den Krieg ziehen«, verkündet er. »Ich werde selbst auf das Schlachtfeld reiten. Euer Vater wird nichts mehr an der englischen Armee zu tadeln finden, wenn ich den Oberbefehl habe.«
    Ich zögere ein wenig, bevor ich antworte. Der Krieg ist ein gefährliches Spiel, und solange wir keinen Sohn und Erben haben, ist Heinrich über alle Maßen kostbar. Solange er außer Landes ist, werden hundert Thronprätendenten versuchen, ihre Chance zu ergreifen. Aber wenn ich Heinrich einsperre, wie seine Großmutter es tat, werde ich meinen Einfluss auf ihn verlieren. Er muss den Krieg kennenlernen, und ich weiß, dass er dies am besten in einem Feldzug kann, den mein Vater befehligt, denn dieser will ebenso wie ich, dass mir der englische Thron erhalten bleibt. Überdies ist es viel sicherer, gegen die ritterlichen Franzosen zu kämpfen als gegen die blutrünstigen Schotten. Und zudem hege ich einen geheimen Plan, und dieser erfordert, dass Heinrich außer Landes ist.
    »Ja, tut das«, sage ich also. »Und ich sorge dafür, dass Ihr die beste Rüstung und das stolzeste Ross und den schönsten Knappen bekommt, der je einen König auf das Schlachtfeld begleitete.«
    »Thomas Howard meint, wir sollten den Krieg gegen Frankreich verschieben, bis wir die Schotten besiegt haben.«
    Ich schüttele den Kopf. »In Frankreich werdet Ihr zusammen mit zwei anderen Herrschern im Felde stehen«, versichere ich. »Es wird ein glorreicher Krieg, an den sich die Welt noch lange erinnern wird. Die Schotten sind eine kleinere Gefahr, sie können warten, denn sie sind bestenfalls Banditen, die uns an der Grenze etwas Ärger bereiten. Und sollten sie während der Zeit des Frankreichfeldzuges im Norden einfallen, kann sogar ich eine Strafexpedition gegen sie leiten, während Ihr in Frankreich den wichtigen Krieg bestreitet.«
    »Ihr wollt gegen die Schotten ziehen?«, fragt er ungläubig.
    »Warum denn nicht? Sind wir denn nicht ein junges Königspaar, im Vollbesitz seiner Kräfte? Wer sollte es wagen, sich uns entgegenzustellen?«
    »Niemand! Ich werde mich nicht davon abbringen lassen«, erklärt Heinrich entschlossen. »Ich werde die Franzosen besiegen, und Ihr sollt uns vor den Schotten beschützen.«
    »Das tue ich«, verspreche ich ihm. Genau so habe ich es vorgehabt.

 
 
F RÜHLING 1513
 
    Heinrich sprach den ganzen Winter von nichts anderem als Krieg, und im Frühling begann Katharina mit einer großen Musterung und Ausrüstung für den Einmarsch in Nordfrankreich. Der Vertrag mit Ferdinand garantierte, dass er für England die Guyenne erobern sollte, während die englischen Truppen die Normandie einnahmen. Die Armee von Maximilian, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, sollte im Norden Frankreichs zu den Engländern stoßen. Wenn alle drei Verbündeten getreu der Abmachung gleichzeitig angriffen, war es ein unfehlbarer Plan.
 
***
 
    Es überrascht mich gar nicht, als ich entdecke, dass mein Vater Frieden mit Frankreich geschlossen hat, und zwar genau in jenen Tagen, als ich Thomas Wolsey, den königlichen Almosenmeister, sämtliche Städte Englands anschreiben ließ, um in Erfahrung zu bringen, wie viele Soldaten eine jede gegen Frankreich entsenden könne. Ich wusste ja, dass Vater nur an das Überleben Spaniens dachte: Spanien steht über allem. Ich tadele ihn nicht dafür. Jetzt, da ich selbst Königin bin, verstehe ich ein wenig besser, was es heißt, ein Land so leidenschaftlich zu lieben, dass man dafür alles und jeden verrät - sogar die eigene Tochter. Mein Vater, der die Wahl hat zwischen einem lästigen Krieg mit geringer Beute und einem Frieden mit reichen Möglichkeiten, entscheidet sich natürlich für den Frieden und ist plötzlich gut Freund mit Frankreich. Er hat uns hervorragend betrogen, ohne ein Sterbenswörtchen zu verraten.
    Als seine gewaltige Niedertracht ans Licht kommt, schiebt er alle Schuld auf seinen Botschafter und auf verloren gegangene Briefe. Das ist eine fadenscheinige Ausrede, aber ich beklage mich nicht. Sobald der Sieg uns sicher ist, wird Vater wieder zu uns stoßen. Für mich ist nun die Hauptsache, dass Heinrich auf

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