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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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uns zu haben! Also ließen sie Boote zu Wasser und ließen die Matrosen mit Bootshaken nach Edwards Leichnam fischen, als wäre er Bergungsgut eines Schiffbruches. Nachdem sie ihn geborgen hatten, nahmen sie ihn aus wie einen Karpfen, schnitten sein Herz heraus, salzten es ein wie Klippfisch, nahmen seine Kleider als Andenken und schickten sie an den französischen Hof. Die ausgeschlachteten Überbleibsel schickten sie seinem Vater und mir.
    Diese grausame Geschichte erinnert mich an Hernando Perez del Pulgar, der einst den gefährlichen Überfall auf die Alhambra unternahm. Wäre er gefangen worden, dann hätten die Mauren ihn getötet, doch ich glaube, nicht einmal sie hätten ihm das Herz herausgeschnitten. Nein, die Mauren hätten ihn als würdigen Feind anerkannt, als einen Mann, dem Ehre gebührte. Sie hätten uns als Geste der Ritterlichkeit seinen Leichnam zurückgesandt. Vielleicht hätten sie sogar binnen einer Woche ein Lied auf ihn gedichtet, das man schon bald landauf, landab in Spanien gesungen hätte. Sie waren zwar Ungläubige, doch sie besaßen eine Würde, die manchen Christen in erschütterndem Maße fehlt. Wenn ich an diese Franzosen denke, dann schäme ich mich, edle Menschen wie die Mauren als »Barbaren« zu bezeichnen.
    Auch Heinrich ist von diesem furchtbaren Geschehen und unserer Niederlage erschüttert. Edwards Vater altert in der kurzen Viertelstunde, die der Bote für seinen Bericht benötigt. Unten vor der Tür liegt auf einem Karren der Leichnam seines Sohnes, dessen Kleider als Kriegsbeute an Madame Claude, die Tochter des französischen Königs, geschickt wurden, und dessen Herz der französische Admiral als Andenken behalten will. Ich vermag weder Heinrich noch Thomas Howard zu trösten, denn ich bin selbst zu erschüttert. Ich eile in meine Kapelle und schütte der Gottesmutter mein Herz aus, denn auch sie weiß, was es bedeutet, einen geliebten jungen Mann zu verlieren. Und während ich auf den Knien liege, gelobe ich, dass die Franzosen den Tag noch bedauern werden, an dem sie meinem Ritter die Ehre raubten. Für diese abscheuliche Tat werden sie bezahlen. Ich werde ihnen niemals vergeben.

 
 
S OMMER 1513
 
    Der Tod Edward Howards veranlasste Katharina, noch härter für die Vorbereitungen zu arbeiten, damit die englische Armee bald in See stechen konnte. Heinrich mochte Ruhm und Ehre im Sinne haben, sie jedoch sorgte gewissenhaft dafür, dass echte Kugeln und Kanonen zur Verfügung standen und gute Schwerter und Bogen, die hervorragend gefertigt waren und zielgenau trafen. Katharina hatte die Wirklichkeit des Krieges ihr Leben lang gekannt, Heinrich jedoch begriff erst jetzt, beim Tode Edward Howards, dass der Krieg kein Märchen war und kein heldenhaftes Turnier. Ein vom Glück begünstigter, brillanter junger Mann wie Edward konnte bei strahlendem Sonnenschein unter vollen Segeln die Heimat verlassen und in Stücke gehauen auf einem Karren heimkehren. Zu Heinrichs Gunsten musste gesagt werden, dass er seinen Mut nicht verlor, nachdem die schreckliche Wahrheit vor seine Tür gekommen war. Befriedigt stellte er fest, dass Edwards jüngerer Bruder Thomas sich anschickte, Edwards Stellung zu übernehmen, und dass der alte Howard Truppen anmusterte, die seinen Sohn rächen sollten.
    Im Mai wurde die erste Hälfte der Armee nach Calais geschickt, und Heinrich machte sich bereit, im Juni mit dem zweiten Truppenkontingent zu folgen. Er war in einer düsteren Stimmung, die man nie zuvor an ihm erlebt hatte.
    Katharina und Heinrich ritten den gesamten Weg von Greenwich nach Dover, wo Heinrich sich einschiffen sollte. In den Ortschaften am Wege ließen die Menschen das junge Herrscherpaar hochleben, und weitere Soldaten wurden angemustert. Heinrich und Katharina saßen auf Schimmeln, und Katharina ritt im Herrensitz, das lange blaue Kleid rings um sich gebreitet. Auch Heinrich sah großartig aus. Er war größer als jeder andere Streiter Englands und stärker als die meisten. Seine goldenen Haare wehten im Wind, und er grüßte lächelnd zu beiden Seiten.
    Stets waren beide in gleiche Rüstungen aus Silber und Gold gekleidet. Katharina trug nur Brustharnisch und Helm aus fein gehämmertem Eisen mit ziseliertem Gold, während Heinrich eine Vollrüstung trug, die ihn von den Fingerspitzen bis zu den Zehen umhüllte. Er scherte sich nicht um die Hitze. Er ritt mit hochgeklapptem Visier, unter dem die blauen Augen blitzten, und trug einen Goldreif um den Helm. Zu beiden Seiten des

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