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Die ewige Straße

Die ewige Straße

Titel: Die ewige Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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eingehend. Dann schüttelte er den Kopf. Die anderen zuckten nur die Schultern.
    Chaka bestellte eine weitere Runde. »Mein Bruder kam vor ungefähr zehn Jahren hier durch«, fuhr sie fort. »Er gehörte zu einer Gruppe von mehreren Leuten, und sie charterten ein Schiff, um über das Meer zu fahren.«
    »Wohin?« fragte Blue.
    Chaka sah auf die Zeichnung. »Dorthin«, sagte sie. »Wo auch immer das ist.«
    »Immer wieder kommt von Zeit zu Zeit irgend so ein verdammter Idiot«, brummte Keel, »und will aufs Meer. Meistens suchen sie nach neuen Handelspartnern. Aber an den Küsten gibt es nichts außer den verfluchten Tuks. Wenn jemand schon über das Meer fahren will, dann braucht er auch ein Boot, das stabil genug ist. Du sagst, es sei zehn Jahre her. Damals fuhren mehrere Schiffe wegen dem einen oder anderen bescheuerten Auftrag über das Meer. Nicht alle kamen zurück.«
    »Diese Leute suchten nach Haven«, sagte Chaka. »Sie wurden von einem älteren Mann namens Karik Endine geführt. Graues Haar. Mittelgroß. Sah ganz gewöhnlich aus.«
    »Das macht es natürlich einfach!« lachte Keel. »Aber wie es der Zufall so will – ich weiß Bescheid über diesen Endine. Ich schätze, hier gibt es niemanden, der die Geschichte noch nicht gehört hat.«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Ehrlich gesagt, eine ganze Menge Geschichten, und die meisten davon widersprüchlich. Kommt immer darauf an, wer sie gerade erzählt, schätze ich. Sie waren Schatzsucher, wenn ich mich recht erinnere. Schlossen einen Handel mit einem der Kapitäne ab, einem Mann namens Dolbur. Er nahm sie mit. Zuerst flußabwärts, und dann an der Küste entlang nach Norden. Aber sie wurden von etwas überrascht, mit dem niemand gerechnet hatte.«
    »Und was war das?«
    »Etwas. Ich glaube nicht, daß irgend jemand je in Erfahrung gebracht hat, was genau es war. Ein Geist. Ein Wasserdämon. Irgend etwas eben. Kommt ganz darauf an, wer die Geschichte erzählt. Sie verloren viele Leute. Niemand von der Besatzung, aber alle, die mit Endine gegangen waren. Nur ein einziger Mann kehrte zurück.«
    »Und das war Endine selbst«, sagte einer der anderen.
    Keel sah Chaka lange in die Augen.
    »Wo finde ich diesen Dolbur?«
    Keels Zähne blitzten durch seinen Bart hindurch. »Ihn zu finden ist nicht schwer. Mit ihm zu reden schon. Er ist nämlich tot. Ich überlege gerade, wer sonst noch auf seinem Schiff war.«
    »Knobby«, sagte die Frau.
    Keel nickte. »Ja. Knobby war einer von Dolburs Besatzung.«
    »Wer ist Knobby?«
    »Der erste Maat. Willst du mit ihm reden?«
    »Selbstverständlich.«
    »Dann komm morgen wieder. Gleiche Zeit.«

Kapitel 26
     
     
    Knobbys richtiger Name lautete Mandel Aikner. Chaka war zu höflich, um nach dem Grund für seinen Spitznamen zu fragen, doch es brauchte nicht viel Phantasie, um darauf zu kommen, daß er ihn wegen seines kahlen Schädels trug, der aussah, als sei er mehrfach mit einem dicken Knüppel malträtiert worden. Knobbys Gesichtszüge waren auffällig: gewaltige Ohren, eng beieinanderstehende, mißtrauische Augen und ein Kinn, das so flach war wie die Unterseite einer Schaufel. Aus dem Halsausschnitt seines Unterhemds lugte ein Pelz aus drahtigem grauem Haar.
    »Ich wüßte nicht, was ich noch erzählen könnte, das Sie und Ihre Gefährten nicht längst wissen, Chaka«, sagte er, während sie auf ihre Steaks warteten. (Chaka hatte sich allein mit ihm getroffen, in der Hoffnung, daß er gegenüber einer Frau weiter aus sich herausgehen würde.)
    »Gehen Sie davon aus, daß ich überhaupt nichts weiß, Knobby«, begann sie. »Karik Endine und seine Leute kamen in Brockett an und wollten ein Schiff chartern. Warum erzählen Sie nicht einfach von da an weiter?«
    Knobby nahm die Karaffe, betrachtete den dunklen Wein darin, füllte sein Glas auf und dann ihres. »Bevor ich anfange«, sagte er, »möchte ich eines klarstellen. Ich werde auf gar keinen Fall dorthin zurückkehren. Verstanden? Ich sage Ihnen alles, was ich weiß, aber ich werde nicht dorthin zurückkehren.«
    »In Ordnung«, antwortete Chaka.
    Sie beschrieb ihren Bruder und fragte Knobby, ob er ihn gesehen hatte.
    »Ja«, antwortete er. »Ich kannte Arin.«
    Ihr Herz pochte wild.
    »Er war ein gutaussehender junger Bursche. Redete nicht viel. Ich kannte sie alle. Shay. Tori. Mira. Axel. Random. Selbst nach so vielen Jahren erinnere ich mich an sie. Und an Endine.« Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Es fällt mir schwer, das alles zu

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