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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Schlange in der Krypta war heute nicht besonders lang, das Nieselwetter hielt die Touristen in den Hotels oder den großen Kaufhäusern: Mir wäre ein wenig Gedränge und Geschubste fast lieber gewesen, dann wäre wenigstens was los, hätte mich Gewusel wach gehalten. Zudem waren heute ein paar besonders unerfreuliche Gestalten unter den Besuchern und ich beneidete Jack nicht darum, dass er Dienst in der Kammer hatte: Ich konnte wenigstens sitzen, musste nicht diese alberne Kutte tragen - und wenn ich gähnen wollte, konnte ich das hemmungslos tun, ohne damit einen armen Touristen aus der Dunkelheit heraus zu Tode zu erschrecken.
    Ich griff nach meinem Kaffee und fuhr pflichtschuldig mit dem Joystick näher an die nächsten vier oder fünf Leute in der Schlange heran: vorne zwei Asiaten, die wahrscheinlich heute schon am Petersdom angestanden hatten und mit geduldiger Leidensmiene auf die Tür zur Schwertkammer starrten. Dahinter ein schrecklich fettes Mädchen in viel zu engen Jeans und dann eine junge Frau, die deutlichen Abstand zu einem Mann fortgeschrittenen Alters hielt, dessen spärliche Haare im milden Licht der Kerzen mit dem speckigen Kragen seiner Jacke um die Wette glänzten, pfui Teufel. Er sagte irgendwas zu der jungen Frau vor ihm, die reagierte nicht und rückte beiläufig noch ein bisschen zu dem dicken Mädchen auf. Sie überragte den Fettigen um einen Kopf und die Fette um einiges mehr - Grund genug, mal ein wenig näher ranzuzoomen: blond, sagte die Kamera, die langen Haare hinten zu einem lockeren, etwas verwuschelten Pferdeschwanz zusammengebunden. Beine bis ins Nirgendwo, auch wenn sie Touristenbekleidung Standardvariante A (Jeans und Turnschuhe) trug. Oben eine Regenjacke und ein weißer, ellenlanger Schal, darunter ein eng sitzendes Top - sehr ansehnlich. Ihr Gesicht konnte ich nicht erkennen, und jetzt trat sie auch noch aus dem Blickfeld von Kamera drei heraus.
    Ich wechselte auf Kamera eins: Der erste der Asiaten war in der Kammer - Eintritt nur einzeln, die goldene Regel Nummer Eins, gilt auch für Reisegruppen, frisch Verliebte, frisch Verheiratete, frisch Zerstrittene. Zurück zur Blonden, diesmal mit Kamera zwei, die direkt über der Tür zur Schwertkammer angebracht war: Die Augenfarbe der Blonden konnte ich nicht ausmachen, dafür war das Licht zu schwach und der Winkel ungünstig - aber eher Blau oder Grau als Braun oder Schwarz, vielleicht ausnahmsweise mal eine echte Blondine? Ovales Gesicht, schmale Nase, toller Mund, hohe Wangenknochen - viel zu dünn für meinen Geschmack, aber eindeutig der Hingucker des Monats, wenn nicht gar des Jahres.
    Jetzt war der zweite Asiate drin, die Blonde rückte weiter vor und blätterte in ihrem Reiseführer. Ich warf einen Blick auf die Kammer-Kamera: Der zweite Asiate ging schon wieder raus, natürlich erfolglos. Ich konnte Jack in seiner dunklen Ecke im tiefen Schatten hinter der Tür von hier aus ebenso wenig sehen wie die Leute unten, aber immerhin konnte ich ihn über das Headset in seinem Ohr vorwarnen, wenn besonders Erfreuliches oder Unerfreuliches auf ihn zu kam. Antworten würde er allerdings nicht: Das sorgte bei den Touristen in der Kammer schon mal für Herzstillstände und Panikattacken.
    "He, Jack! Gleich kommt eine Blonde, die dir gefallen wird, hat einen Reiseführer auf Deutsch. Vorsicht bei dem Typen dahinter - den kann ich fast schon von hier riechen."
    Die Blonde war an der Tür angekommen, drinnen rüttelte das fette Mädchen mit beiden Händen am Schwert, sah sich dann verstohlen um und machte ein Foto mit dem Handy, wenn ich das von hier richtig erkennen konnte. Kurz darauf leuchtete die Kontrolle: Jack hatte das Foto bestätigt. Ich checkte, ob Jo auf seinem Posten war, oben am Ausgang der Krypta - er gab mir einen gestreckten Daumen in Kamera sechs und würde die Kleine abfangen. 'Keine Fotos' bedeutete nun mal auch keine Fotos, die goldene Regel Nummer Zwei, gilt auch für ... na, ihr wisst schon.
    Jo nahm das Mädchen dezent beiseite, als es die Kammer verlassen und mit wackelnden Wabbel-Hüften die Treppe zurück in die Kirche erklommen hatte - und ich schwankte zwischen Kamera sechs und der Kammer, in der die Blonde nach einem prüfenden Rundumblick gerade zielstrebig auf das Schwert zuging. Ich blieb kurz bei ihr: Sie ging mit dem Näschen nah an das Schwert heran, bewunderte den Griff. Das sah niedlich aus, schien aber länger zu dauern, die Blonde war wohl eher gegenständlich denn herrschaftlich

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